Horror-Hochzeit
nicht zur Familie. Haben Sie verstanden?«
»Was erlauben Sie sich!« Lucienne wollte sich losreißen, aber Rosa hielt eisern fest. Sie hatte das rechte Gelenk der Französin umklammert und drehte es zur Seite. Jeder weitere Ruck schmerzte, und Lucienne spürte das Stechen bis in die Schulter.
»Sie bleiben hier, Sie werden in kein anderes Zimmer, sondern nur in Ihr eigenes gehen.«
Lucienne glaubte, sich in einem Irrenhaus zu befinden, wo sich eine Wärterin um die Kranken kümmert. Auch diese Frauen besaßen einen so harten Griff, aber Lucienne war nicht krank. Sie wehrte sich. Mit dem rechten Fuß trat sie zu.
Die Schuhspitze traf direkt ihr Ziel. Sie hämmerte gegen das rechte Schienbein der Frau, und auch Rosa war beileibe nicht schmerzunempfindlich. Sie reagierte so, wie Lucienne es sich erhofft hatte und ließ die junge Französin los.
Sofort sprang die Braut zurück. Schwer atmete sie. Sie war erregt, wütend, zornig, und sie bewegte ihren rechten Arm, wobei sie feststellte, daß er schmerzte.
»Das, meine liebe Miß, hast du nicht umsonst gemacht!« flüsterte Rosa rauh. »Wenn ich sage, daß du verschwinden sollst, dann verzieh dich auch. Noch gebe ich den Ton an. Du bist hier eine Fremde, eine, die nichts zu sagen hat.«
»Lassen Sie mich jetzt zu meinem Verlobten!«
»Er ist nicht da!« Rosa hatte gebückt auf dem Fleck gestanden und kam nun hoch, während sie ihre Hände von der getroffenen Stelle am Schienbein löste.
»Und ich habe Ihnen gesagt, daß ich mich davon selbst überzeugen will!« erklärte Lucienne mit einer Summe, die keinen Widerspruch duldete. »Haben Sie begriffen?«
»Natürlich!«
»Dann gehen Sie mir aus dem Weg!« forderte die Braut. Die beiden Frauen starrten sich an, da Rosa keine Antwort gegeben hatte. Sekunden vergingen. Lucienne versenkte ihren Blick in dem Gesicht der Frau, wobei sie sich eingestehen mußte, daß ihr Rosa Angst einjagte. Aber die wollte sie überwinden.
»Und ich werde gehen!« flüsterte sie scharf. Einen ersten Schritt setzte sie vor.
Da griff Rosa zur Waffe. Sie war eiskalt und ließ Lucienne sogar dicht an sich herankommen, aber plötzlich hielt sie ein Messer mit schmaler Klinge in der Hand, das sie zuvor unter ihrer Hausjacke versteckt hatte. Licht traf die Klinge und brachte sie zum Funkeln. Das gleiche metallische Funkeln stand auch in den Augen der Frau, und Lucienne deutete es als Haß.
Sie stoppte mitten in der Bewegung. Damit war Rosa nicht einverstanden. Diesmal schnellte sie vor, und Lucienne, die nicht fähig war, sich zur Seite zu bewegen, spürte plötzlich den kalten Stahl der Klinge am Hals.
Sie stand sofort steif!
Über den Klingenrand hinweg schielte sie und blickte in das grau wirkende Gesicht der Rosa. »Miß!« flüsterte diese. »Miß, Sie spielen mit Ihrem Leben Seien Sie froh, daß Sie noch… ach was, Sie werden jetzt auf Ihr Zimmer gehen, oder es wird Ihr Blut sein das bald eine zweite Lache auf dem Boden bildet! Klar?«
Lucienne antwortete nicht Sie konnte es einfach nicht, weil sie durch die Reaktion der Frau zu geschockt war, denn damit hätte sie nie gerechnet.
»Nun?«
»Nehmen… nehmen Sie das Messer weg, verdammt!«
»Gehst du auf dein Zimmer, Miß?« Nach diesen Worten verstärkte sie noch den Druck der Klinge.
Noch lag die Breitseite an Luciennes Haut, doch die Frau hatte Angst davor, daß Rosa die Klinge herumdrehen und sie von links nach rechts ziehen konnte.
Das traute sie dieser Person mittlerweile zu!
»Nun, Miß?« Die beiden Worten waren kaum zu verstehen, da sie tief in Rosas Kehle geboren wurden.
»Ich… ich gehe…«
»Und wohin?«
»Zimmer…«
»In deins?«
Es kostete Lucienne starke Überwindung, die nächste Antwort auszusprechen, aber sie sah keine andere Chance mehr. Rosa brachte es fertig und schlitzte ihr die Kehle auf. »Ja!« hauchte sie. »Ich werde auf mein Zimmer gehen.«
»Das will ich Ihnen auch geraten haben Miß. Schließlich wollen Sie morgen heiraten.«
»Natürlich.«
Rosa schaute die junge Französin noch einmal lauernd an, als wollte sie sichergehen, auch keiner Lüge aufgesessen zu sein Dann zog sie die Klinge zu sich heran.
Sie steckte das Messer nicht weg, behielt es in der Hand und nickte, während sie gleichzeitig auf die Treppe deutete. »Sie kennen den Weg ja, Miß.«
Lucienne bewegte ebenfalls den Kopf. Dabei schluckte sie und schritt mit zitternden Knien los. Ihr Gesicht war schweißfeucht, am liebsten hätte sie das Schloß verlassen und sich
Weitere Kostenlose Bücher