Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hot Summer

Hot Summer

Titel: Hot Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
beleidigt noch überrascht und schaute mich unverwandt an.
    „Etwa nicht?“
    „Ich weiß nicht.“ Alex lehnte sich vor. Sein Atem streifte mein Ohr und ich erschauderte. „Ich dachte, ich würde versuchen, dich zu verführen.“
    Drei Köpfe fuhren zu mir herum, drei Augenpaare starrten mich an, als ich die kleine Bombe platzen ließ und erzählte, was Alex gesagt hatte. Patricia war die Einzige, die entsetzt wirkte. Mary wirkte abgelenkt. Und typisch Claire: Sie lachte.
    „Du hast ihm ja wohl erzählt, dass so etwas nie passieren wird“, sagte Patricia, als könne es keine andere Antwort geben.
    Nach einem Moment, in dem ich schwieg, schnaubte Claire. „Natürlich hat sie das nicht gesagt. Hast du ihn gefickt, Anne? Ich wette, er hat einen schönen Schwanz.“
    „Sie hat nicht mit ihm geschlafen“, sagte Mary und schüttelte leicht den Kopf.
    „Aber sie will es.“ Claire trank von ihrem Eistee. Heute hatte sie einen normalen Eistee genommen und keinen Long Island Iced Tea. „Wer würde das nicht? Es überrascht mich nicht, dass James auch ein Stückchen abhaben will.“
    „Das habe ich nicht gesagt.“ Ich nippte an meinem Getränk. Diese drei Frauen waren, auch wenn wir manchmal aneinanderrasselten, der Spiegel, den ich mir immer vorhielt. Wir reflektierten einander, mit allen Schwächen und Stärken.
    „Natürlich will er ihn nicht.“ Patricia riss eine Packung mit Süßstoff auf und schüttete ihn in ihren Eistee. „James ist nicht einer von denen.“
    Diesmal starrten wir drei Patricia an. Sie wirkte nicht perplex, sondern zuckte die Schultern. „Oder ist er es doch?“
    „Mensch, Pats!“ Mary war empört. „Einer von ,denen‘? Was soll das schon wieder heißen?“
    „Sie meint eine Schwuchtel.“ Claire lümmelte sich in ihren Stuhl und tauschte mit Patricia Grimassen aus.
    „James ist nicht schwul.“ Das Essen lag mir schwer wie ein Stein im Magen. „Alex behauptet übrigens auch, er sei nicht schwul.“
    „Dann ist er halt bi.“ Claire zuckte die Schultern. „Spielt mit beiden, das verdoppelt seine Chancen, flachgelegt zu werden.“
    Mary runzelte die Stirn. „Das klingt, als würde man sich aktiv dafür entscheiden, bi zu sein.“
    „Tut man das etwa nicht? Du kannst mir nicht erzählen, sie würden es nicht von sich aus wollen.“ Patricias Tonfall war herablassend, und ich wandte mich wieder ihr zu. Sie war immer die Ordentliche und Prüde gewesen, aber in letzter Zeit …
    „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, schnappte Mary. „Wer auf dieser Welt würde sich denn aktiv dafür entscheiden, anders zu sein als die anderen? Wer würde sich entscheiden, nicht das zu sein, was andere normal nennen? Gott, Patricia, du kannst manchmal wirklich eine hochnäsige Zicke sein!“
    Danach waren wir alle still. Patricia kreuzte die Arme vor ihrer Brust und setzte eine Miene auf, die Mary erwiderte, ohne den Blick zu senken. Claire und ich wechselten über dieses stumme Duell hinweg einen Blick.
    „Ich weiß nicht, worüber du dich aufregst“, sagte Patricia schließlich. „Wir reden hier ja nicht über dich, verdammt noch mal.“
    „Also“, unterbrach Claire sie fröhlich, „was nehmen wir denn: Krabbencocktail oder Kaviar?“
    Sie setzte ein fröhliches und strahlendes Lächeln auf, das ihrem gewöhnlichen Grinsen kaum ähnlich sah. Es war das Lächeln einer Puppe. Wie aus Plastik. Sie neigte den Kopf und schaute ausdruckslos in die Runde.
    „Für die Party“, fügte sie hinzu, als wir alle eine Antwort schuldig blieben. „Wollen wir da lieber Krabbencocktail oder Kaviar?“
    „Als ob Dad Kaviar essen würde.“ Ich lachte und bewunderte Claire, die uns so geschickt aus der schwesterlichen Dynamik eines aufkommenden Streits herauslotste. „Wir können Krabben beim Großmarkt kaufen, da gibt’s die auch in großen Gebinden.“
    „Wir müssen die Barbecue-Leute fragen, ob sie die garen können. Sie müssen einen Topf haben, der groß genug ist.“ Patricia, die Praktische.
    Ich klickte mit meinem Kugelschreiber und machte mir eine Notiz. „Ich werde sie anrufen und fragen.“
    Die Unterhaltung ging weiter. Wir diskutierten die Vorteile von Kaiserbrötchen gegenüber einfachen Hamburgerbrötchen und die verschiedenen Serviettengrößen. Diese Party wurde mehr und mehr zu einem dauerhaften Schmerz in meinem Herzen. Mir zog sich der Magen beim Gedanken daran zusammen, ich wollte meine Nägel abkauen und spürte immer häufiger Spannungskopfschmerzen. Allein

Weitere Kostenlose Bücher