Hotel der Sehnsucht
sich auf den Rücken, nicht ohne zu versuchen, Andre mit sich zu ziehen.
Doch Andre war weder ihr Stöhnen noch der Grund dafür entgangen. Bevor Samantha
begriff, was geschah, hatte er sich aufgesetzt und küsste die Narbe, die sich gut sichtbar über das Knie zog.
„Bitte nicht!" flehte sie leise. Auf eigentümliche Weise empfand sie es als unangenehm, dass er dieses Relikt ihres Unfalls berührte. Anders als mit der tadellos verheilten Narbe auf ihrer Schläfe war zu viel Ungeklärtes damit verbunden.
Andre schien ihre Bitte respektieren zu wollen, denn er wandte sich von ihrem Knie ab.
Doch was er dann sagte, erschreckte Samantha nicht minder. „Eines verspreche ich dir", fuhr er sie an, und sein Blick war zornerfüllt, „eher bringe ich dich um, als dass ich zulasse, dass du noch einmal dein Leben aufs Spiel setzt."
Samantha streckte instinktiv den Arm aus, um Andre an sich zu ziehen und ihn zu
küssen. Vielleicht konnte das diesen starken und selbstbewussten Mann wieder besänftigen, dem deutlich die Sorgen anzusehen waren, die er sich machte.
Oder besser die Angst, korrigierte sich Samantha. Denn was sie in Andres Augen
erkannte, war stärker als Sorge. Es war die nackte Angst. Die Angst, die er um sie, Samantha, ausgestanden hatte - und offensichtlich noch immer ausstand.
Anders war der Gesichtsausdruck jedenfalls nicht zu erklären, mit dem er sich plötzlich auf Samantha warf. Dann drang er mit der Heftigkeit eines wilden Tieres, das sich in die Enge getrieben sah, in sie ein.
Doch so überraschend und mit an Rücksichtslosigkeit grenzender Entschlossenheit er sie in Besitz genommen haben mochte, war es Samantha alles andere als unangenehm, geschweige denn, dass sie es als Erniedrigung empfand.
Im Gegenteil. Sie umfing ihn mit unstillbarer Sehnsucht, und seine schier unbändige Kraft löste in ihr Gefühle aus, wie sie sie nie zuvor erlebt hatte. „Andre!" flüsterte sie atemlos, und die Nennung seines Namens schien ihn endgültig zur Raserei zu bringen. Immer schneller wurden seine Bewegungen, mit denen er sie die ganze Begierde spüren ließ, die sich in ihm aufgestaut hatte und die Samantha mit einem lustvollen Stöhnen beantwortete, das
zunehmend lauter wurde, je weiter er sie dem Höhepunkt entgegentrieb.
Ein erstickter Schrei kündete davon, dass Samantha den Gipfel der Lust erreicht und überschritten hatte. Zärtlich strich ihr Andre das Haar aus dem Gesicht, um ihr in die Augen sehen zu können. Dann bäumte er sich auf und ließ sie noch einmal seine ganze Leidenschaft spüren, bevor das Verlangen auch ihn endgültig mitriss.
Andre wusste nicht zu sagen, wie lange sie bewegungslos dagelegen hatten, als ihm der Gedanke kam, dass Samantha von seinem Gewicht allmählich erdrückt werden musste. Von ihrem leisen Protest begleitet, löste er sich von ihr, rollte sich auf den Rücken und blickte nachdenklich an die Decke.
Die Wirklichkeit hatte ihn jäh wieder eingeholt, und selbst wenn Samantha nichts davon zu ahnen schien, sah die Wirklichkeit nun einmal eher unangenehme, wenn nicht gar schmerzliche Ereignisse und Erlebnisse vor.
Weshalb Andre sich fest vorgenommen hatte, alles zu vermeiden, was Samantha in
irgendeiner Weise beunruhigen oder verunsichern konnte - wozu nicht zuletzt Dinge gehörten, wie sie gerade eben vorgefallen waren. Und doch hatte er sie nicht einmal vierundzwanzig Stunden nach dem Wiedersehen ins nächste Bett gezerrt und sich alle erdenklichen Freiheiten herausgenommen.
Nicht schlecht, Andre, gratulierte er sich ironisch zu seiner Leistung. Doch das sollte ihm nicht noch einmal passieren.
Jedenfalls nicht, bevor sich Samantha nicht an alles erinnern konnte. Und zwar
ausnahmslos!
Kaum war der Entschluss gefasst, wurde Andre auch schon auf eine harte Probe gestellt.
Samantha drehte sich zu ihm herum und berührte seine Stirn sanft mit den Lippen.
Als Andre spürte, welch erstaunliche Wirkung die leise Berührung auf ihn hatte, schloss er die Augen und zwang sich, an etwas anderes zu denken.
Was Samantha misszuverstehen schien. Nicht genug, dass ihre Lippen seinen Mund
gefunden hatten, tastete nun auch ihre Hand nach seinem Nacken.
„Es wird höchste Zeit", platzte Andre heraus, machte sich los und sprang aus dem Bett.
Dann beugte er sich herunter, um Samantha beim Aufstehen behilflich zu sein. Ihr war deutlich anzusehen, wie ungern sie seiner Aufforderung nachkam und seine Hand nahm.
„Geht's?" erkundigte sich Andrej nachdem Samantha sich erhoben
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