Horror-Hochzeit
eintrifft. Deshalb bleibe ich auch noch im Büro.«
Glenda zog ein erstauntes Gesicht. »Es kommt noch jemand?«
»Sagte ich doch.«
»Wer denn?«
»Ein Reporter.«
Glenda zupfte ihre rote Strickmütze zurecht. »Und ich habe angenommen, du seist pressescheu.«
»Im Prinzip ja, aber dieser Bursche will kein Interview. Der Knabe will mich sprechen und mir sogar Vorschläge machen wie er meinte.«
»Und Jane Collins?« fragte Glenda.
»Wieso?«
»Vielleicht ist sie dein Besuch.«
Ich verdrehte die Augen »Himmel, sei doch nicht eifersüchtig oder wie das heißt. Jane ist eine Hexe, obwohl sie sich mittlerweile von Wikka gelöst hat. Wir haben keine Gemeinsamkeiten mehr. Glaub mir.«
»Ich weiß nicht so recht, John Gerade weil sie eine Hexe ist, kann sie dich leicht verhexen Ich würde an deiner Stelle immer scharf achtgeben.«
»Das mache ich auch.«
»Dann bis Montag. Und schönes Wochenende.«
»Willst du mit?«
»Du kannst mich ja anrufen!« Glenda nickte mir noch einmal zu und rauschte davon.
Ich machte die Beine lang, legte die Hacken auf die Schreibtischkante und zündete mir eine Zigarette an Wann der Reporter, der den Namen Bernie Winter trug, eintreffen würde, konnte ich nicht sagen. Er hatte mir selbst keine genaue Zeit genannt.
Allmählich wurde es stiller, und ich bekam so etwas wie ein Freitagsgefühl. Ein Wochenende ohne Dämonen wäre herrlich gewesen Daran wollte ich allerdings erst denken, wenn der Besuch des Bernie Winter hinter mir lag.
Leider hatte mir Glenda keinen Kaffee hinterlassen Da ich dennoch etwas Warmes trinken wollte, ging ich in den Flur, um mir einen Pappbecher mit Automaten-Kaffee zu ziehen.
Am Apparat traf ich James Powell. Mein Chef war wie immer korrekt gekleidet.
Er trug einen grauen Mantel, den Schirm über den Arm gehängt, den Bowler auf dem Kopf und Handschuhe. Daß er schon so »früh« Feierabend machte, hatte seinen Grund. Am Freitagabend ging er stets in den Club.
»Sind Sie freiwillig hier, John?« fragte er mich.
»Nein Sie wissen doch, der Reporter.«
Sir James hatte heute seinen sozialen Tag. »Wenn er Sie zu lange warten läßt, dann gehen Sie! Diese Leute sollen sich angewöhnen, endlich einmal pünktlich zu sein. Überstunden können Sie machen, wenn wirklich Not am Mann ist.«
»Die paar Minuten.«
»Ist Ihr Bier, John Ich wünsche Ihnen dennoch einen guten Abend.«
»Danke, Sir!« rief ich meinem Chef nach. »Ihnen das gleiche.«
Der Superintendent verschwand nickend im Lift. Ich holte mit spitzen Finger den Pappbecher aus dem Apparat hervor und balancierte ihn in mein Büro.
Kaum hatte ich Glendas Vorzimmer betreten, vernahm ich bereits das Summen des Telefons. Zu hastig stellte ich den blöden Becher weg. Die schwarze Brühe warf Wellen und schwappte über. Auf Glendas Schreibtisch blieb ein brauner Rand.
Der Mann vom Empfang meldete das Eintreffen eines gewissen Bernie Winter.
»Jemand soll ihn hochbringen«, sagte ich.
»Geht in Ordnung, Sir!«
Ich wollte nicht, daß ein Reporter allein und unbeaufsichtigt im Yard Building umherstromerte. Diese Burschen hatten ihre Blicke überall und die Ohren stets weit geöffnet.
Nachdem ich mit meinem Taschentuch den Fleck auf Glendas Schreibtisch weggeputzt hatte, balancierte ich den Becher in mein Büro. Zum Glück lief alles glatt.
Wenig später traf Bernie Winter ein. Ein Kollege hatte ihn begleitet. Ich bedankte mich bei dem Uniformierten, der grüßte und verschwand. Bernie Winter war mir kein Unbekannter. Wo es nach Sensationen roch, tauchte er auf. Dabei gehörte er allerdings zu den Typen, die differenzierten und nicht alles niederschrieben, vor allen Dingen dann nicht, wenn schlecht recherchiert war, unglaubwürdige Zeugen auftraten oder es sich nur um fadenscheinige Gerüchte handelte. Ich hatte Bernie Winter noch nie ohne Zigarette gesehen Auch jetzt klemmte in seinem Mundwinkel ein Stäbchen, dessen Tabak stank als wäre er an der Autobahn geschnitten worden. Dabei grinste Winter von Ohr zu Ohr und deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Haben Sie Angst um mich gehabt, Sinclair?«
»Wieso?«
»Weil Sie mir einen Aufpasser mitgegeben haben.«
Ich hob die Schultern »Das ist so üblich. Außerdem gebietet es die Höflichkeit.«
»Natürlich.« Winter lachte und zog mit dem Fuß einen Besucherstuhl heran, auf dem er sichvniederließ. Er trug wieder seinen langen Ledermantel und hatte auch eine Kamera umhängen. Winter war größer als ich, sein Haar besaß eine
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