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Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen

Titel: Horror Factory - Die Herrin der Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Handy. Er wollte etwas damit machen. Wenn er bloß wüsste, was er vorgehabt hatte …
    Er klappte es auf und hielt es vor sich. Unverständliche Zahlen und Zeichen waren da zu sehen. Sie ergaben keinen Sinn. Lesen ergab keinen Sinn. Worte waren wie Äste in einem reißenden Strom, der seinen Geist weiterriss, in ein Irgendwohin und in ein Irgendwas.
    Telefonieren. Marco – so war doch sein Name, oder? – wollte um Hilfe rufen.
    Aber wie?
    Da standen Namen, wenn er sich recht erinnerte. Solche von Leuten, mit denen er regelmäßig Kontakt hatte.
    Evi lachte gehässig, ein Fauchen antwortete ihr, dann ein armseliges Gemaunze. Sie war hinter einen schweren Vorhang rechts von ihm getreten und tat dort irgendetwas. Das Tuch bewegte sich, als würde gekämpft werden.
    Telefonieren. Anrufen. Jemanden um Hilfe bitten.
    Blink. Blink war sein Freund. Er würde kommen, ohne lange zu fragen. Sie hatten sich immer aufeinander verlassen können.
    Die Kurzruftaste. Wie ging das noch mal? Auf die Eins drücken, dann ein bestimmtes Symbol …
    Die einfachsten Überlegungen gerieten zum Kraftakt. Jeder selbstständige Gedanke wurde vom Glockenschlag von Evis laut ausgesprochenem Befehl gestört. Seine Finger waren wie taub. Es bedurfte größter Anstrengung, auf die richtigen Stellen am Display zu drücken, doch irgendwie schaffte er es.
    Evi fluchte aufs Ordinärste. Offenbar traf sie bei ihrem Unternehmen auf heftigeren Widerstand, als sie erwartet hatte. Sie zog gut hörbar ein Messer aus der Scheide, dann kreischte die Katze schmerzerfüllt auf.
    Er wurde mit Blink verbunden, ein Symbol leuchtete auf. Es läutete. Dreimal, viermal. Eine Tonbandstimme meldete sich und wies ihn an, eine Nachricht zu hinterlassen.
    Er stockte. Als er etwas sagte, hörte er sich wie ein lallender Idiot an. »Hilfsch mir, bin bei Evi«, brachte er mühsam hervor. »Bring Polizschei. Schie ischt durchgedreht. Bitte!« Er nannte die Adresse und beendete dann die Verbindung.
    Das Jammern der Katze wurde leiser, Evi lachte gehässig. Sie flüsterte etwas, das sich liebkosend anhörte, dann ertönte das Knacken dünner, kleiner Knochen.
    Marcos Puls beschleunigte. Die Frau konnte jederzeit zurückkehren, und dann … dann … Was würde sie mit ihm machen? Wie sah der nächste Raum aus? Hatte Evis Geschichte eine Fortsetzung? Hatte ein streunender Hund eines ihrer Kätzchen angefallen, würde er in einen Saal voll mit toten Pekinesen, Schäferhunden, Doggen, Chihuahuas und Dachshunden gebracht werden?
    Oder hatte sie etwas anderes mit ihm vor?
    Sein Puls raste. Er hörte, wie Evi mit ihrem Messer durch Fleisch und Knochen schnitt. Da war eine ganz bestimmte Telefonnummer gewesen, die Notrufnummer …
    Sie war dreistellig! Er erinnerte sich und betätigte die Tasten. Die Polizei. Sie war immer erreichbar. Er musste bloß sagen, wo er sich befand, was mit ihm geschah.
    Konnte er denn überhaupt reden? War er imstande, den Mund nochmals ohne Evis Anweisungen aufzumachen?
    Er drückte die Tastenkombination – war sie denn die richtige? – und wartete.
    Ein Ton erklang, den er nicht einordnen konnte, den er nicht verstand. Sein Kopf war kaum noch in der Lage, logische Gedankengänge zu einem Ende zu führen. Er musste doch bloß »Hilfe!« sagen und die Adresse bekanntgeben. Die Adresse …
    Der Ton, er ergab lange keinen Sinn. Bis Marco begriff, dass er ein Leerzeichen hörte. Die Verbindung war unterbrochen.
    Evi trat hinter dem Vorhang hervor. Sie hielt eine Kompresse gegen den linken Unterarm gepresst, die Hände waren blutverschmiert. Sie hatte einen winzigen Kopf bei sich. Den einer Katze. Sie hielt ihn an der Zunge des Tiers fest. Er wippte hoch und nieder, wie an einem Gummiband …
    »Es gibt keine Telefonverbindung hier hinaus«, sagte sie beiläufig und schüttelte den Kopf. »Glaubst du denn wirklich, ich hätte nicht alles bis ins kleinste Detail geplant, bevor ich dich hierher einlud?«
    Sie ging zu einem Becken, drehte dampfend heißes Wasser auf und rubbelte verklumpendes Blut von ihren Händen, ohne allerdings den Kopf beiseitezulegen. Er wurde nass, saugte sich mit Feuchtigkeit an. Die Heizung gab die bereits bekannten Geräusche von sich. Evelyn verzichtete aufs Abtrocknen und kam auf ihn zu.
    Sie kam nahe an ihn heran und entwand ihm sachte das Handy. Sie steckte es in seine Hosentasche zurück, um ihn dann sachte zu küssen. Ihre Zunge fuhr seine Lippen entlang und drängte sich zwischen seine Zähne in den Mundraum. Evi drückte beide

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