Horror-Trip im Luxusauto
sagte Tim.
„Abteilungsleiter bei der Wertheym AG, zuständig für Fleischkonserven.“
Glockner stand auf. Er war
hochgewachsen, eine straffe Erscheinung. Wortlos verließ er das Büro.
Die TKKG-Freunde tauschten Blicke. Was
war da im Busch?
Gabys Vater kam nach einer Minute
zurück, einen Fernschreiberzettel in der Hand.
„O weh! Baldur Therne ist vorhin auf
der Autobahn verunglückt. Der Rettungshubschrauber hat den Schwerverletzten ins
Peter-und-Paul-Krankenhaus gebracht.“
Tim war fassungslos, seinen Freunden
erging es nicht anders.
„Lebensgefährlich?“ fragte der
TKKG-Häuptling.
„Das wohl nicht. Aber es ist auch so
schlimm genug. Was mich an der Sache stutzig macht, ist die Aussage anderer
Verkehrsteilnehmer, die den Unfall beobachtet haben. Therne sei wie ein Blinder
zugerast auf den Brückenpfeiler. Der Wagen hat ein Rad verloren. Möglicherweise
war auch die Lenkung nicht in Ordnung. Wir haben das Autowrack hierher
schleppen lassen. Es wird gerade untersucht. Moment!“
Er griff zum Telefon. Anruf in der
Spezialwerkstatt. Ein gewisser Mälzmann antwortete auf Glockners Fragen. Offenbar
eine alarmierende Auskunft. Tim konnte sich denken, warum.
Der Kommissar legte auf. „Sicher ist es
noch nicht. Aber alles deutet daraufhin: An Thernes Wagen wurde manipuliert.
Und das wäre ein schwerer Anschlag.“
Also doch! Tim schluckte. Himmel, wir wußten
von der Rempelei im Parkhaus Glunzel-Straße. Und haben vornehm geschwiegen.
Klößchen, bei dem der Groschen etwas
langsamer fiel, schnellte hoch von seinem Sitz.
„Karl!“ rief er aufgeregt. „Der mit dem
Schiefgesicht. Und Stoppelkopf. Die Sache mit der Delle und den zerstochenen
Reifen.“
„Natürlich!“ rief Karl.
„Dann hat Stoppelkopf“, sagte Gaby,
„Rache genommen.“
Und wir, dachte Tim, wären am liebsten
zu Therne in den Wagen gestiegen. Gütiger Schutzengel! Auf dich ist Verlaß.
*
Polizeimeister Wimbold und sein Kollege
Grauschmitz vom Streifenwagen Oberland 16 fuhren durch die Straße.
„Hausnummer 49“, sagte Wimbold.
„Hier ist erst elf“, erwiderte
Grauschmitz, der auf dem Nebensitz Ausschau hielt.
„An manchen Tagen“, sagte Wimbold,
„wünschte ich mich zum Innendienst. Diese Schwerverletzten... Mir schlägt das
auf den Magen.“
„Die meisten sind selber schuld. Zu
schnell, zu müde, angetrunken. Jeder denkt: Den andern passiert was. Mir nie.“
„Dieser Therne war nicht zu schnell.“
„Hm. Scheint mehr dahinter zu stecken.
Die Kripo sieht sich das Wrack an.“ Er reckte den Hals. „Da sind wir.“
Nr. 49, ein dreistöckiges Gebäude in
der sauberen, frisch verputzten Häuserzeile: Baldur Thernes Adresse.
Aus seinen Papieren ging ja alles
hervor. Der Streifenwagen brachte nur, was man im Krankenhaus aus Platzmangel
nicht aufnehmen wollte: den großen Lederkoffer, die Reisetasche und die
bruchsichere Metallkiste.
Therne war offenbar auf dem Weg in den
Urlaub gewesen. Wohin? Den Bewußtlosen — zur Stunde wurde er operiert — konnte
man vorläufig nicht fragen.
An der Haustür befanden sich zwei
Namensschilder, aber nur ein Klingelknopf. B. THERNE und — auf dem anderen
Schild - H. WIEGAND.
Wimbold klingelte. Eine ältliche Frau,
klein, aber mit blitzenden Augen, öffnete. Erstaunt sah sie die Polizisten an.
„Wir wollen zu Therne“, sagte
Grauschmitz.
„Herr Therne ist nicht da, ist nach
Italien gefahren.“
Sie duftete nach Veilchenparfüm und
machte seitlich-knicksende Bewegungen beim Reden.
„Hat er Familie?“
„Nein. Er ist Junggeselle. Single — wie
man heutzutage sagt.“
„Und Sie? Frau Wiegand, ja?“
„Mir gehört das Haus. Ich bin seine
Wirtin, wenn Sie so wollen. Ich führe ihm auch den Haushalt. Meistens ißt er ja
außerhäusig und... Aber worum geht es denn eigentlich?“
„Herr Therne hatte einen Unfall.“
„O nein.“
„Er liegt im
Peter-und-Paul-Krankenhaus. Da ist er in besten Händen. Ja, ein Unfall auf der
Autobahn. Der Wagen hat Totalschaden. Wir haben das Gepäck rausgenommen und möchten
es hier lassen.“
Hedwig Wiegand, 71, war verstört. In
Baldur sah sie eine Art Sohn. Sie überhäufte ihn mit Fürsorge, und er dankte
ihr das, indem er gelegentlich Blumen schenkte. Hedwig erwog dann jedesmal, ihn
als ihren Erben einzusetzen, denn sie war verwitwet und kinderlos. Von ihren
Verwandten hielt sie nicht viel.
Zitternd ging sie jetzt voran in
Thernes Wohnung — die mittlere Etage. Die beiden Polizisten stellten die
Gepäckstücke
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