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Hotel Cosmos

Hotel Cosmos

Titel: Hotel Cosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Burke
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verzweifelt.
    O ja, das könnte zutreffen. Man war bereit, zuzugeben, daß sich solche Fälle ereignet hatten.
    Aber insgeheim, dessen war ich sicher, amüsierten sie sich. Sie glaubten weder an einen Unfall noch an Amnesie. Mir selbst ging es im Grunde nicht anders.
    Alissa.
    Der Name widerhallte als hoffnungsvolles Echo durch die Leere von zwanzig Jahren.
    Ich verhielt auf den Stufen vor der großen Schlafhalle meinen Schritt und blickte hinaus auf den vielfarbigen Park.
    Alissa hatte mich verlassen. Sie hatte gewartet, bis ich mich im Weltraum befand, und dann war sie aus meinem Leben gegangen.
    Warum?
    Es war sinnlos, darüber nachzugrübeln. Ich mußte der Wirklichkeit ins Auge blicken. Ich konnte nicht hier stehenbleiben und weiter auf den Park starren. Paare schritten Arm in Arm über die blumenbegrenzten Wege, Leuchtreklamen schrien die Namen von Revuen hinaus und den Titel eines Programms, das mir nichts sagte.
    Ich blickte eine Frau an, die neben dem Tor auf einer Bank im Park saß. Die Frau stand auf. Sie war schmuck und gepflegt, wenigstens zwanzig Jahre älter als ich – eine reife Frau von stolzer Haltung, und doch trat etwas wie Furcht in ihren Blick, als sie sich mir näherte.
    Erst als sie die Stufen zu ersteigen begann, kehrten meine Gedanken zu ihr zurück, und ich erkannte sie.
    Es war Alissa.
    Sie kam mir zuvor: „Sprich nicht, Liebling. Noch nicht. Laß mich dir erzählen, ehe du … zornig wirst.“
    „Ehe ich zornig werde?“ wiederholte ich. „Mir scheint, du hast viel zu erzählen.“
    Wir gingen die Treppe hinunter und kehrten in den Park zurück, den sie eben verlassen hatte.
    Abrupt bemerkte ich: „Ein ziemlicher Zufall, daß du gerade hier warst.“
    „Ich habe auf dich gewartet“, sagte sie einfach. Wir ließen uns auf einer Bank nieder, und sie fuhr fort: „Ich erkundigte mich und erfuhr, daß du heute zurückkehren würdest. Ich wagte nicht, zum Raumhafen zu kommen. Ich mußte hier warten, wo wir zusammensitzen und sprechen konnten.“
    „Schön“, versetzte ich. „Rede.“
    „Ich verließ dich“, sagte sie, und ihre Lippen verzogen sich voller Bitterkeit. „Ich wartete darauf, daß du in den Raum starten würdest, und dann ging ich mit dem Mann, der auf das gleiche gewartet hatte wie ich – auf deine Abreise. So und nicht anders war es. Ich entschuldige mich nicht, weil es keine Entschuldigung gibt.“
    Verborgen musterte ich ihr Profil.
    Müde Linien hatten sich in ihr Gesicht eingegraben, aber die makellose Schönheit ihrer regelmäßigen Züge war die gleiche geblieben. Sie hatte sich nicht gewandelt; aber Erfahrung, Leid und Selbsterkenntnis hatten ihnen ihren Stempel aufgedrückt.
    Ich fragte: „Du hast mich also nicht geliebt?“
    „Doch. Ich liebte dich. Du mußt mir glauben. Aber ich war von Sinnen. Ich war schwach. Wäre ich stärker gewesen, hätte ich mich aus der Verstrickung lösen können, ehe es zu spät war. Wir lebten sechs Jahre zusammen, und es wurde immer schlimmer. Das letzte Jahr war eine Hölle. Ich verließ ihn, und was sollte ich danach tun? Ich hätte die Schlafhalle aufsuchen, irgendeine Geschichte erzählen, mich ausweisen und mich einschläfern lassen sollen. Du hättest den Unterschied bei deiner Heimkehr bemerkt, aber … sechs Jahre machen nicht allzuviel aus, nicht wahr? Du hättest dich damit abgefunden.“
    „Du hast es aber nicht getan“, stellte ich nüchtern fest. „Was geschah? Was fingst du an?“
    Tränen rannen langsam, über ihre Wangen. Sie senkte den Kopf nicht, sondern blickte starr geradeaus und sprach mit abgehackter Stimme.
    „Ich werde dir nicht alles erzählen, was sich ereignete. Nicht alles auf einmal. Aber es war kein schönes Leben und keines, auf das ich stolz bin. Und immer mehr merkte ich, wieviel du mir wirklich bedeutetest – wie sehr ich dich liebte und wie stolz ich innerlich auf dich war … und wie unmöglich es mir war, dich jemals wiederzusehen. Jedes Jahr, das ich in der Welt außerhalb der Schlafhalle verbrachte, entfernte mich weiter und weiter von dir. Bis ich schließlich aufgab.“
    Ich antwortete nicht.
    „Sechs Jahre wären nicht so schlimm gewesen“, murmelte sie, „aber wie es jetzt aussieht, ist es ziemlich hoffnungslos, nicht wahr?“
    Zum erstenmal lehnte ich mich zurück und sah sie voll an. Die exotischen Blüten bildeten einen leuchtenden Hintergrund für ihre würdige, fast strenge Schönheit. Ich bewunderte sie – sie raubte mir den Atem. Sie wirkte so begehrenswert wie eh

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