Hotel Cosmos
zu, daß ich mich zu früh gebunden hatte. Ich hätte mich zuvor ein wenig austoben und mich in der Welt umsehen sollen, wie man früher zu sagen pflegte. Aber ich versuchte mir einzureden, daß das keine Rolle spielte. Ich liebte Alissa. Ich würde niemals jemand anderen begehren, und wenn ich nicht wollte, brauchte ich mich nicht an die Erde ketten zu lassen. Für mich war es erregender, von Mars oder Venus heimzukehren, als für die Unverheirateten. Heimzukehren, aus dem Raum auf die Welt zuzufallen, auf der meine Frau mich erwartete … niemand, den dieses Empfinden nicht gepackt hat, kennt die wahre Bedeutung des Wortes Heimkehr.
Und dann, als mir die lange Reise angeboten wurde, erhob Alissa keine Einwände. Ich setzte ihr auseinander, daß ich zwanzig Jahre fort sein würde, und sie wußte, was das bedeutete. Aber sie lächelte und sagte, natürlich sollte ich einwilligen, denn es wäre meine große Chance. Und wir schritten an dem großen Gebäude der Schlafhalle der Galaktischen Vermessungsgesellschaft vorüber und starrten zu ihm auf und schmiedeten Pläne für die Zukunft.
Sie kennen die Schlafhalle? Natürlich – jeder weiß darum. Sie verkörpert das Gegenstück zu der Tiefschlafausrüstung auf jedem Fernraumschiff. Wenn ein Flug durch die Galaxis dreißig oder vierzig Jahre dauert, muß das Leben für eine Zeitlang aussetzen und der lange Schlaf während der Reise beginnen. Kurz vor dem Ziel erwacht man, geht der Arbeit nach, die getan werden muß – ein, höchstens zwei Jahre – und kehrt schlafend wieder zurück. Man schläft einen traumlosen Schlaf, während das Netz von Pilotstrahlen, die das Universum. durchziehen, für die Kursänderungen des Schiffes sorgen, es lenken und schließlich auf die Bahn bringen, die zur Heimat führt. Und Frau und Familie – oder selbst die Freundin, wenn sie es ernst meinte mit ihrer Versicherung warten zu wollen – suchen die Schlafhalle auf und werden in einen ähnlich traumlosen Schlaf versetzt, bis die Raumfahrer zurückkehren.
Die Jahre vergehen, aber man altert nicht. Die vertraute Umgebung mag sich während der Abwesenheit beträchtlich wandeln, aber man steht der fremden Situation nicht allein gegenüber. Weder man selbst noch die Frau oder das Mädchen, keiner spürt, welche Zeit vergangen ist.
Alles redete durcheinander, während wir uns der Erde näherten. Nur ich blieb schweigsam und hing meinen Gedanken nach.
„Wir landen.“ Es war die Stimme des Kapitäns, die frohlockend meine Sorgen und Befürchtungen wegwischte.
Dann erstarb das Dröhnen im Heck des Schiffes, und Stille trat ein.
Mit unbeholfenen Fingern begannen wir die Gurte zu lösen.
Die aufgleitende Luke … der Geruch frischer Luft … die fernen Hügel und weißen Türme der vertrauten Stadt, ihre Silhouette, die sich gegen den Horizont abhob und sich trotz der verstrichenen Zeit nur wenig verändert hatte … Oh, Sie werden das alles kennen. Es gibt kein Empfinden im Universum, das diesem Augenblick gleicht. Das sentimentale Gefühl, das die Kehle zusammenkrampft, läßt sich nicht unterdrücken und bringt das Blut in den Schläfen zum Tosen. Selbst Sanders wurde davon überwältigt; ich bemerkte, daß er im ersten Augenblick nicht weniger benommen war als wir alle.
„Eine gute Reise gehabt?“
Der Empfangsoffizier begrüßte uns mit dem angelernten berufsmäßigen Lächeln, das nicht mehr als ein formelles Willkommen bedeutete. Er war nur belustigt und versuchte nicht, es zu verbergen. Seine Uniform bestand aus einem leichtert Stoff, den man noch nicht gekannt hatte, als wir den Planeten verließen.
„Immer dasselbe“, murmelte der Kapitän, zu dem Maat gewandt. „Bei jeder Rückkehr machen sich diese aufgeblasenen Lackaffen über einen lustig, als wäre man etwas, das zu veraltet erscheint, um glaubhaft zu wirken.“
„Hier entlang zur Aufsichtszentrale, meine Herren“, erklärte der Empfangsoffizier.
Straff aufgerichtet schritt er vor uns her. Während wir ihm folgten, deutete seine Hand mit nachlässiger Befriedigung auf eine Reihe von Erweiterungen des großen Raumhafens, als wäre er persönlich für diese Neuerungen verantwortlich.
Die Formalitäten waren schnell erledigt. Sie wiesen ein oder zwei neue Details auf – darunter die schnellere Prozedur, die dem Kapitän eine beifällige Bemerkung entlockte. Nach einem kurzen Austausch freundlicher Redewendungen fragte er den Offizier:
„Was haben Sie dieses Mal für uns auf Lager? Man weiß nie, wie die Welt
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