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Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition)

Titel: Horror Factory - Teufelsbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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einen Fuß auf das Terrain seiner Kindheit gesetzt hatte.
    Er legte das iPad beiseite und machte, immer noch am Fenster, ein paar Dehnübungen. Zwar taten die Narben, die sich wie die wirren Linien eines Schnittmusterbogens kreuz und quer über seinen Körper zogen, vor allem morgens nach dem Aufwachen weh, aber ganz schwand der Schmerz auch tagsüber nicht. Und sobald er längere Zeit reglos dastand, vielleicht auch noch in Kälte, schmerzten danach selbst geringste Bewegungen, und seine Haut spannte sich, als trüge er eingelaufene Kleidung. Allerdings durfte er seine Dehnübungen auch nicht übertreiben, denn wie die von zu enger Kleidung konnten auch seine Nähte reißen.
    Es würde aber gleich besser werden. Er spürte, wie es im Haus wärmer wurde. Er hatte die Heizung bis zum Anschlag aufgedreht; ein Glück, dass sie noch funktionierte nach all den Jahren. Der Wartungsdienst, der hier nach dem Rechten schaute, versah seine Aufgabe offenbar gewissenhaft.
    Seine Eltern hatten ihm zwar keine Familie hinterlassen, die sich seiner angenommen hätte, wohl aber einen gut verwalteten Fonds für den Fall, dass ihnen etwas zustieß. Dass sie beide einem Mörder zum Opfer fallen würden, der es auf ihren Sohn abgesehen hatte, daran hatten sie dabei sicher nicht gedacht … Jedenfalls war dank ihrer so weisen wie nüchternen Voraussicht nicht nur das Ferienhaus in Erics Besitz geblieben, auch reichten seine Geldmittel, um ihm eine erstklassige medizinische Versorgung und darüber hinaus ein zumindest finanziell sorgenfreies Leben zu garantieren.
    Leider ließ sich mit Geld nicht alles kaufen …
    Es klingelte. Nicht an der Tür. Das feine Bimmeln von Katzenglöckchen drang an Erics Ohr und brachte ein Lächeln auf sein Gesicht. Ein freudloses jedoch, das im Zusammenspiel mit dem eisigen Ausdruck in seinen blauen Augen beinahe zum Fürchten aussah – wenn ihn jemand gesehen hätte. Aber es war niemand im Haus mit ihm.
    Allerdings kam jemand, der offenkundig zu ihm ins Haus wollte und der dabei in die provisorische Alarmanlage gestolpert war, die Eric gebastelt hatte.
    Als hätte er sein Selbstgespräch vorhin nur kurz unterbrochen, fuhr er jetzt, als er sich vom Fenster abwandte, grimmig und kalt fort: »Und das ging ja noch schneller.«
*
    »The Big Rock’s Daily Dirt«, Website
Betreiberchat
    : Wir sollten mit Eric Anderson sprechen.
    : Worüber?
    : Ob er heute mehr weiß, als er damals sagen konnte.
    : Dann hätte er sich doch bestimmt schon eher gemeldet. Oder wäre jetzt gleich zur Polizei gegangen.
    : Vielleicht hält er es nicht für wichtig genug.
    : Ach so, du meinst …
    : Genau.
    : Vielleicht wäre es nur wichtig für UNS.
    …
*
    Auf seinem Weg durch das zweistöckige Haus ließ Eric sämtliche Lichter brennen. Er selbst hielt sich in den Schatten, von denen es trotzdem noch genug gab. So konnte von draußen niemand nachvollziehen, wie er sich durchs Haus bewegte und schließlich durch die Kellertür hinaus ins Freie schlüpfte.
    Durch diese Tür war er früher mit Dad ins Haus gekommen, wenn sie von ihren Angelausflügen zurückkehrten. Im Kellerraum dahinter hatten sie ihre Ausrüstung und Kleidung deponiert und ihren Fang geschlachtet und gesäubert. Seine Erinnerungen an damals waren nur schwach ausgeprägt. Er war erst acht Jahre alt gewesen, und was in jenem Jahr geschehen war, hatte nicht nur sein ganzes zukünftiges Leben verändert, sondern auch viele Erinnerungen an die Zeit davor ausgelöscht. Die an das Angeln mit seinem Vater waren ihm geblieben. So wie auch die Angelausrüstung noch hier gewesen war. Aus Angelschnur und Katzenglöckchen hatte Eric rund ums Haus Stolperfallen gespannt, die ihm nach drinnen meldeten, wo jemand hineintappte. Der Alarm, den er gehört hatte, war von hinten gekommen, nahe der Garage.
    Nebel hing wie zum Trocknen aufgehängte Laken zwischen den nachtschwarzen Bäumen rings um das Ferienhaus. Wind ließ das Grau wabern. Es knackte und knarrte hier und dort, und über ihm raunte es im Geäst der Nadelholzriesen, als mahnten sie ihn, schnell wieder ins Haus zurückzukehren und das Schicksal nicht herauszufordern. Dem Mörder keine Gelegenheit zu geben, jetzt zu vollenden, was er damals nicht geschafft hatte.
    Eric fröstelte. Mehr wegen der Kälte, weniger vor Angst. Seltsamerweise. Stattdessen empfand er ein fast absurdes Gefühl von … Vorfreude. Und Spannung natürlich. Würde tatsächlich

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