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Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer

Titel: Horror Factory 3 - Der Blutflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Arbeitszimmers, wartete nicht auf sein Herein und trat ein. »Andrea hat angerufen«, sagte sie.
    Heiko war froh darüber, dass Charly überhaupt mit ihm sprach. Er ahnte, was der Anruf bedeutete. »Wie geht’s Melissa?«
    »Ihre Klassenkameraden haben sie wieder gemobbt. Es ist ein Elend.«
    »Und?« Er war überzeugt davon, dass sein Tonfall Charly genau mitteilte, worauf er hinauswollte. Manche altvertrauten Mechanismen funktionierten offenbar auch in einer zerrütteten Ehe.
    »Und natürlich heißt es vonseiten der Lehrer wieder, sie sei eine Autistin und müsse in eine Spezialeinrichtung.« Charlys Gesichtszüge verhärteten sich, und sie kämpfte sichtlich mit den Tränen. Das Schicksal der neunjährigen Tochter ihrer Freundin nahm sie seit Jahren mit. Sie fand selten die notwendige Distanz.
    Erst recht nicht, seit sie jedes Mal an ihren grauenhaft ermordeten Sohn denken musste, wenn das Thema Autismus auf den Tisch kam.
    Sie kannten Andrea und Melissa noch von damals. Aus der alten Selbsthilfegruppe. Eigentlich litt Melissa an einer Erbkrankheit, wohl einer Pigmentstörung. Ihre schwarzen Haare wiesen vorne einen schlohweißen Kranz auf, ebenso die Haut an den Waden und vor allem am Hals.
    Heiko bewunderte Charly dafür, dass sie Andrea gegenüber stets Stärke demonstrierte. Er legte seiner Frau sanft die Hand auf die Schulter, und sie wehrte sich nicht. »Sie wird’s überstehen. Wie immer.«
    Nun schwammen Charlys Augen sichtlich in Tränen. »Wie immer«, wiederholte sie leise.
    »Hatten sie einen Grund für die Hänseleien?«, fragte er.
    »Weil sie anders ist, was sonst? So war es doch schon im Kindergarten.«
    Heiko sah es als völlig normale Reaktion an, dass das Mädchen deshalb häufig patzig reagierte und sich in sich selbst zurückzog. Erziehern und Lehrern antwortete Melissa nur, wenn sie gerade Lust darauf hatte, was auch bei Erwachsenen ein Gefühl der Hilflosigkeit hervorrief.
    Verrückt , dachte Heiko, wie das erlernte psychologische Wissen immer noch funktioniert und geradezu Lehrsätze produziert, obwohl ich das alles nicht mehr brauche. Weil Michi tot ist. Weil ich … Er schob die Gedanken mühsam beiseite, suchte nach den richtigen Worten, um seiner Frau Trost zu spenden, doch er fand sie nicht.
    Es war nicht das erste Mal, dass Melissa als Autistin abgestempelt wurde, obwohl psychologisch nichts, aber auch gar nichts für eine derartige Diagnose sprach. Andrea betonte oft, das einzig Positive an der ganzen Geschichte sei, dass sie dadurch Charly und Michi und … Heiko biss sich auf die Unterlippe. Dass sie dadurch Charly und Susi kennengelernt hatte. Michi musste aus dieser Rechnung wohl herausgenommen werden. Melissa und Susi waren sofort Freundinnen geworden.
    »Es tut mir leid für die beiden«, sagte Heiko schließlich. Seine Hand lag immer noch auf Charlys Schulter. Er spürte die Wärme ihrer Haut durch den Stoff des Pullovers.
    »Andrea ist völlig fertig. Ich besuche sie, ja? Es ist ziemlich weit, ich weiß, und ich kann erst morgen Abend zurückkommen, aber …«
    »Macht nichts«, versicherte Heiko.
    »Kommst du mit Susi zurecht? Sie macht gerade noch ihre Hausaufgaben fertig, weil sie bis vorhin erst mal bei ihrer Freundin war. Nachher kann sie ein wenig fernsehen. Morgen muss sie ja nicht in die Schule und …«
    »Vergiss es. Kein Problem. Ich mach mir mit Susi einen schönen Samstag.«
    »Danke.« Für einen kaum merklichen Moment strich sie über Heikos Hand, dann wandte sie sich ab und ging.
    Heiko blieb mit seiner Tochter allein zurück.
    Kein Problem.
    Bestimmt nicht.
*
    »Na, was hast du bei deiner Freundin gemacht?«, fragte Heiko.
    Seine Tochter schaute von den Hausaufgaben auf. »Andreas war auch da.«
    Er lächelte. »Dass du mal mit einem Jungen spielst.«
    »Spielen? Wie kommst du darauf? Wir haben geknutscht.«
    »Ge …« Heiko stockte und räusperte sich. Er wusste nicht, ob er lachen oder schreien sollte. »Bist du dafür nicht ein bisschen jung?«
    »Ach, Papa. Erstens bin ich zwölf, und zweitens wollte Andi mit mir ficken, also sei doch froh.«
    Das verschlug ihm die Sprache. »Er wollte … was? Aber ihr seid doch …«
    »Kannst du mich allein lassen? Ich muss noch meine Hausaufgaben fertig machen.«
    »Hör mal, Susi, das ist nicht witzig und erst recht kein Thema, über das …«
    »Andi hat sogar seine Hosen runtergelassen. Sein Schwanz war ganz schön hart, als ich ihn angefasst hab, aber auch voll mickrig. Ich hab laut lachen müssen, da ist ihm

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