Hot Summer
Ewigkeiten hierher. „Alex Kennedy.“
„Und er ist nicht zu deiner Hochzeit gekommen?“ Mary gab Zucker in ihren Eistee und quetschte das Zitronenachtel aus. Sie reichte mir wortlos ein paar Zuckertütchen, ohne dass ich danach fragen musste.
„Nein, er war in Übersee. Aber sein Unternehmen wurde aufgekauft, und jetzt kommt er zurück in die Staaten. Ich weiß nicht allzu viel darüber.“
„Was wirst du mit ihm machen, ich meine, James muss ja den ganzen Tag arbeiten?“ Diese praktische Frage kam überraschenderweise von Claire, die Wasser durch einen Strohhalm trank.
„Er ist erwachsen, Claire. Ich vermute, er wird sich schon irgendwie zu beschäftigen wissen.“
Mary schnaubte. „Ja schon, aber er ist ein Mann.“
„Guter Punkt“, sagte Claire. „Du solltest jedenfalls einen Vorrat an Nachos und Reservesocken anlegen.“
Ich verdrehte die Augen. Meine Schwestern kamen auf merkwürdige Ideen! „Er ist James’ Freund und nicht meiner. Ich werde jedenfalls nicht anfangen, seine Wäsche zu waschen.“
Claire machte ein spöttisches Geräusch. „Wir werden ja sehen.“
„Ach, hör dich doch mal an!“ Mary lachte. „Wann hast du denn zum letzten Mal irgendjemandes Wäsche gemacht, dich eingeschlossen?“
„Du bist verrückt“, gab Claire unbekümmert zurück. „Natürlich mache ich meine Wäsche in der Schule.“
Mary runzelte die Stirn. „Das solltest du auch zu Hause tun.“
„Warum? Es macht Mom so viel Spaß, für mich zu waschen“, sagte Claire. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie das sogar ernst meinte.
„Ich mache mir keine Gedanken um die Schmutzwäsche“, erklärte ich den beiden. „Oder darüber, dass ich ihn unterhalten muss. Ich bin sicher, er wird sich gut selbst beschäftigen können.“
„Ha, er war in Hongkong, stimmt’s?“ Claire legte die Hände zusammen und grinste blöd. „Er wird eine Geisha erwarten, du wirst schon sehen.“
„Geishas kommen aus Japan, du dummes Huhn.“ Mary schüttelte den Kopf.
„Wie auch immer.“ Claire blies sich die Haare ihres Ponys aus den Augen.
Ihnen zuzuhören, wie sie sich Katastrophen ausmalten, ließ mich Alex’ Besuch tatsächlich ruhiger entgegenschauen. „Er kommt aus Singapur. Und es wird bestimmt nett werden.“
„Du kannst nicht mehr im Shorty durchs Haus laufen“, sagte Claire und seufzte traurig. Als wäre das die schlimmste Einschränkung von allen. „Wie wirst du das nur aushalten?“
„Ach, tue ich das denn immer?“
„Alter, das ist das Geilste daran, alleine zu leben!“, behauptete meine jüngste Schwester.
Wir lachten. Marys Telefon piepte, und sie kramte es aus der Handtasche. Sie las die Textnachricht, dann drückte sie ein paar Tasten und steckte das Handy wieder weg.
„Hey, Süße, du verhältst dich, als wärst du mit dem Ding verheiratet. Du verheimlichst uns doch nicht etwa irgendwas?“ Claire reckte den Hals, um einen Blick auf Marys Handy zu erhaschen.
„Es ist nur Betts.“ Mary zuckte mit den Schultern und trank von ihrem Tee.
Claire lehnte sich vor. „Sind Betts und du ein Paar?“
Mary blieb der Mund offen stehen, und mir ging es nicht anders. Claire wirkte unbekümmert. „Was denn? Sie textet dich zu, als könnte sie es nicht ertragen, von dir getrennt zu sein. Und wir wissen ja alle, dass du’s mit Männern nicht so hast.“
„Was?“ Mary, die normalerweise Claire so gut es ging die Stirn bot, schien unfähig, darauf etwas zu erwidern.
Auch mir fehlten die Worte. „Claire, lieber Gott.“
Claire zuckte mit den Schultern. „Es ist eine legitime Frage.“
„Wie bist du denn auf die Idee gekommen, ich könnte keine Männer mögen?“ Mary blinzelte hektisch, und ihre Wangen waren knallrot.
„Hmmm … aufgrund der Tatsache, dass du noch nie Sex mit einem Mann hattest?“
„Das muss nichts heißen“, erklärte ich Claire.
„Nein“, sagte Mary. „Es heißt nichts. Außerdem, hallo! Ich hatte Sex mit einem Mann!“
Claire und ich hatten das Gefühl, uns verhört zu haben. Es war herrlich, wenn man Schwestern hatte. Eine von uns gab immer den Anlass für eine lebhafte Diskussion, und manches Mal gab es in unseren Unterhaltungen Überraschungen wie diese.
„Erzähl schon! Was? Wann? Wer?“, kreischte Claire.
Mary schaute sich im Restaurant um, ehe sie antwortete. „Ich hab es getan, okay? Ich habe meine Jungfräulichkeit verloren. Was ist schon dabei? Ihr habt es auch alle getan.“
„Ja, aber keine von uns hat gewartet, bis sie eine verschrumpelte
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