Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Horror Factory 09 - Die Todesuhr

Titel: Horror Factory 09 - Die Todesuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert C. Marley
Vom Netzwerk:
geträumt, und das Scharren war nichts weiter als das Rollen des Schiffes in der aufgewühlten See und das beständige Stampfen der Kolbenmotoren gewesen, das er in seine Träume eingesponnen hatte. Er wollte sich eben wieder hinlegen, als er das Scharren abermals vernahm. Deutlicher diesmal.
    Krrzzschht!
    Es klang, als kratzten Fingernägel
    (oder die scharfen Klauen einer toten Katze mit zerbrochenem Rückgrat)
    außen über das Holz der Kabinentür. Und er konnte das leise Lachen eines Kindes hören.
    Er war sofort hellwach.
    Krrzzschht!
    Das war kein Traum. Er hörte es ganz deutlich. Einen Moment lang herrschte Stille. Dann wieder das leise, glockenhelle Lachen eines Kindes und kleine, trippelnde Schritte auf dem Gang, die sich zu entfernen schienen.
    Abermals Stille. Vielleicht eine halbe Minute später schlug plötzlich und unvermittelt etwas Schweres gegen das Türblatt und ließ es erzittern. Dann wurde der Knauf gedreht, der Schlüssel fiel klimpernd zu Boden, und die Tür schwang auf.
    Poe befiel Furcht. Er starrte die nun offene Kabinentür an. Allmählich wurde in den finsteren Schatten jenseits der Tür das weiße Gesicht eines kleinen Kindes sichtbar. Es war leichenblass mit schwarzen Augen. Lächelnd und kichernd trat es in die Kabine. Sein weißes Leichenhemd wehte in der Zugluft, und das schwarze Haar klebte ihm wie Seetang am Kopf.
    O Gott, es ist das Mädchen, das sie im Sarg an Bord gebracht haben , dachte er voller Entsetzen. Es war gar nicht tot! Sie haben es lebendig …
    » Du darrrfst nicht seiiin! «, sagte das Mädchen, und seine Stimme schien dabei wie Donnergrollen aus dem tiefsten Innern des kleinen Körpers zu kommen. » Du gehörrrssst nicht hierher! Es ist nicht recht! Du darrrfst nicht seiiin! «
    Das Kind war ungeheuer schnell. Mit einem einzigen Satz war es bei Poe, warf ihn aufs Bett und sprang auf ihn. Und es schien über schier übermenschliche Kräfte zu verfügen. Wie ein Alb hockte es auf seiner Brust, hatte Poes Handgelenke umklammert, und drückte sie neben seinem Kopf auf das Bett. Klar und deutlich konnte er sehen, wie sich im linken Auge des Mädchens ein dünner schwarzer Wurm wand.
    Das Mädchen stieß ein Kichern aus.
    Der Piepser! Er lag auf dem Nachtschrank. Poe versuchte, sich mit der einen Hand das Kind vom Leib zu halten, während er mit der anderen nach dem kleinen Apparat tastete. Wenn er ihn nicht erreichte, war er verloren. Er berührte ihn bereits mit den Fingerspitzen, doch er schob den Piepser dadurch nur noch weiter über die Kante. Einen endlos langen Augenblick schien er über dem Rand des Tischchens in der Luft zu hängen, dann kippte er und fiel auf den Boden.
    Wie eine schwarze, glänzende Zunge schoss plötzlich der Wurm aus der Mundhöhle des Mädchens, dessen Gesicht sich zu einem bösartigen Grinsen verzogen hatte, und leckte ihm über Oberkörper und Gesicht. Es brannte auf seiner Haut wie Höllenfeuer. Als der Wurm anfing, ihm ins Ohr zu kriechen, begann Poe aus Leibeskräften zu schreien.
    Ein Sirren ertönte. Dann ein Knall. Der Körper des Mädchens versteifte sich plötzlich und das zuvor hassverzerrte Gesicht wurde ausdruckslos. Dann kippte es kraftlos vornüber. Poe sah, wie der schwarze Wurm sich blitzschnell davonschlängelte und in den Fugen der Wandverkleidung verschwand.
    Im Türrahmen stand Taylor, eine Pistole in der Hand. Er lief auf das Bett zu und zog das tote Kind von Poe herunter. Das Totenhemd des Mädchens war auf dem Rücken versengt.
    »Ich habe Ihren Schrei gehört«, sagte Taylor, dem der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
    »Ich denke schon.« Poe rieb sich die schmerzenden Handgelenke. »Das war in allerletzter Sekunde. Ich dachte schon, es sei um mich geschehen.«
    Gemeinsam trugen sie den kleinen Leichnam in den Frachtraum zurück. Der Deckel des Sarges war zu Boden gefallen, und das Samtkissen und auch das weiße Tuch, das offensichtlich einmal das tote Mädchen bedeckt hatte, lagen verstreut herum.
    »Wie zum Teufel war das möglich?«, fragte Poe, als sie das Mädchen zurück in den Sarg gelegt und den Deckel wieder sorgsam geschlossen hatten.
    »Schwer zu sagen«, meinte Taylor. Aber sein Blick strafte ihn Lügen. Poe ahnte, dass dieser Mann weit mehr wusste, als er zuzugeben bereit war.
    »Das Kind hat mit mir gesprochen«, sagte Poe. » Du gehörst nicht hierher. Du darfst nicht sein , hat es gesagt. Was zum Teufel hat es damit gemeint, Taylor? Was bedeutet

Weitere Kostenlose Bücher