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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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umgebracht. Er war ein Unmensch. Er musste bestraft werden.«
    Sie öffnete eine Türe zu ihrer Linken, trat ein, stieß, plötzlich zornig geworden, Marco vorwärts. Er stolperte, müde und verwirrt, und als er sich wieder aufrichtete, blickte er ins Antlitz von Georg Zapfreiter, angeblich auf tragische Weise umgekommen, in einer pompösen Begräbniszeremonie und unter Anteilnahme der Wiener Schickeria beigesetzt.
    Hier kniete er, sein Leib geschunden und zerstochen, zerrissen und zerteilt. Ausgedörrt, wie eine Mumie, die man in den schlimmsten Augenblicken eines Menschenlebens angefertigt hatte.
    »Mit dir werde ich nicht ganz so freundlich umgehen wie mit meinem Mann«, sagte Evelyn und stieß ihn vorwärts, in Richtung des hinteren Bereichs des Kellers.
*
    Blink!, flehte Marco in Gedanken, hör die verdammten Nachrichten auf deinem verdammten Handy ab! Hol mich raus hier aus diesem Alptraum!
    »Du hast noch Hoffnung, nicht wahr? Du glaubst, dass ich Fehler gemacht haben könnte. Dass ich unvorsichtig werden würde oder die Wirkung der Droge nachlassen könnte.«
    Evelyn summte dieselbe Melodie wie zuvor. Marco erkannte sie endlich, trotz seines benebelten Verstandes. Sie war der Refrain des größten Hits der Bay City Rollers, der simple Text lautete: »Bye bye baby baby goodbye.«
    »Ich hatte jahrzehntelang Zeit, um mich auf das hier vorzubereiten. Seitdem ich das erste Mal in der Schule deinem Spott und dem deiner Freunde ausgesetzt war, malte ich mir aus, wie sich Rache anfühlen würde. Wie schön es sein müsste, dir Schmerzen zuzufügen und dich all das spüren zu lassen, was du mit mir angerichtet hattest.«
    Sie trat zu ihm, griff ihm in den Schritt und presste zu. So fest, dass er stöhnen und schreien musste. Dass er keine Luft mehr bekam und drohte umzukippen.
    »Du bleibst gefälligst stehen!«, zischte Evelyn in sein Ohr.
    Marco gehorchte. Er musste gehorchen.
    Sie nahm die Hände von ihm. »Körperliche Schmerzen sind bloß ein Teil dessen, was ich dir antun werde. Es gibt andere Dinge, die mich interessieren. So zum Beispiel: Hältst du es länger aus als mein Mann? Drehst du durch, so wie er? Wirst du versuchen dich umzubringen?«
    Sie trat zur Seite und betätigte einen weiteren Schalter. »Bist du ein Schwächling, wie Bertl oder wie Funke? Sieh sie dir an, diese jämmerlichen Gestalten.«
    Da standen zwei von Marcos besten Freunden. Dem einen, Bertl, waren Beine und Arme amputiert worden, der Rumpf war geöffnet und plastiniert. Es stank bestialisch, doch Evelyn schien das nicht zu bemerken.
    »Sein Geist war schwach, aber der Körper ungemein zäh. Er hielt fast zwei Wochen lang durch. Erst, als ich den Brustkorb aufspreizte, um seinen Herzschlag zu beobachten, starb er. Es war wunderschön. Ich konnte zusehen, wie das Leben versiegte, die Lungen in sich zusammenfielen, das Blut in den Adern stockte.«
    Marco würgte.
    »Du wirst mir den Boden nicht beschmutzen.« Evi sagte es mit einer Bestimmtheit, der er nichts entgegenzusetzen hatte. »Würg es gefälligst runter!«
    Er gehorchte. Er konnte nicht anders.
    »Funke – du erkennst ihn hoffentlich wieder? – kam einige Monate später dran. Er war ja bloß ein Mitläufer, und sein Betteln hätte mich beinahe dazu gebracht, ihm einen einfachen Tod zu bereiten. Andererseits …« Evi legte den Kopf zur Seite, als müsste sie nachdenken. »Ja. Andererseits.«
    Sie hatte ihm die Haut abgezogen wie einigen ihrer Katzen und die Fetzen über eine Schaufensterpuppe genäht. Den Menschen hatte sie durch den Anus gepfählt. Der Spieß hatte ihn zur Gänze durchdrungen und war im Rachen wieder zum Vorschein gekommen.
    Marco wollte schreien, seinem Entsetzen Ausdruck verleihen. Doch er brachte keinen vernünftigen Ton hervor. Nur, nach langem Mühen, ein einziges Wort: »Warum?«
    »Was für eine dumme Frage, mein Lieber! Ist dir denn noch immer nicht klar, dass ich es tue, weil ich es kann?! Habt ihr denn eine andere Begründung gebraucht, damals? Ihr habt euch über mich lustig gemacht, weil es lustig war. Weil ich mich nicht wehren konnte. Weil es schön war, auf jemanden einzudreschen, der schwächer als ihr wart.«
    »Wir waren Jugendliche. In der Pubertät.«
    »Es spielt keine Rolle, wer und was ihr wart. Ich musste leiden.« Evi zog ihn an den beiden Freunden vorbei, weiter den Gang entlang, weiter in die Dunkelheit.
    Nahm die Qual denn kein Ende? Was oder wen wollte sie ihm noch zeigen?
    »Das Liebesgedicht, das ich dir im Schlafzimmer zeigte

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