Hot & Sexy 16
eine Aufgabe aufbrummen konnte. Sie war wie üblich die Letzte. Ihr Boss, John Stivers, sagte immer, er habe selten jemanden so hart arbeiten sehen wie sie, und natürlich spornte sie das zu noch härterer Arbeit an.
Es war schon nach sechs, und sie hatte Verständnis dafür, dass die meisten zu ihren Familien nach Hause wollten. Die drei Seniorpartner hatten bereits vor einer Stunde Feierabend gemacht, ebenso das Sekretariat und ein Großteil der Rechtsassistenten. Trotzdem hatte sie dieses späte Meeting einberufen, weil dies der einzig mögliche Termin war.
Sie betrat ihr Büro und legte die Akten auf ihren Schreibtisch. Ihre Assistentin arbeitete noch und steckte gerade den Kopf zur Tür herein.
„Brauchen Sie mich noch?“, fragte Amanda.
Lizzie schaute auf ihre Uhr und sah anschließend aus dem Fenster. Draußen war es längst dunkel. Die weiße Landschaft wirkte vom dritten Stock in dem wegen der geplanten Expansion neu errichteten Gebäude trostlos.
Mindestens fünf Dinge kamen ihr in den Sinn, die ihre Assistentin noch erledigen könnte, aber sie winkte ab. „Nein, gehen Sie nach Hause, Amanda. Bis morgen.“
„Danke. Schönen Abend noch.“
„Schönen Abend.“
Lizzie lehnte sich in ihrem Ledersessel zurück und beobachtete, wie sich die Büros allmählich leerten.
Die Partner hatten eine Untersuchung durchgeführt und waren zu dem Ergebnis gelangt, dass landesweit in allen großen Kanzleien jährlich über dreißig Prozent Fluktuation herrschte. Mit ihrer Kanzlei ging es langsam aufwärts, was hauptsächlich dem neuen Bonussystem zu verdanken war, bei dessen Einführung sie vor einem Jahr geholfen hatte. Während sie und eine Handvoll weiterer ehrgeiziger Kollegen, die eine feste Partnerschaft anstrebten, über hundert Stunden pro Woche arbeiteten, leisteten die übrigen im Durchschnitt zwischen sechzig und achtzig Stunden. Da sie den Großteil ihrer Zeit in Gerichtsverhandlungen zubrachten, blieben ihnen zum Aktenstudium und zur Vorbereitung nur die Stunden außerhalb der regulären Arbeitszeit von neun bis fünf.
Eigentlich hätte sie müde sein müssen, doch fühlte sie sich noch energiegeladen und legte lächelnd ein paar Akten ins Ausgangsfach. In der vergangenen Woche hatte sie sich noch mit Koffein fit halten müssen. Heute aber …
Erschrocken hielt sie inne. Heute hatte sie kaum an Jerry gedacht und daran, dass er sie verlassen hatte. Stattdessen waren ihre Gedanken immer wieder zu ihrem sexy Mieter Patrick Gauge zurückgekehrt.
Unwillkürlich presste sie die Schenkel zusammen, da sie plötzlich ein sinnliches Kribbeln verspürte.
Ihr Handy klingelte. Sie warf einen Blick auf das Display, bevor sie sich meldete.
„Ich brauche einen Drink. Treffen wir uns im Ciao ?“, fragte Tabitha.
Lizzie grinste. Sie konnte sich darauf verlassen, dass ihre Freundin wieder Schwung in ihr Leben brachte. Wäre Tabitha nicht gewesen, hätte sie in der vergangenen Woche sicher mehr gelitten. Sie standen sich sehr nah, seit sie zusammen auf der University of Toledo Jura studiert und sich gegenseitig über schwierige Zeiten hinweggeholfen hatten.
Trotz ihres gemeinsamen Interesses am Rechtssystem hatten sie unterschiedliche Wege eingeschlagen. Während sie Anwältin geworden war, befasste Tabitha sich mit Schuldnerberatung.
„Warum brauchst du einen Drink?“, wollte Lizzie wissen.
„Es war ein langer Tag“, antwortete Tabitha seufzend.
„Wem sagst du das“, pflichtete Lizzie ihr bei, obwohl sie den Tag nicht annähernd so schlimm gefunden hatte.
„Du hörst dich schon besser an. Oh nein! Sag nicht, er hat angerufen.“
„Wer?“, fragte sie ohne nachzudenken und zuckte sofort innerlich zusammen. Tabby kannte sie viel zu gut, um die Zeichen nicht deuten zu können.
„Hm, ich glaube, die Frage sollte eher lauten: Wer ist es?“
„Wer?“, wiederholte Lizzie.
„Aha, sie hat also meinen Rat beherzigt, dass die beste Methode, über den einen Kerl hinwegzukommen, die ist, sich einen neuen zu suchen.“ Tabitha lachte. „Dann fühlst du dich jetzt also besser.“
„Ja, ich fühle mich besser.“
„Gut. Du warst ziemlich fertig letzte Woche. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass ich dich demnächst zu den Anonymen Alkoholikern schleppen muss. Oder du mich.“
„Wäre es schlimm, wenn ich heute passe?“
„Schlimm? Es würde meine Kreditkarte schonen. Im Gegensatz zu dir kann ich nicht über ein unbegrenztes Spesenkonto verfügen.“
„Von wegen.“
„Rufst du mich morgen
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