Horror-Hochzeit
worden, und Lucienne erschrak Sie war es nicht gewohnt, daß man in einem solchen Ton mit ihr redete. Sprachlos starrte sie Rosa an.
Sie sah dabei eine Frau vor sich, die irgendwie Angst und Abneigung ausströmte. Das Alter war schwer zu schätzen. Es möchte zwischen 50 und 60 liegen. Im Gegensatz zu manch hagerer Gouvernante war Rosa ziemlich füllig dafür besaß sie einen länglichen Kopf und eine Gesichtshaut, die nur wenig Sonne bekam. Deshalb wirkte sie auch so grau und war zudem durch Falten verzerrt. Lucienne hatte die Augen der Frau noch nie freundlich blicken sehen Auch jetzt starrte sie Rosa kalt und scharf an. Gefühle zeichneten sich nicht auf ihrem Gesicht ab. Schon vor Monaten, beim ersten Zusammentreffen, war Lucienne klargeworden, daß sie mit Rosa, die die Aufsicht über die gesamten Wirtschaftsräume einschließlich Küche besaß, nicht auskommen würde. Sie hatte sich stets mit dem Gedanken getröstet, nicht Rosa zu heiraten, sondern den Earl of Durham, deshalb kümmerte sich Lucienne wenig um die Frau. Sie wußte auch, daß Rosa sie ebenfalls nicht leiden konnte. Aus dieser Abneigung machte sie auch keinen Hehl.
Lucienne gab sich einen Ruck »Ich will meinen Verlobten sprechen!« forderte sie.
Jetzt verzog Rosa das Gesicht zu einem Lächeln »Das tut mir aber leid, Miß. Der Earl of Durham ist nicht da.«
»Was soll das heißen?«
»Das, was ich Ihnen gesagt habe. Er ist fort.«
»Und wohin ist er gegangen?«
»Aber, Miß. Stellen Sie sich nicht so an. Wissen Sie denn nicht, daß sich Männer noch einmal austoben bevor sie in den Stand der Ehe treten. Das ist ganz natürlich.«
»So etwas würde Frederik nie tun.«
Rosa lachte. »Miß, seien Sie doch nicht so naiv! Frederik ist ein Mann. Denken Sie, er wäre anders?«
»Er hätte mir etwas gesagt.«
»Das braucht er nicht.«
»Ich bin seine Verlobte und werde morgen seine Frau.« Rosa winkte ab.
»Es hat nichts zu bedeuten Auf jeden Fall ist Ihr Verlobter nicht da.«
»Sie lügen, ich habe ihn gesehen.«
»Wirklich?« Die Augen der Frau verengten sich zu schmalen Schlitzen.
»Wo denn?«
»Hier unten in der Halle. Kurz nachdem der Schrei aufgeklungen war. Ich stand oben und konnte in den Treppenschacht schauen Sie erzählen mir nichts, Rosa.«
»Die Beleuchtung ist sehr schlecht, Miß. Sie können ihn überhaupt nicht gesehen haben, weil er nicht da ist.«
»Und ich behaupte das Gegenteil.«
Rosa hob die Schultern. »Es interesssiert mich nicht, was Sie behaupten. Ich sage Ihnen nur, wie es ist. Es gab keinen Frederik und keinen Schrei. Verstanden?«
»Und was ist das?« Lucienne streckte ihren Finger vor. »Schauen Sie auf die Spitze, da sehen Sie den roten Fleck Ich habe sehr genau hingesehen und festgestellt, daß Blut daran klebt. Ja, es ist Blut, und dieses Blut liegt hier auf dem Boden.«
»Wo denn?«
Lucienne trat einen Schritt zur Seite. Sie deutete nach unten. »Da sehen Sie es. Das Blut hat sich zu einem Fleck ausgebreitet, und es klebt auch an meinem Finger.«
»Sie meinen die Farbe, Miß!«
»Es ist keine Farbe. Hören Sie zu, Rosa! Ich kann eine rote Farbe von Blut unterscheiden. Das sollten Sie mir jedenfalls zutrauen.«
Rosa lenkte ein Jedenfalls deutete ihr Nicken darauf hin »Möglich«, sagte sie. »Aber Sie, Miß, sollten wieder in ihr Bett gehen. Morgen haben Sie einen anstrengenden Tag vor sich…«
»Nein!« rief Lucienne. »Ich bleibe auf. Ich will meinen Verlobten sprechen.«
»Er ist nicht da!«
»Davon werde ich mich erst noch überzeugen« Sie nickte entschlossen und schritt vor, ohne daß die Frau etwas dagegen unternehmen konnte. Außerdem war Rosa von dieser spontanen Reaktion völlig überrascht worden. Lucienne war schon an ihr vorbei, als sie endlich reagierte. Plötzlich wurde Rosa flink. Auf dem Absatz fuhr sie herum, lief schneller als sie Braut und bekam sie zu fassen.
Plötzlich spürte Lucienne die Finger an ihrem rechten Arm, sofort danach den Ruck, der sie gegen Rosa schleuderte.
Die griff blitzartig zu und drehte Lucienne herum. »Ich habe Ihnen doch gesagt, Miß, daß Ihr Verlobter nicht anwesend ist. Gehen Sie wieder auf Ihr Zimmer!«
Lucienne war außer sich. »Wollen sie mir verbieten, das Zimmer meines Verlobten zu betreten?«
»Ja, das will ich!«
Lucienne funkelte die Frau an. Sie war völlig durcheinander, denn so etwas war ihr noch nie passiert. »Das ist eine Unverschämtheit!« zischte sie. »Ich lasse mir von Ihnen…«
»Noch habe ich das Sagen! Sie gehören
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