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Horror-Horoskop

Horror-Horoskop

Titel: Horror-Horoskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spürte den Zwang, der ihn leitete, und so drehte er sich um und schritt zu seinem Pult.
    Je mehr er sich näherte, um so deutlicher schälte es sich aus der Finsternis hervor, aber es war niemand da, der eine Kerze oder eine Fackel angezündet hätte. Sein Pult lag in einer Insel von schattenlosem Licht. Eine Helligkeit, wie sie nicht normal war. Dunkel und trotzdem hell. So etwas konnte nur in der Hölle geboren sein.
    Das Gesicht Luzifers blieb hinter ihm zurück. Nostradamus sah nicht das böse kalte Grinsen auf den Lippen des Höllenherrschers. Er freute sich, denn wieder einmal hatte Luzifer in die Geschicke der Menschen gravierend eingegriffen…
    Nostradamus schrieb!
    Er befand sich plötzlich in einem wahren Rausch und musste daran denken, was ihm Luzifer versprochen hatte. Er würde schreiben. Schreiben und immer nur schreiben, das Schicksal der Menschheit vor Augen, die Zukunft als Bild, und er schaute hinein, sah schreckliche Szenen, Katastrophen, Kriege, Zusammenbrüche und überall nur Leichen.
    Eine neue Apokalypse, die das Grauen seiner Zeit an Größe und Macht bei weitem übertraf.
    Luzifer hatte ihm die Augen geöffnet und dafür gesorgt, dass die Zukunft so deutlich zu sehen war. Dabei hatte er diesen Herrn des Bösen stets verabscheut und gehasst, doch nun war er unter seine Knute geraten und konnte nicht mehr anders.
    Und so schrieb er. Er hörte das Kratzen der Feder, er tunkte sie in die Tinte ein, schrieb neu, Seiten wurden gefüllt, und seine Hand bekam keine Ruhe. Die erste Stunde verging, die zweite, auch die dritte brach an, und er schrieb die letzte Seite seines Vermächtnisses. Bis das letzte Wort aus seiner Feder floss. Zusammen mit einem gewaltigen Stöhnlaut, der über die Lippen drang. Plötzlich spürte er die Steifheit seiner Hände, er war nicht mehr in der Lage, den Federhalter festzuklammern und schaute dabei auf seine Finger, die wie von der Gicht gekrümmt wirkten.
    Wie knotige, kleine, steife Stöcke kamen sie ihm vor, deren Anblick allmählich verblasste, weil auch das unnatürliche Licht zusammenbrach und er noch eines hörte. Ein gewaltiges Gelächter!
    Luzifer persönlich hatte es ausgestoßen, als er sich in die Unendlichkeit seiner Dimension zurückzog.
    Als sich Nostradamus umdrehte und dorthin schaute, wo er den Herrscher des Bösen gesehen hatte, erkannte er nur noch einen zerfließenden blauen Schatten, der bald verschwand. Luzifer hatte den Raum verlassen. Seine Arbeit war getan!
    Nostradamus spürte, dass es ihm schwer fiel, sich auf den Beinen zu halten. Er kam sich vor wie ein alter Mann. Den Oberkörper hielt er vorgebeugt, die Augen hatten einen leeren Blick bekommen, sein Gang war torkelnd, und er schaute zu, wie die Flammen aus dem Unsichtbaren hervorstiegen und an den Dochten neue Nahrung fanden. Das Gewölbe erhellte sich.
    Er sah die Mauern, die dicken Steine, den Boden, sein Schreibpult als Schatten, er sah den Tisch, aber nicht die zwölf Grausamen, die der Höllenherrscher geschickt hatte. Sie waren mit Luzifer verschwunden!
    Mit schlurfenden Schritten näherte sich Nostradamus dem Horoskop-Tisch. Sein Gesicht zeigte einen um Jahre gealterten Ausdruck. Nur Minuten waren vergangen, ihm aber war es vorgekommen, als läge ein halbes Leben hinter ihm.
    So fühlte er sich auch. Ausgelaugt, missbraucht von einer mörderischen Kraft aus der Hölle.
    Schwer stützte er sich auf die Platte. Sein Blick bekam einen stierenden Ausdruck. Die Lippen zitterten. Er hatte das Buch beendet - aber um welchen Preis!
    War es eine Lüge gewesen? Gingen seine Voraussagungen, die eigentlich die des Teufels gewesen waren, in Erfüllung? Oder beruhte das alles nur auf einem Irrtum?
    Er wusste es nicht und spürte in seiner Kehle ein hartes Kratzen, so dass er sich zunächst einmal räuspern musste, um überhaupt richtig Luft holen zu können.
    Das Pulver war verbrannt. Nicht einmal Spuren erkannte er noch in den einzelnen Segmenten. Glatt lag die Fläche vor ihm. Er schaute sich die hellen Tierkreiszeichen an, und sie kamen ihm vor, als wären sie Verräter an seiner Sache.
    Sein Buch stand. Niemand würde es ändern und keiner würde je erfahren, wie es zustande gekommen war. Auch Katharina von Medici nicht. Er würde und musste den Mund halten. Das war eine Sache, die nur Luzifer und ihn etwas anging. Schon jetzt dachte er darüber nach, was geschehen würde, wenn man seine Aufzeichnungen mal fand. Furchtbar! Die Menschheit musste ja in Angst, Schrecken und Panik verfallen.

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