Horror-Hochzeit
irgendwo versteckt. Aber in die Kälte durch den Schnee laufen? Weit und breit befand sich kein Unterschlupf. Bis zur nächsten Stadt war es viel zu weit, sie wäre unterwegs in ihrer dünnen Nachtkleidung erfroren Dann lieber in diesen düsteren Räumen verweilen und die Nacht abwarten. Auch sie würde vorbeigehen. Wie jeder Alptraum.
Da Rosa ihr noch immer nicht so recht traute, blieb die Frau hinter Lucienne. Das Messer hielt sie so in der Hand, daß die Spitze auf den Rücken der jungen Braut zeigte. Lucienne bemerkte es, als sie einmal einen Blick über die Schulter warf.
Nein Rosa ließ sie nicht entkommen.
Wieder breitete sich Gänsehaut auf ihrem Rücken aus, als sie die Treppe hochschritt. Die rechte Hand hatte sie auf das Geländer gelegt und hinterließ dort einen dünnen Schweißfilm, als sie Stufe für Stufe in die Höhe schritt.
Oben angekommen, drehte sie sich nach links und tauchte in den langen Gang ein.
Wie ein Schatten blieb Rosa hinter ihr. Sie paßte sich der Schrittfolge genau an, so daß von ihr so gut wie nichts zu hören war. Vorbei an den düsteren Gemälden der Ahnen gingen sie und erreichten endlich die Tür, hinter der Luciennes Zimmer lag.
Die junge Braut hatte nicht abgeschlossen Sie blieb für einen Augenblick an der Tür stehen und hörte Rosas auffordernde Stimme hinter sich.
»Gehen Sie in das Zimmer, Miß!«
Lucienne öffnete. Sie machte sofort Licht.
Automatisch schritt die Braut zu ihrem Bett. Auf der Kante nahm sie Platz. Dabei hatte sie sich so gedreht, daß sie die an der Tür stehende Rosa anschauen konnte.
Die Frau lächelte kalt. Sie ging noch nicht, denn sie hatte einiges zu sagen.
»Damit Sie es wissen, Miß. Ihr Verlobter ist nicht da. Es gab auch kein Heulen, Sie haben mich auch nicht gesehen und deshalb auch nicht dieses Messer hier!« Rosa hielt es in die Höhe. »Das existiert alles nicht. Sie haben wunderbar geschlafen. Tief, fest und traumlos, wie es sich für ein junges Mädchen in der Nacht vor seinem schönsten Tag gehört. Und am nächsten Morgen wird alles anders sein.«
Lucienne Lancomb schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. So etwas ist unmöglich. Ich werde nicht vergessen was ich hier erlebt habe. Sie können mich zu vielem zwingen, aber dazu nicht Haben Sie mich verstanden?«
»Was wollen Sie denn, Miß?«
»Alles sagen, aber auch alles.«
»Ihrem Verlobten etwa?«
»Genau!«
Rosa lachte in einem Tonfall, der außerordentlich sicher klang. »Miß, Sie kennen die Verhältnisse hier nicht. Das halte ich Ihnen noch zugute. Wer wird Ihnen denn glauben? Ihr Verlobter? Wohl kaum. Er und ich kommen miteinander aus. Vergessen Sie niemals, daß ich es gewesen war, der ihn als kleinen Jungen auf den Knien geschaukelt hat. Er hat es auch nie vergessen und mich mit einem entsprechenden Vorschuß an Vertrauen bedacht. Sie stehen auf verlorenem Posten Auch bei dem Mann, den Sie morgen ehelichen werden um zu mir in dieses Schloß einzuziehen.«
Jetzt lachte die Französin »Ich hier einziehen? Nach allem, was vorgefallen ist? Nein, das glauben Sie doch selbst nicht. Eher bügele ich das Meer glatt, als daß ich hier wohne.«
»So war es beschlossen!«
»Das interessiert mich nicht mehr. Ich habe meinen eigenen Willen und lasse mich zu nichts zwingen.«
Rosa hatte den Worten schweigend gelauscht. Jetzt lächelte sie wieder.
»Wie Sie wollen, Miß, aber es ist beschlossen, daß Sie hier im Schloß bleiben. Ihr Platz wird ab morgen Mittag nach der Trauung auf Durham Castle sein.«
Lucienne sprang auf. Ihre Angst war plötzlich verflogen. »Ich lasse mich nicht zwingen!« rief sie. »Und von Ihnen erst recht nicht. Kümmern Sie sich um die Küche, aber lassen Sie mich in Ruhe! Ich will mit Ihnen nichts zu tun haben.«
»Wir reden später darüber. Denken Sie nur an meine Worte. Sie haben einmal eine Entscheidung getroffen, dabei müssen Sie bleiben Angenehme Nacht, Miß.« Mit diesen letzten, spöttischen Worten zog sich die Frau zurück und verließ das Zimmer. Sie drückte die Tür zu, und sofort danach hörte Lucienne ein Geräusch, das sie erschreckte. Rosa schloß von außen ab!
Zweimal drehte sie den Schlüssel herum, und Lucienne war klar, daß man sie eingeschlossen hatte. Sie sollte nicht mehr aus dem Zimmer entkommen können.
Diese Tat der anderen überstieg ihr Begriffsvermögen. Sie fragte sich, wer sie überhaupt war, daß sich eine Person wie Rosa so etwas herausnehmen konnte.
Jetzt kam sie nicht mehr raus! Dennoch
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