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Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
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Loch in den Schädel. Er fiel augenblicklich auf den Rücken. Es war keinerlei Blut geflossen, doch konnte Poe durch das Loch hindurch klar und deutlich die Holzverkleidung der Abteilwand sehen.
     »Helfen Sie mir, ihn rauszuschaffen«, sagte Taylor.
     »Was?«
    »Wir müssen ihn loswerden«, sagte er. »Und zwar so schnell wie möglich. Kommen Sie. Helfen Sie mir, ihn aus dem Fenster zu werfen.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Poe, der es so gut es eben ging vermied, die Leiche direkt anzusehen. »Sagen Sie mir, was ich tun soll.«
    Taylor legte ihm beruhigend die Hand auf den Rücken und sagte: »Entspannen Sie sich. Es ist nur ein toter Körper. Aber wir müssen ihn loswerden.« Und damit schob er das Fenster des Abteils hoch. Eisiger Fahrtwind wehte herein, und das hastige tatt-tatt, tatt-tatt, tatt-tatt der Schwellen drang laut an ihre Ohren. Taylor bedeutete Poe, die Füße des toten Schaffners zu nehmen, und griff selbst unter die Arme des Leichnams.
    »Auf drei«, sagte Taylor und begann zu zählen. »Eins! Zwei! Drei!« Und mit einem kräftigen Ruck hoben sie den toten Körper gemeinsam in die Höhe, wuchteten ihn auf die Fensterkante und schoben ihn schließlich hinaus in die Nacht. Vom Aufprall auf das Schotterbett war nur wenig zu hören. Und Taylor beeilte sich, das Fenster sofort wieder zu schließen.
    »Gut gemacht«, sagte er.
    Poe, der sich noch immer nicht ganz von dem Schrecken erholt hatte, fragte: »Was um Himmels willen war das?«
    »Vermutlich ein Leberfisch «, sagte Taylor, der zur Abteiltür gegangen war und auf den Gang hinausschaute. Doch es war niemand zu sehen.
     »Ein Leberfisch. Der Wurm, den Sie gesehen haben. Wir nennen diese Kreaturen so, weil sie diese eigentümliche schwarz glänzende Farbe haben. Die Leber wird in einigen Kulturen als Sitz der Seele angesehen – haben Sie das gewusst?«
    »Nein.«
    »Wir kennen das Phänomen der Leberfische schon eine ganze Weile. Sie genau zu erforschen ist äußerst schwierig, da nur der Betroffene selbst sie sehen kann.«
    »Nur der Betroffene selbst …?« Poe klang wie ein schwaches Echo. »Was meinen Sie damit?«
    »Dass sie nur für denjenigen sichtbar sind, hinter dem sie – nun ja, hinter dem sie her sind.«
    Das erklärte auch, dachte Poe bei sich, weshalb weder er noch die Ärzte die vermeintlich eingebildeten schwarzen Schatten gesehen hatten, die Reynolds auf seinem Sterbebett dermaßen in Angst und Schrecken versetzt hatten. Sie waren keineswegs ein Produkt seiner Fieberträume gewesen. Sie waren real. Kein Wunder, dass er sich halb zu Tode geängstigt hatte, der arme Kerl.
    »Und welchen Zweck haben diese – Leberfische?« 
    »Eine Theorie besagt, dass sie die Aufgabe haben, Dinge, die in Unordnung geraten sind, wieder ins Lot zu bringen.«
    »Aber welche Dinge sind denn in Unordnung geraten?«, fragte Poe, der rein gar nichts mehr verstand.
    »Sehen Sie«, sagte Taylor. »Edgar Allan Poe ist den Geschichtsbüchern und – wie es einige sehen – seinem ihm vorbestimmten Schicksal zufolge am 7. Oktober des Jahres 1849 gestorben.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr erst fort, als Poe in keiner Weise darauf reagierte. »Sie aber sind noch am Leben. Verstehen Sie nicht? Wenn es tatsächlich ein uns vorausbestimmtes Schicksal gibt, wenn eine Fügung existiert, die unser Dasein bestimmt, die festlegt, wann und wo wir diese Welt verlassen, dann haben wir dieses empfindliche System gestört, als wir Sie dort herausholten.«
    »Sie meinen …« Poe stockte, denn das Entsetzliche dieser Vorstellung kam ihm gerade zu Bewusstsein. »Sie meinen diese Wesen … diese Leberfische, wie Sie sie nennen, sind hinter mir her, um mein Überleben ungeschehen zu machen?«
    »So ungefähr«, sagte Taylor, hob aber gleich beschwichtigend beide Arme. »Wie gesagt, das ist allerdings nur eine Theorie. Es gibt andere, die weniger schlimm sind«, sagte er lahm und wenig überzeugend.
    Poe nickte. Aber er fragte sich auch, ob sie mit ihrem Tun die Vorsehung herausgefordert hatten und die Leberfische nicht recht daran taten, ihn zu jagen. Schließlich konnte es nicht ohne Folgen bleiben, wenn man sich an den Gesetzmäßigkeiten des Universums vergriff und seinem Schöpfer ins Handwerk pfuschte.
    »Was ist mit Reynolds geschehen?«, fragte Poe. »Hat sein Tod etwas mit diesen Kreaturen zu tun?«
    »Nein«, versicherte Taylor. »Nein, nein, ganz gewiss nicht, Mr Poe. Reynolds bekam ein Mittel.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich will damit

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