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Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition)

Titel: Horror Factory - Das Grab: Bedenke, dass du sterben musst! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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und erwidert dann mit einer so dunklen Stimme, dass mich eine Gänsehaut überkommt: »Ich werde es tun. Aber nicht für Geld. Wenn ich es tue, dann, weil ich damit auch für Emily ein Denkmal setze. In meinen Gedanken, wird es auch ihr gelten. Solange ich lebe und solange dieser Bau hier steht. Seid Ihr damit einverstanden?«
    Ich zögere nicht. »Wenn es Euer Wille ist.«
    So sind wir uns einig geworden.
    Anders zwar als erhofft, zugleich aber auch in einer Weise richtig , die mir passender erscheint als mit klingender Münze erkauft.
    Jetzt weiß ich, was mir gleich so vertraut an ihm erschien: In gewisser Weise sind wir Seelenverwandte. Uns beiden wurde unermessliches Leid zugefügt. Mister Cunningham mag es bis heute selbst noch nicht gewusst haben, aber auch für ihn ist Gott mit dem Liebsten, was er besaß, gestorben.
*
    Ich kann die Nacht kaum erwarten. Warum es die Nacht sein muss, vermag ich nicht zu sagen; ein Gefühl, einem tief in mir verwurzelten Urwissen gleich, flüstert es mir ein. Und so warte ich, bis Martha sich zu Bett begeben hat, ehe ich, wie tags zuvor, die Lampe nehme und im sternenlosen Dunkel hin zur Gruft gehe, die Meister Cunningham schon morgen nach meinen Wünschen ändern will. Wieder schließe ich die eichene Tür auf, wieder scheint etwas im Lampendocht zu verglühen, just als ich die Schwelle übertrete. Und wieder fühle ich mich wie magnetisch, nein, magisch angezogen von dem Sarkophag, dessen Stein mich von meiner toten Göttin trennt.
    Ja, Göttin. Denn so, wie ich gestern ganz selbstverständlich zu ihr gebetet habe, so natürlich und klar scheint es mir, dass sie auch den Platz dessen einnimmt, den ich aus meinem Leben verbannen will und werde (eigentlich schon habe).
    Wieder trete ich in stumme Zwiesprache mit ihr. Und wieder schenkt sie mir, was ich so lange missen musste. Ich schließe die Augen und falle in ihre Arme, die nicht kalt und hart vom Tode sind, sondern warm und weich und zart wie ehedem, als keine Nacht verging, die wir einander nicht umschlangen, nicht mich Küssen übersäten, nicht mit unserem Atem streichelten.
    Ermattet, aber so glücklich und froh, wie ein Mensch es in meiner Lage überhaupt sein kann, schleiche ich eine Stunde oder zwei später zurück ins Haus.
    Liz bat mich, länger zu bleiben. (Ja, ich bin mir sicher, dass ich es nicht missverstand, möge man mir glauben oder nicht.) Aber ich zwinge mich, das nie erhoffte Glück, ihr auf so seltsame Weise nah sein zu können, selbst über ihren Tod hinaus, in kleinen Dosen zu genießen. Fast macht es mir Angst, der wahren Stärke meiner Sehnsucht nachzugeben; dann, so ahne ich, könnte ich mich gleich bei ihr einmauern lassen und so für immer bei ihr sein.
    Mein Verstand obsiegt. Und so kehre ich heim in das Bett, das wir uns früher teilten.
*
    Am nächsten Morgen erwache ich zu sterbensfrüher Stunde durch Schläge von Eisen auf Eisen. Noch im Wachwerden begreife ich, was dahintersteckt: Das muss Cunningham sein. Wir sprachen nicht darüber, wann genau er kommen will, und so rechnete ich nicht damit, dass es beim ersten Hahnenschrei sein könnte.
    Als ich mich an den Frühstückstisch setze, ist Martha sichtlich erbost. »Was tut dieser Mensch da draußen im Garten?«
    Sie weiß es immer noch nicht. Warum ich Scheu habe, es ausgerechnet ihr, einer Dienstbotin, zu eröffnen, wo ich doch weder bei Edmond noch bei Meister Cunningham solches Zögern kannte, weiß ich selbst nicht zu sagen.
    Ich nehme einen Schluck Tee, so heiß, dass es mir den Mund verbrennt.
    Aber so richtig verbrenne ich ihn mir erst mit den Worten: »Er tut, was ich mir von ihm erbat. Das, was längst schon hätte getan werden müssen: Er entfernt die Insignien einer Religion, der ich mit sofortiger Wirkung abschwöre! Du kannst mich deshalb tadeln, für den Teufel persönlich halten … oder was auch immer dir gefällt. Aber es ändert nichts daran, dass Gott in diesem Haus nicht mehr erwünscht ist. Er existiert für mich nicht mehr. Vielleicht ist dir, als du von deiner Schwester zurückkehrtest, aufgefallen, dass in keinem Raum oder Flur mehr ein Kruzifix hängt – oder irgendetwas, das auf Ihn rückschließen ließe. – Ist es?«
    Martha blickt mich so brennend an wie noch nie. Nicht einmal bei meinen schlimmsten Verfehlungen betrachtete sie mich je auf diese Art.
    Ich komme mir vor wie ein Insekt. Wie ein Schädling, den jeder zertreten darf, ohne dass ihm Folgen drohen.
    Nein, korrigiere ich mich, ein Schädling, der

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