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Horror-Horoskop

Horror-Horoskop

Titel: Horror-Horoskop Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schriller geworden, gleichzeitig auch dumpfer, als hätten ihn andere Klänge überdeckt. Nostradamus war kein Dummkopf. Irgend etwas musste die Erzengel stören. Eine fremde Kraft, die nicht wollte, dass sie mit ihm in Verbindung traten und ihm ihre Weisheiten offenbarten.
    Ja, das musste es sein!
    Nostradamus wollte nach ihnen rufen. Sehr schnell sah er ein, dass dies nicht möglich war. Unsichtbare Hände schienen seinen Hals zu umklammern und hatten ihm die Stimme geraubt. Auch der Rauch blieb nicht mehr so ruhig wie sonst, er zerfaserte im Wind. Der Gesang war noch da, aber er wurde mit jeder Sekunde, die verstrich, leiser. Jemand störte die Engel, und dieser jemand musste sehr stark sein, dass er so etwas überhaupt schaffte. Nostradamus wusste nicht genau, aus welcher Richtung ihn der Gesang erreichte. Instinktiv nahm er an, dass dieses Singen von oben kam, deshalb legte er den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke hoch. Nichts sah er dort. Die Engel oder was immer es sein mochte, blieben im Unsichtbaren versteckt, ohne sich zu zeigen.
    Allmählich versiegte ihr Gesang. Letzte Klänge oder Töne konnte der Mann noch vernehmen. Sie kamen ihm vor wie ein verzweifelter Aufschrei, dann wurde es finster.
    Schlagartig fiel die Dunkelheit über den Raum, denn für einen Moment verlöschten alle Kerzen und Fackeln. Die Finsternis der Hölle breitete sich aus, und sie blieb auch, bis auf eine einzige Stelle. Es war das Horoskop! Wie eine helle Insel stand es inmitten des Kellers, rauchumwölkt, dabei sehr flattrig und fahrig, gleichzeitig auch zitternd und auch fahl leuchtend.
    Sie bildete den Mittelpunkt, von dem Nostradamus seinen Blick nicht abwenden konnte.
    Er selbst stand in der Dunkelheit, hatte sich vorgebeugt, seine Hände gegen die Brust gepresst und fühlte nach dem Schlag seines Herzens. Dabei glänzte sein Gesicht, als hätte er es mit Fett eingerieben. Über den Rücken rannen Schauer. Er spürte genau, dass er dicht vor einer großen Entscheidung stand. Irgend jemand würde sich ihm offenbaren. Ob es der Himmel oder die Hölle war, das wusste er nicht. Aber es begann mit einem Sturm.
    »Und so wird der Allmächtige den Wind schicken und die Mauern der sündigen Städte zusammenbrechen lassen!« rief Nostradamus, der noch daran glaubte, dass die Seite des Guten eingreifen würde. Er irrte. Zum erstenmal in seinem Leben wurde er von einer anderen Macht überrascht. Von der des Bösen!
    Und wie sie kam. Sie schlug hinein, voll griff sie durch, fauchte, und der Hauch aus der Hölle streifte auch den großen Nostradamus. Er trat zwei Schritte zurück, streckte seine Arme aus, aber er war nicht in der Lage, das aus dem Unsichtbaren kommende Grauen zu stoppen. Es warf sich gegen ihn. Durchgeschüttelt wurde er. Überall spürte er den eisigen Hauch. Unzählige Finger schienen ihn zu berühren und abzutasten. Gellendes Gelächter dröhnte durch das Verlies, und eine dumpfe Stimme, aus dem Nichts kommend, begleitete den Sturm.
    »Du wolltest die Zukunft sehen!« hörte er den Unsichtbaren sprechen.
    »Nun gut, ich, der Herrscher des Bösen, Kaiser der Hölle, erlaube es dir. Ich bin gekommen - ich, Luzifer!«
    Und Nostradamus sah ihn!
    Es war furchtbar. Der weise Mann sah nur das Gesicht, das sich plötzlich zusammen mit ihm innerhalb des Raumes befand. Ein furchtbares Gesicht von einer beinahe widerlich kalten Schönheit. Graublau schimmernd mit einem spöttischen, grausamen und gleichzeitig arroganten Blick, der bannen und befehlen konnte. Nostradamus schaute in dieses Gesicht, obwohl er es nicht wollte, und er las daraus die Worte ab.
    Er konnte sie zwar verstehen, sie aber nicht akustisch wiedergeben. Dieses Gesicht sprach von einer wilden Menschenverachtung, von einem Grauen, von einem Wissen um das Schicksal der Menschheit, und es zog Nostradamus in seinen Bann.
    Er kam sich so klein und winzig vor wie noch nie in seinem Leben.
    »Ich bin Luzifer, Kaiser der gefallenen Engel. Und ich werde dir deine letzten Seiten diktieren. Das Horoskop, das du erstellt hast, wird meine Handschrift tragen, die ich von meinen gefallenen zwölf Engeln besiegeln lasse. Hast du verstanden, Mensch?«
    »Ja…«
    Es war beinahe eine zarte Antwort, die Nostradamus gab, aber er konnte einfach nicht anders und wartete auf die weiteren Worte des absoluten Höllenherrschers.
    Das Gesicht stand im Raum. Es schwebte und schien gleichzeitig fest verankert zu sein. Durch den kalten Ausdruck wirkte es wie in dunklem Marmor gehauen, es

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