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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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sie meine Goldfische fressen. Goldfische sind böse, weil sie meine Insekten fressen …«
    Evi stand da, den Kopf vornübergebeugt, die Hände zu Fäusten geballt. Sie wiederholte diese beiden Sätze immer wieder, als wären sie Teil eines Gebets oder eines Lebensmantras.
    Die Frau war völlig verrückt. Dass er das nicht schon viel früher erkannt hatte! Er musste unbedingt seine Schwäche überwinden und von hier verschwinden. Warum wollten ihm seine Beine bloß nicht gehorchen?
    »Sieh sie dir an, Marco. Ich habe sie bestraft, allesamt! Sieh sie dir an! «
    Er konnte nicht anders, er musste ihr gehorchen. Er drehte sich im Kreis und blickte sich um. Evi hatte ein Diorama errichtet, das die gesamte Stirnseite des Raumes einnahm. Zwischen lebenden Bäumen und Büschen standen ausgestopfte Katzen in allen möglichen Posen. Einige von ihnen in Lauerstellung oder auf Beutezug, andere schlafend, an Laubhaufen gekuschelt. Zwei der größten Exemplare, das eine rotgestreift, das andere schwarz, kämpften mit aufgerichteten Oberkörpern und ausgefahrenen Krallen gegeneinander, so, als würden sie einen Revierstreit austragen. Alle Tiere wirkten in ihrer Starre völlig real. Marco musste zweimal hinsehen, um sich davon zu überzeugen, dass sie nicht mehr lebten.
    Ich habe sechsunddreißig von diesen Mistviechern im Diorama platziert«, sagte Evi und trat zu ihm. »Manche von ihnen sind kaum wahrzunehmen.« Sie atmete schwer und rasch. »Wie ich sie hasse!«
    Ob Marco wollte oder nicht – er musste sich die anderen Exponate ebenfalls ansehen. Die zerlegten und gehäuteten Tiere. Die winzigen Kätzchen, die mit noch geschlossenen Augen an den Zitzen der Mutter hingen und dennoch tot waren. Eine Wand war vollständig mit Fellen bedeckt, mit roten, braunen, schwarzen und weißen Fellen, viele von ihnen gestreift. Sie waren miteinander vernäht und bildeten einen gewaltig großen Wandteppich, von dem zig Fellköpfe baumelten.
    »Sie kosteten mich so viel Zeit«, schluchzte Evelyn. »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich Tag für Tag alles erledigen musste. Die Tiere jagen, ausnehmen, sieden, Felle abziehen, gerben, ausstopfen, weiterverarbeiten. Dabei hatte ich so viel zu tun, musste Geld verdienen und lernen und arbeiten und mich in der Öffentlichkeit zeigen.« Sie wischte Tränen aus den Augenwinkeln. »Ich kam kaum mehr dazu, die Augen zuzumachen. Jede Nacht beschäftigten mich die Katzen. Und es gibt so viele von ihnen, so unendlich viele … Frei herumstreunend oder in Tierheimen, in Zoohandlungen oder in Wohnungen ahnungsloser Menschen, die nicht wissen, welche Monstren sie bei sich beherbergen.«
    Ein klägliches Miauen erklang, es wurde vom Ruf einer anderen Katze beantwortet.
    »Hörst du sie, Marco? Sie rufen nach mir. Sie hören nicht auf, mich zu quälen …«
    »Du bräuchtest bloß im Tierschutzheim anzurufen«, sagte er angestrengt. »Dort würde man die Katzen gerne wieder aufnehmen.«
    »Um sie dann weiter zu verschenken.« Evelyn schüttelte den Kopf. »Du verstehst es nicht, Marco. Katzen sind abgrundtief böse. Sie beherrschen uns und machen, dass wir alles für sie tun.«
    Sein Handy! Marco fühlte es in seiner Hosentasche. Er brauchte bloß einige Sekunden, einen Moment der Unachtsamkeit bei Evi, um es hervorzuziehen und ein Gespräch zu führen. Er benötigte jemanden, der ihm half, der ihn von hier wegbrachte. Alleine brachte er gewiss nicht mehr die Kraft dazu auf. Das selbstständige Denken fiel ihm von Sekunde zu Sekunde schwerer.
    Wieder miaute eine Katze. Evi presste die Kiefer fest aufeinander, die Wangenknochen traten deutlich sichtbar hervor.
    »Wenn du mich bitte entschuldigst«, sagte sie. »Ich muss mich um eines meiner lieben Tierchen kümmern. Sieh dich ruhig weiter um – aber verlasse unter keinen Umständen den Raum! «
    Ihre Stimme war wie ein Glockenschlag in seinem Kopf. Er hörte nichts anderes mehr als diese eine Anweisung, diesen Befehl. Er echote nach, mal leiser, mal kräftiger, und verwehrte ihm jeden eigenständigen Gedanken.
    Marco stierte auf die Katzen. Auf Felle, auf Fleisch und Skelette, auf stinkende Kadaver.
    Ein Teil seines Bewusstseins wusste ganz genau, was mit ihm geschah. Er wurde beeinflusst und war jeglichen Willens beraubt. Der andere, weitaus größere Teil seines Denkens war darauf ausgerichtet, der Frau alles recht zu machen. Ihr ja nicht zu widersprechen. Sie alleine verfügte über ihn. Was Evi sagte, war Gesetz.
    Er fühlte etwa in seiner Hand. Das

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