hot directions (German Edition)
gebe ich zu.
»Könnt Ihr beide gerne öfter haben«, behautet Stevie, als wäre dieses Angebot das Normalste der Welt.
»Gerne - aber heute nicht«, antworte ich.
»Heute wär mir eher nach Reden, ich hab nämlich noch ein paar Fragen an Dich.« Allerdings nicht polizeilicher Natur, was ich ihm aber noch nicht auf die Nase binden will. Außerdem will ich Timos Meinung zu ein paar Dingen hören.
Nach einer Weile sitzen wir mit ein paar Flaschen leckeren Dornfelder in der Sitzgruppe. Stevie sitzt im Sessel, Timo und ich kuscheln vorsichtig auf dem Zweisitzer. Vorsichtig deshalb, weil mich mein Muskelkater immer noch plagt. Wir haben den polizeilichen Kram längst hinter uns gelassen, und plaudern nun privater.
»Wie lebt es sich eigentlich so als Porno-Ikone?«, hat Timo gerade gefragt. Stevie grinst.
»Schaut Euch um... ganz gut.«
»Aber Du wirst doch sicher von irgendwelchen Fans weltweit zu Tode genervt... oder triffst Du Dich mit jedem? Warum hast Du Dich eigentlich so bereitwillig mit uns getroffen?«, frage ich.
»Mir haben die Bilder gefallen«, grinst Stevie.
»Das heißt, wenn ich ein hässlicher Typ gewesen wäre, hätte ich Dich nicht treffen können?«
»Doch, treffen schon, aber nicht hier in meiner Wohnung. Kein Mensch weiß, wo ich wohne. Und rausbekommen tut’s auch keiner, dafür habe ich schließlich Walter.«
»Das heißt, wenn ich Dich zum Länderweg bestellt hätte, wärst Du da hingefahren?«
»Ganz bestimmt nicht. Ich treffe mich grundsätzlich an öffentlichen Plätzen mit viel Publikum.«
»Okay. Aber mal ehrlich... Meyer war also Dein letzter Ex. Keine Männer mehr dazwischen? Affären oder Dates?«, frage ich.
»Affären nein, Dates... manchmal.«
»Hier?«, bohre ich nach.
»Nein«, antwortet Stevie gedehnt.
»Sondern?«
»Nicht hier.«
»Empfindest Du noch was für Meyer?« Das war Timo. Klar, er ist emotionaler als ich.
»Wolfram kommt in der Beliebtheitsskala bei mir irgendwo zwischen Zecke und Haifisch«, grinst Stevie.
»Fühlst Du Dich nicht manchmal einsam? Ich meine, irgendwann wünscht man sich doch einen Menschen zum Liebhaben, oder?« Timo hat soeben einen wunden Punkt bei mir getroffen. Aber was ich mir wünsche, fragt mich auch keiner. Mich schubst nur jeder herum und spielt mit mir. Dafür bin ich zu alt und zu schön. Stevie antwortet jedoch mit einem Satz, der mich innerlich völlig aufwühlt.
»Was ich mir wünsche, hat noch nie jemand gefragt. Alles, was ich in meinem Leben erreicht habe, musste ich mir Stück für Stück selbst erarbeiten - zumindest bis jetzt. Als ich nach Deutschland kam, besaß ich nichts außer meinem Rucksack mit ein paar Klamotten - und fertig!«
»Das ist ja furchtbar.« Timo scheint wirkliches Mitleid für Stevie zu empfinden. Er steht auf und kniet sich neben den Sessel.
»Hast Du denn wenigstens Freunde?«, fragt er in traurigem Ton.
»Ein paar wenige.«
»Und bist Du glücklich?«, frage ich vom Sofa aus.
»Glücklich? Glücklich... wer ist schon glücklich? Ich bin zufrieden.«
»Also, ich bin auch nicht wirklich glücklich, mein Job macht mir zwar Spaß, aber wirklich glücklich bin ich eigentlich nur, wenn ich zwei bis drei Dates machen kann... am Tag!« gebe ich zu. Stevies Reaktion ist ein breites Grinsen. Dann schaut er Timo an und deutet auf ihn, dann auf sich. Dann schaut er mich fragend an und zeigt mir zwei Finger. Ich zucke verständnislos mit den Schultern. Scheinbar sitze ich auf der Leitung. Timo scheint es verstanden zu haben, denn er hält sich kichernd den Mund zu. Ich nicht. Ich schaue Stevie fragend an. Dabei ärgert es mich, dass die beiden sich so gut verstehen. Mir scheint, sie würden sich verbrüdern. So, wie ich mein Glück kenne, verlieben die beiden sich jetzt ineinander, kommen zusammen, und ich stehe außen vor. Macht nix, dann suche ich mir eben wie bisher meine Dates, hat ja auch sonst ganz gut geklappt. Aber schade wäre es, denn beide sind spitzenmäßig im Bett.
»Also, mir scheint, als hättest Du alles, was Du brauchst... auch ohne Suchen«, stichelt Stevie doppeldeutig. Ich weiß, dass das nicht stimmt. Natürlich sehne auch ich mich nach Nähe, Wärme, Geborgenheit und Zärtlichkeit, das wird mir in dem Moment schmerzhaft klar. Zeitgleich werde ich panisch. Nein, das darf nicht sein. Ich werde nicht mehr zulassen, dass ich mich in irgendeine Abhängigkeit zu einem Menschen begebe, der dann mit mir spielt, so wie der Mann vor Manfred. Ich habe ihn verlassen, als er es gewagt
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