Horror-Hochzeit
der Öffnung kroch ein Wesen mit dem der Reporter hier in der Kühlkammer nicht gerechnet hatte.
Es war der Werwolf!
Bill stockte der Atem. Sekundenlang waren vor seinen Lippen keine Wolken mehr zu sehen. Er wischte sich über die Augen schaute noch einmal hin und sah das gleiche Bild.
Der Werwolf kam.
Er stemmte sich hoch, bekam Schwung und stand plötzlich in der Kammer.
Mochte die Gefahr auch noch so groß sein, in der Bill steckte, dieses Auftauchen der Bestie brachte einen Vorteil mit sich. Der Werwolf hatte gleichzeitig einen Fluchtweg für den Reporter hinterlassen, denn es mußte Bill gelingen an seinem Gegner vorbeizukommen und in das Loch zu springen. Leider hatte Bill keine Waffe mitgenommen. Angeschlagen und unterkühlt sich gegen eine reißenden Bestie mit blutverschmierten Pranken zu verteidigen war wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Das Geschöpf hatte ihn gesehen!
Bill Conolly sah den Blick der grausamen Raubtieraugen direkt auf sich gerichtet, und er bemerkte, wie sich der Körper zum ersten Sprung zusammenduckte. Conolly griff zu einer Verzweiflungsaktion. Als sich die Bestie abstieß, schleuderte er eine Schweinehälfte nach vorn und tauchte in den freigewordenen Zwischenraum, bevor das Fleisch wieder zurückschwang und ihm in den Rücken hämmern konnte. Diese Bewegung hatte Bill zuviel Kraft gekostet. Weggekommen war er, nur konnte er sich vor Schwäche nicht länger auf den Beinen halten, rutschte aus und fiel gegen die Wand.
Zum Glück hatte er die Arme angewinkelt. Er konnte sich mit den Ellbogen abstützen, wollte herumfahren hörte das Fauchen und spürte schon den heißen Atem im Nacken. Noch in derselben Sekunde hämmerte die Pranke zu!
***
Für einen winzigen Moment der Angst setzte mein Herzschlag aus, denn ich befürchtete, in irgendeinem Loch zu verschwinden. Zudem wühlte der Schmerz in meiner Hüfte.
Das änderte sich sehr schnell. Höchstens einen Meter tief war ich gefallen, kam sicher auf und fand mich in einem Gang wieder, den ich aufrecht nicht durchqueren konnte.
Es gab nur eine Richtung die der Werwolf eingeschlagen haben konnte Ihr folgte ich.
Der Gang mußte schon sehr lange bestehen. Er roch muffig es war feucht, und ich tappte zunächst in einer fast absoluten Schwärze weiter, bis ich weiter vor mir einen helleren Fleck erkannte. Es war ein gräuliches Schimmern, und es befand sich etwa in Deckenhöhe.
Eine kurze Lauschzeit gönnte ich mir, blieb stehen und horchte in die Finsternis hinein.
Ich hörte den Werwolf. Kein Keuchen oder Grollen sondern das Klatschen der Pranken auf dem hartgestampften Lehmboden, das plötzlich verstummte.
Um die verlorengegangene Zeit aufzuholen, lief ich schneller, vernahm ein neues Geräusch, ein Knirschen und Knacken und sah einen helleren Schein nach unten fallen.
Ihn erreichte ich sehr schnell, blieb stehen und schaute in die Höhe. Über mir befand sich eine Luke. Aus der Öffnung wehte es mir eiskalt entgegen.
Mir fielen Sheilas Worte ein Sie hatte von einer Kühlkammer gesprochen und sie in Verbindung mit Bill gebracht.
Sollte sich Bill vielleicht über mir befinden?
Als ich hochkletterte und meine Hände um den Rand der Luke klammerte, vernahm ich das scharfe Keuchen der Bestie. Ich beeilte mich noch mehr, geriet in die Kälte und sah vor mir die Fleischstücke an Haken und Stangen hängen.
Einige befanden sich in Bewegung. Sie pendelten hin und her, gaben Lücken frei, durch die ich den Rücken der gefährlichen Bestie sehen konnte.
Gleichzeitig hörte ich einen schweren Ächzlaut.
An der Stimme erkannte ich Bill.
Die Beretta lag längst in meiner Hand. Ich ging zwei gleitende Schritte vor, paßte die Lücken zwischen den hin-und herschwingenden Fleischstücken ab und schoß. Zweimal drückte ich ab. Getroffen hatte ich. Der pelzige Körper des Werwolfs war nicht zu verfehlen gewesen, und ich vernahm ein schauriges Gurgeln, bevor ein schwerer Körper zu Boden fiel.
Das war die Bestie!
»John?« Bill sprach mich an Verdammt kratzig klang seine Stimme. Ich fühlte mich plötzlich mies. Die Spannung löste sich allmählich, und ich konnte mich wieder auf die normalen Dinge konzentrieren. Das waren die Schmerzen in meiner Hüfte. Jetzt merkte ich sie stärker als zuvor.
»Verdammt, John, was ist?« Bill kroch unter den Fleischstücken her, schaute zu mir hoch und sah mein verzerrtes Grinsen.
»Nur ein Kratzer!« keuchte ich und versuchte, die Schmerzen zu unterdrücken denn ich wollte mir den Werwolf anschauen.
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