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Hostage - Entführt

Titel: Hostage - Entführt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crais Robert
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Vogel.
    Talley
    In York Estates war es still. Auf der Flanders Road gab es kaum noch Verkehr; die Schaulustigen, die mit dem Wagen gekommen waren, um etwas vom Verbrechen mitzukriegen, waren verschwunden; die Autobahnpolizisten standen müßig an den Straßensperren; die Sheriffs hockten in ihren Einsatzwagen oder auf ihrem Posten. Niemand redete. Alle warteten ab.
    Talley parkte vor Mrs. Peñas Grundstück und blickte zur Einsatzzentrale rüber. Da vor Smiths Haus alles ruhig war, hatten sich Maddox und Ellison bestimmt dorthin zurückgezogen und schoben abwechselnd Telefondienst – der, der gerade frei hatte, machte vermutlich ein Nickerchen auf einer Pritsche in der Zentrale oder auf der Rückbank eines Streifenwagens. Talley war müde. Zwischen den Schulterblättern war er so verspannt, dass der Schmerz bis runter ins Kreuz strahlte. Seine Benommenheit ließ ihn an seinem Verstand zweifeln.
    Er ging ins Haus, um sich einen Kaffee zu holen, verschwand aber gleich wieder nach draußen, weil in Mrs. Peñas Küche drei Autobahnpolizisten und zwei Sheriffs standen – nach Reden war Talley jetzt wirklich nicht zumute. Sein Handy und das des Rolex-Mannes neben sich, saß er am Bordstein, nippte Kaffee und dachte an Amanda und Jane. Er sah sie vor sich, wie sie nebeneinander an einem unbekannten Ort auf einem Sofa saßen, gefangen, aber lebendig und unverletzt. Es baute ihn auf, sie sich so vorzustellen.
    Cooper meldete sich per Funk.
    »Was gibt's?«
    »Hier an der südlichen Straßensperre sind ein paar Leute vom FBI, die nach Ihnen fragen.«
    Talley antwortete nicht. Selbst das Atmen machte ihm Mühe. Er stierte auf die Einsatzzentrale, auf die Streifenwagen am Straßenrand und auf die Polizisten, die dazwischen hin und her liefen. Er fühlte sich ängstlich und unsicher. Gleich würde er sie belügen und den Feind ins eigene Lager lassen. Er würde die belügen, die hier waren, um ihm und den Geiseln zu helfen.
    »Chief? Die sagen, sie werden von Ihnen erwartet.«
    »Lass sie durch.«
    Talley ging zur Straßenecke vor. Er wusste nicht, was auf ihn zukam, und wollte sie allein treffen. Niemand sollte in der Nähe sein. Er stand unter einer Laterne, damit die Wagen im Licht hielten und er die Leute sehen konnte.
    Zwei graue Transporter kamen langsam angefahren. Im vorderen saßen vier Männer, im hinteren zwei. Talley hob die Hand und hielt sie an. Beide Wagen parkten am Straßenrand. Die Männer hatten kurz geschorene Haare und trugen schwarze Kampfanzüge – genau wie die, die beim FBI üblich waren. Ein Mann im hinteren Wagen trug eine Baseballkappe mit dem Aufdruck ›FBI‹.
    Der Fahrer des ersten Wagens fragte: »Sie sind Talley?«
    »Ja.«
    Sein Beifahrer stieg aus und kam um die Motorhaube herum. Er war größer als Talley und muskulös. In Kampfanzug und Springerstiefeln und mit seinen kurz getrimmten Haaren sah er ganz schön echt aus. Unter dem linken Arm saß ein Holster mit einer schwarzen Pistole.
    Er blieb vor Talley stehen, sah zu den Sheriffs rüber und fasste ihn dann ins Auge.
    »Gut – dann weisen Sie sich mal aus. Ich will wissen, mit wem ich rede.«
    Talley zog das Sweatshirt hoch und ließ seine Dienstmarke sehen.
    »Die zählt nicht. Zeigen Sie mir was mit Foto.«
    Talley nahm die Brieftasche und hielt ihm seinen Ausweis hin. Damit war der andere zufrieden, zückte seine Papiere und zeigte sie Talley.
    »Gut – das ist mein Ausweis. Ich bin Special Agent Jones.«
    Talley sah sich den FBI-Ausweis an, der auf William F. Jones, Special Agent, ausgestellt war. Mit Foto. Alles sah echt aus.
    »Nerven Sie meine Leute nicht – die haben alle Papiere.«
    »Und heißen alle Jones?«
    Der Mann klappte den Ausweis zu und steckte ihn ein.
    »Kommen Sie mir nicht komisch, Chief – das können Sie sich nicht leisten.«
    Er klopfte auf die Motorhaube und nickte dem Fahrer zu. Die anderen fünf Männer stiegen aus und liefen zur Heckklappe des hinteren Wagens. Auch sie sahen reichlich echt aus. Sie streiften sich kugelsichere Westen über, auf deren Rücken der Schriftzug ›FBI‹ prangte.
    Jones sagte: »In ein paar Minuten klingelt Ihr Telefon. Sie wissen schon, welches. Darum lassen Sie uns vorher ein paar Dinge klarstellen. Hören Sie mir zu?«
    Talley beobachtete die Männer. Sie zogen die Westen über und legten sich dann routiniert neuartige Oberschenkelschützer an. Einer verteilte schwarze Skimasken, Blendgranaten und Helme. Jeder faltete seine Maske zweimal und schob sie unter die linke

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