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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Hände gegen seine Wangen. Blut und Wasser verteilten sich auf seiner Haut. Der Katzenkopf schlug indes gegen sein Kinn.
    »Das ist heute eine ganz besonders schöne Nacht«, murmelte sie.
*
    Evi nahm ihn an der Hand und lenkte ihn durch das Gebäude. Von überall her näherten sich Schatten. Monströse Gestalten, verkrüppelt und verzogen und missgebildet. Wesen, die ihm sein benebeltes Gehirn vorgaukelte.
    Marco versuchte sich zu erinnern, was er über Cyclobarbitale wusste. In der Filmbranche gab es kaum ein Mittelchen, über das nicht geredet und mit dem nicht bei diversen Gelegenheiten experimentiert wurde.
    Es war zum Verzweifeln: Kaum hatte er einen Gedanken gefasst, verschwamm er auch schon wieder und verschmolz mit all den wirren Erinnerungsfetzen, die durch seinen Kopf trieben.
    Beruhigungsmittel auf Basis von Barbitalen benötigten einige Zeit, bis ihre Wirkung einsetzte. Doch dann … Der Benutzer wurde trunken und schwach, jede Widerstandskraft erlosch. Der rauschartige Zustand hielt drei bis fünf Stunden an. Danach fühlte man sich völlig elend.
    Gab es Methoden, um gegen die Wirkung anzugehen?
    Nein. Seine eigene Körperchemie arbeitete gegen ihn. Er war kaum noch Herr seiner Sinne.
    Was er tun konnte, war, Zeit zu gewinnen. Er musste Evi in Gespräche verwickeln. Das Vertrauen der Wahnsinnigen zurückgewinnen. Jede Minute zählte nun.
    Marco stolperte über eine Türschwelle. Was war geschehen? Wo befand er sich?
    Er sah feuchte Kellerwände rings um sich. Er hatte keine Ahnung, wie er hierhergelangt war. Er hatte sich so sehr darauf konzentriert, einige wenige Gedankengänge zu vervollständigen, dass für nichts anderes mehr Platz gewesen war. Er war dahingestolpert, nach Evelyns Anweisungen. Wie eine ferngesteuerte Maschine.
    Hatte er nicht eben telefoniert, oder war diese Erinnerung falsch?
    Nein. Er hatte Blink aufs Tonband gesprochen. Der Freund würde die Nachricht irgendwann abhören und ihm zu Hilfe kommen.
    Irgendwann.
    »Ich komme allmählich zum Ende meiner kleinen Führung.« Evi ging vor ihm her, nun einen schmalen, langen Korridor entlang, an einer Reihe von Glühbirnen vorbei, die eine nach der anderen eingeschaltet werden mussten.
    »Wohin, Evelyn?«, brachte Marco hervor.
    »Bevor ich dir diese Frage beantworte, möchte ich meine Geschichte beenden.« Sie kicherte. »Es gibt Raubtiere, die sich noch weitaus unverschämter als Katzen verhalten. Sie reißen andere Tiere, ohne Skrupel zu zeigen. – Du ahnst, worauf die Erzählung hinausläuft, mein Liebster?«
    Hunde. Wie ich es mir dachte. Aber warum hält sie sie hier unten versteckt? Oder ist das Palais völlig überfüllt von den tierischen Opfern ihrer Sammelleidenschaft?
    »Mein geliebter Mann hatte anfänglich sehr viel Verständnis für mein Hobby«, fuhr Evelyn fort. »Er war höchst interessiert an meiner Insektensammlung, und ich konnte ihn auch für die Goldfischzucht begeistern. Doch die Katzen … Er mochte sie nicht. Er sagte böse Dinge über mich, als ich anfing, den dritten Saal mit meinen Jagdtrophäen zu füllen.«
    Sie schlug mit der flachen Hand gegen die gemauerte Wand und drehte sich zu Marco um. Sie geiferte, hatte Schaum vorm Mund. »Er nannte mich wahnsinnig! Mich! MICH!« Evi hielt inne und lauschte, bis das Echo ihres Geschreis verklang. Dann lächelte sie. »Du hast vor Kurzem etwas Ähnliches zu mir gesagt. Nicht wahr?«
    »Ich … ich …«
    »Du brauchst es nicht zu leugnen. Ich merke mir alles. Die geringste Kleinigkeit ist in meinem Kopf abgespeichert, seit meiner frühesten Jugend. Jedes böse Wort, jede Demütigung, jeder Fluch. Selbst abwertende Gesten, heimlich und hinter meinem Rücken getan, sind dadrin« – Evelyn deutete auf ihren Kopf – »bis in alle Ewigkeiten abgespeichert."
    Marcos Herz schlug laut und lauter. Seine Lage war noch ernster, als er es sich gedacht hatte. Sie wollte ihn töten! Wollte ihn wegen seiner Angriffe und seines Spotts während der gemeinsam erlebten Schulzeit hinrichten.
    »Jedenfalls kam es zu einem Krach mit meinem Mann. Er wollte telefonieren und Ärzte konsultieren. Wollte mir meine geliebten Kätzchen wegnehmen. Einfach so. Er verstand mich nicht. Er sah nicht, was ich sah!«
    Evelyn flüsterte, ihre Mundwinkel zuckten. »Er entriss mir ein Kätzchen, das ich eben auf sein verdientes Schicksal vorbereitete. Ich hielt es fest. Es gehörte mir! Er durfte es nicht haben.« Tränen drangen aus den Augenwinkeln, liefen die Wangen hinab. »Es starb. Er hat es

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