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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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und wo sich reinere und längst nicht von solcher Grausamkeit wie ich sie hier angetroffen habe, erfüllte Geister daran erfreuen werden.«
    »Große Worte«, sagte ich. »Aber die Tatsachen bleiben. Sie haben diese Gemälde gestohlen.«
    »Gestohlen? Ich habe sie gerettet! Ich sage Ihnen, noch ehe dieses Jahr um wäre, wären sie samt und sonders zerstört.

    71

    Nennen Sie es Diebstahl, wenn man einmalige Kostbarkeiten aus einem brennenden Tempel rettet?« Er beugte sich zu mir herunter. »Ist das ein Verbrechen?«
    »Warum versuchen Sie statt dessen nicht erst einmal, dem Feuer Einhalt zu gebieten?« konterte ich. »Sie wissen – ich nehme an, aus Ihren historischen Unterlagen –, daß heute nacht oder morgen früh der Krieg ausbrechen wird. Warum verwenden Sie Ihre Kenntnisse nicht dazu, ihn zu verhindern?«
    »Weil ich es nicht kann. Die Unterlagen sind skizzenhaft, unvollständig. Es ist mir nicht einmal gelungen, genau festzustellen, wie der Krieg begann – oder vielmehr beginnen wird.
    Irgendein trivialer Zwischenfall unbekannter Natur. In dieser Hinsicht ist uns nichts klar.«
    »Aber könnten Sie nicht die Regierung warnen?«
    »Und damit die Geschichte verändern? Den natürlichen Ablauf der Ereignisse? Unmöglich!«
    »Verändern Sie ihn nicht schon, indem Sie diese Gemälde an sich nehmen?«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Wirklich?« Ich sah ihm in die Augen. »Ich verstehe nicht, wieso. Aber die ganze Angelegenheit ist sowieso unmöglich.
    Ich habe schon zuviel Zeit damit vergeudet, mich mit Ihnen zu unterhalten.«
    »Zeit!« Er warf einen Blick auf die Wanduhr. »Beinahe Mittag. Ich habe nur noch neun Stunden. Und noch so viel zu erledigen. Das Gerät muß justiert werden.«
    »Wo befindet sich denn dieser kostbare Mechanismus?«
    »Draußen in der Bucht. Natürlich getaucht. Das hatte ich schon bei der Konstruktion berücksichtigt. Sie können sich vielleicht vorstellen, wie gefährlich es wäre, an Land durch die Zeit zu reisen, da sich die Erdoberfläche ja verändert. Aber das Meer bleibt ziemlich unverändert. Ich wußte, daß ich die meisten Gefahrenquellen praktisch ausgeschaltet hatte, wenn ich einige Meilen von der Küste entfernt starten und 72

    ankommen würde. Außerdem bietet das Meer das ideale Versteck. Mit einfachen, mechanischen Mitteln werde ich mich heute abend über die Stratosphäre erheben und dann, wenn ich den Anziehungsbereich der Erde hinter mir gelassen habe, mit dem Gantic-Antrieb die Dimensionen …«
    Kein Zweifel. Ich brauchte sein Gerede nicht zu Ende anzuhören, um zu wissen, daß er total verrückt war. Schade. Er war ein hübscher Bursche.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Die Zeit ist um. Ich tue es nicht gern, aber ich habe keine andere Wahl. Bewegen Sie sich nicht.
    Ich werde jetzt die Polizei anrufen.«
    »Stop! Sie dürfen nicht anrufen! Ich werde alles tun. Ich werde Sie sogar mit mir nehmen. Genau, ich werde Sie mitnehmen! Möchten Sie nicht Ihr Leben retten? Möchten Sie der Vernichtung nicht entkommen?«
    »Nein. Niemand wird entkommen«, bedeutete ich ihm. »Und Sie ganz besonders nicht. Jetzt bleiben Sie still stehen und lassen Sie Ihre komischen Vorschläge. Ich werde anrufen.«
    Er blieb stehen. Er stand still. Ich nahm den Hörer auf und lächelte ihn dabei süß an. Er lächelte zurück. Er sah mich an.
    Irgend etwas geschah.
    Es hat schon viele Diskussionen über die klinischen Aspekte der hypnotischen Therapie gegeben. Ich erinnere mich daran, daß man in der Schule einmal den Versuch machte, mich zu hypnotisieren. Ich war völlig immun. Ich schloß daraus, daß eine gewisse Bereitschaft, mitzumachen und eine gewisse Beeinflußbarkeit vorhanden sein müssen, damit man sich ein Medium in Hypnose völlig unterwerfen kann.
    Ich hatte mich getäuscht.
    Ich hatte mich getäuscht, weil ich mich jetzt plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Keine Lichter, keine Spiegel, keine Stimmen, keine Suggestion. Ich konnte mich nur nicht mehr bewegen. Ich saß da und hielt die Pistole in der Hand. Ich saß da und mußte zusehen, wie er hinausging und die Tür hinter 73

    sich zuschloß. Ich konnte sehen und fühlen. Ich konnte sogar hören, wie er »Leben Sie wohl« sagte.
    Aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte reagieren, aber nur soweit dies meine Lähmung zuließ. Ich konnte zum Beispiel die Uhr an der Wand ansehen.
    Ich beobachtete die Zeiger der Uhr von Mittag bis sieben Uhr abends. Während des Nachmittags kamen mehrere Patienten, konnten nicht herein

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