Horror-Hochzeit
flachsblonde Farbe, war immer ungekämmt, und hinter der Brille mit dem blassen Gestell fixierten mich zwei kluge, neugierige Augen.
»Jetzt sind Sie gespannt, wie?«
Ich deutete auf den Kaffee. »Wollen Sie nicht auch einen Schluck Bernie?« Er hob beide Hände. Die Finger waren gelb vom Nikotin. Ohne seinen Glimmstengel aus dem Mund zu nehmen sprach er weiter.
»Ich kenne die Brühe. Haben wir bei uns in der Redaktion auch. Drei Kollegen sind daran schon gestorben.« Er grinste breit und schob einen vorstehenden Hemdkragen zurecht. »Wegen des Kaffees bin ich nicht gekommen. Außerdem ist Wochenende, und ich will Sie auch nicht lange aufhalten, sondern möchte Ihnen einen Tip geben.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»All right. Haben Sie sich für den morgigen Tag schon etwas vorgenommen?«
»Nein.«
»Sie Glücklicher«, grinste Bernie und nahm die Zigarette aus dem Mund, um sie im Ascher zu zerstampfen. »Dann können Sie ja eine nette Hochzeit besuchen.«
Während ich noch an meiner Antwort bastelte, zündete Bernie sich eine neue Zigarette an.
»Was soll ich?«
»Zu einer Hochzeit gehen.«
Jetzt grinste ich schief.
»Wenn es nicht meine eigene ist, okay. Aber man hat mich nicht eingeladen.«
»Das ist auch nicht nötig. Wenn ich recht informiert bin, mögen Sie keine Werwölfe.«
Himmel, dieser Mensch konnte einen wahnsinnig machen Stets wechselte er innerhalb kurzer Zeit das Thema. »Stimmt, Werwölfe mag ich nicht besonders. Ist das ein Fehler?«
»Überhaupt nicht.«
»Was hat denn ein Werwolf mit dieser komischen Hochzeit zu tun von der Sie gesprochen haben?«
»Weil ein Werwolf morgen heiratet!«
Ehrlich, Freunde, man hat mir ja schon vieles untergejubelt, diese Antwort setzte dem Faß die Krone auf. Ein Werwolf sollte am morgigen Tag, am Samstag, heiraten! Unwahrscheinlich - auch unmöglich?
»Haben Sie nicht getrunken?« fragte ich vorsichtshalber einmal nach.
»Nein, nur meine drei üblichen Gläschen Außerdem habe ich keinen Bock darauf, Ihnen einen Bären aufzubinden. Es geht wirklich um Werwölfe, glauben Sie mir.«
»Jetzt sind es schon mehrere.«
»Legen Sie nicht alles auf die Goldwaage. Fest steht, daß er am morgigen Tag heiraten will.«
»Und wer ist der Glückliche?«
»Frederik Arthur Earl of Durham«, erwiderte Bernie Winter mit beinahe feierlich klingender Summe.
Ich stutzte. Verflixt, dieser Name war mir nicht unbekannt. Irgendwann und irgendwo hatte ich ihn gehört. Nicht nur das, auch gelesen Leider fiel mir nicht ein wann und wo es gewesen war.
»Ich will Ihnen eine weitere Hilfe geben, Sinclair. Der Earl of Durham heiratet nicht standesgemäß, sondern eine aparte und hübsche Französin, die auf den Namen Lucienne Lancomb hört.« Er schaute mich starr an. »Na, fällt der Cent?«
»Stückweise.« In der Tat wußte ich Bescheid. Diese Hochzeit war zu einem Großereignis hochstilisiert worden In der Klatschpresse hatte sie schon wochenlang die Seiten gefüllt, und jeder redete eigentlich darüber. Vorausgesetzt, er kaufte sich die Blätter. »Natürlich ist mir die Hochzeit bekannt. Ihre Zeitung hat auch darüber geschrieben.«
»Nicht nur meine Zeitung auch ich.« Bernie tippte mit dem Zeigefinger gegen die Brust.
»Und dieser Earl ist ein Werwolf.«
»Genau!«
Ich schluckte zweimal. »Woher wissen Sie das eigentlich?« erkundigte ich mich.
»Man hat so seine Beziehungen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Kommen Sie mir nicht mit Ausreden, Bernie. Wenn Sie mir schon die Zunge langmachen und mir etwas so Unwahrscheinliches erzählen, dann raus mit der Sprache.«
»Man hat es mir gesagt.«
»Und wer?«
»Jemand vom Schloßpersonal. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Bernie stand auf. »Ich an Ihrer Stelle würde mir die Hochzeit einmal genauer anschauen. Morgen um punkt zwölf Uhr. High noon wenn Sie so wollen, Sinclair. Ich bin auch da.«
»Glauben Sie eigentlich an Werwölfe?« fragte ich ihn.
»Im Prinzip nicht.«
»Dennoch sind Sie gekommen.«
»Manchmal habe ich so komische Anwandlungen. Seit der Geschichte mit der Königin… Sie wissen schon, als Sie den Orden bekamen, bin ich ein wenig mißtrauisch geworden und dachte mir, sagst mal dem alten Mr. Sinclair Bescheid. Vielleicht gibt es auf der Hochzeit noch Terror. Ich habe schon viel erlebt. Daß ein Werwolf vor den Traualtar tritt, ist mir bisher noch nicht untergekommen Wirklich nicht.«
»Mir auch nicht, Bernie, deshalb will ich daran einfach nicht glauben.«
Er hob die Schultern »Das können Sie
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