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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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rechnete damit, dass Dennis und Mars versuchen würden, ihn davon abzuhalten, das Haus zu verlassen. Und er wusste, dass ihnen das gelingen würde. Also wollte er die Kinder aus dem Haus schaffen, ohne gesehen zu werden. Dennis' Füße ragten über die Seitenlehne des Sofas, wo er flach auf dem Rücken lag. Kevin spähte vorsichtig ins Büro, um zu wissen, wo Mars sich aufhielt, aber der war nicht dort. Vielleicht war er zurück ins Wohnzimmer gegangen und hockte bei der Terrassentür? Doch plötzlich hatte Kevin das unangenehme Gefühl, Mars beobachte ihn an den Monitoren. Er schlich sich am Herrenzimmer vorbei und den Flur entlang zum Elternschlafzimmer. Falls Mars im Sicherheitsraum war, würde er ihm sagen, Dennis wolle, dass er wieder die Straße beobachte. Doch das Elternschlafzimmer war leer, ebenso der Überwachungsraum. Kevin starrte auf die Monitore und sah die Polizei rundum, seinen Bruder im Herrenzimmer, das Mädchen auf seinem Bett, doch Mars entdeckte er nicht. Vielleicht sollte er die Bildschirme zerstören? Oder rausfinden, wie man das Sicherheitssystem abschaltet? Aber wenn er schnell machte, war das gar nicht nötig. Wenn er die Kinder erst hätte, wären sie im Handumdrehen aus dem Haus. Oder sie würden es nie mehr schaffen.
    Kevin hetzte zurück in die Diele und die Treppe hoch. Er klopfte zweimal leise an die Zimmertür des Mädchens, zog den Nagel aus dem Holz und ging rein. Jennifer lag in Embryonalstellung mit offenen Augen auf dem Bett, und alle Lampen brannten. Jetzt streckte sie die Beine aus und stand auf.
    »Was willst du?«
    »Pssst. Sprich leise.«
    Kevin hatte Angst. Er war doch ein erwachsener Mensch! Aber immer, wenn er etwas gegen den Willen seines Bruders tat, fühlte er sich wie ein Kind. Manchmal gerieten seine Angst und das verzweifelte Bedürfnis, Dennis' Wünschen zu entsprechen, in ein fatales Wechselspiel, und er fiel dann in eine Art Starrkrampf.
    »Wir hauen jetzt ab.«
    Sie schien verwirrt und sah zur Tür, dann zu ihm.
    »Wo bringt ihr mich hin?«
    »Wir verschwinden ohne Dennis und Mars. Ich nehm dich und deinen Bruder, und wir lassen die beiden hier.«
    Sie bemerkte seine Verletzungen im Gesicht, und Kevin spürte, dass er rot wurde.
    »Wie ist das denn passiert?«
    »Nicht so wichtig. Dennis gibt einfach nicht auf. Der bleibt hier – egal, was geschieht. Aber wir nicht.«
    »Die beiden lassen uns einfach gehen?«
    »Mars und Dennis wissen nicht, was ich gerade tue. Die würden uns daran hindern – also müssen wir vorsichtig sein. Aber wir kommen hier schon raus – sollen die doch machen, was sie wollen.«
    Sie zog ein skeptisches Gesicht und sah wieder zur Tür.
    Kevin fragte: »Ja oder nein? Ich geb dir die Chance, hier rauszukommen.«
    »Nur mit Thomas.«
    »Klar. Wir drei zusammen. Aber wir müssen vorsichtig sein und uns beeilen. Also – ja oder nein?«
    »Ja, natürlich!«
    »Bleib hier und tu so, als sei alles wie gehabt. Ich schnapp mir Thomas und hol dich ab. Dann gehen wir gemeinsam die Treppe runter und verschwinden durch die Haustür. Hast du einen weißen Kissenbezug?«
    »Durch die Haustür? Einfach so?«
    »Ja. Wir brauchen eine weiße Fahne oder so was, damit die Polizei nicht auf uns schießt.«
    Er sah, dass sie Angst hatte, aber auch aufgeregt war. Sie konnte es kaum erwarten, aus dem Haus zu kommen.
    »Ja, gut. Klar hab ich einen Kissenbezug.«
    »Such ihn, während ich deinen Bruder hole. Wenn ich zurückkomme, sagst du kein Wort. Geh mir einfach nach, und zwar möglichst leise. Stell dich drauf ein, dass wir auf der Treppe und im Erdgeschoss schnell machen müssen.«
    Sie nickte heftig.
    »Mach ich.«
    Kevin öffnete behutsam die Tür und sah hinaus. Durchs Treppenhaus fiel von unten schwaches Licht in den Flur. Der Korridor wirkte dunkler als zuvor. Kevin hätte gern eine Taschenlampe gehabt. Er hörte Stimmen, und das beunruhigte ihn noch mehr: Wenn Mars und Dennis im Büro wären, würden sie sie zu dritt die Treppe runterkommen sehen.
    Kevin zog die Tür hinter sich zu und schlich lauschend den Flur entlang zum Treppenhaus. Zweimal knarrten Holzbohlen unter seinen Füßen, und er schrak zusammen. Am oberen Treppenabsatz angekommen, horchte er noch angestrengter und war erleichtert – die Stimmen kamen aus dem Fernseher.
    Er ging wieder den Flur hoch, diesmal zum Zimmer des Jungen. Du musst dich beeilen, sagte er sich. Du musst das schnell und geräuschlos erledigen. Und zwar jetzt – sonst ist der Moment vorbei, und du raffst

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