Hotel Galactic
übernehmen.«
»Du meinst, ich soll Pächter in einem Hotel werden, das du gekauft hast?« wollte Flachsbarth wissen. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen, Wood. Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee gekommen bist, aber ich bin sicher nicht der Mann, den du brauchst.«
»Du sollst das Hotel nicht pachten – du sollst es kaufen!« rief Coleman.
Flachsbarth lachte.
»Was soll es kosten?«
»Sechshunderttausend Galakto-Dollar«, antwortete Coleman ernsthaft.
Flachsbarth blickte zu Sylva hinüber.
»Er ist verrückt«, sagte er.
Coleman zog einen umfangreichen Vertrag aus seiner Jackentasche. Er warf ihn vor Flachsbarth auf den Tisch.
»Du bist verrückt, wenn du nicht einschlägst«, sagte er. »Ich strecke dir die Kaufsumme vor. Du kannst sie von deinem Verdienst in monatlichen Raten abtragen. Ich rechne damit, daß du deine Schulden in zwei Jahren los bist, wenn du dich nicht wie ein Narr benimmst. Das Hotel hat dreißig Zimmer und eine erstklassige Lage.«
»Ist es ein Hotel in Quibir oder in einer anderen Stadt?« fragte Sylva.
Coleman war zu seinem Sessel zurückgekehrt und ließ sich darin nieder. Er sah sehr zufrieden aus.
»Weder noch«, sagte er. »Das Hotel liegt auf einem anderen Planeten.«
»Warum starrt ihr mich so an?« fragte Coleman nach einer Weile. »Biete ich euch nicht eine Gelegenheit, von hier wegzukommen? Gebe ich euch nicht die Chance, reich zu werden?«
Flachsbarth stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen, während Sylva eine Schinkenplatte und Sandwiches vor Coleman auf den Tisch stellte.
»Ein anderer Planet«, sagte Flachsbarth. »Wie stellst du dir das überhaupt vor, Wood? Wir leben seit zweiundzwanzig Jahren hier. Ich kann doch das Lokal nicht aufgeben, abgesehen von allen anderen Dingen, die ich zurücklassen müßte.«
Coleman spießte eine Scheibe Schinken mit dem Messer auf und schob sie zu Sylvas Entsetzen in den Mund. Er kaute schmatzend darauf herum.
»Was mußt du schon zurücklassen? Dieses Gerümpel hier?« Er deutete auf die Einrichtung. »Oder die verräucherte alte Kneipe dort unten? Hier gibt es nichts, was einen vernünftigen Menschen halten könnte, wenn er die Gelegenheit bekommt, von hier wegzugehen und ein neues Leben anzufangen. Ich habe dir den Namen des Planeten noch nicht genannt. Er heißt Cradi. Sie nennen ihn auch Paradieswelt, weil dort alles schön und vollkommen ist. Es ist herrlich, auf einer solchen Welt zu leben, aber es muß wunderbar sein, dabei auch noch reich zu werden.«
»Ich müßte das Restaurant schließen«, seufzte Flachsbarth. »Niemand wird es kaufen wollen.«
Coleman schob den Vertrag über den Tisch. »Lies das«, forderte er Flachsbarth auf.
»Ich muß mir die Sache überlegen«, sagte Flachsbarth. »Ich kann so schnell keine Entscheidung treffen.«
Von unten klangen hämmernde Geräusche herauf. Flachsbarth unterbrach seine Wanderung und lauschte. Jemand mißachtete Flachsbarths Aushängeschild und forderte Einlaß. Wahrscheinlich Arbeiter, die nicht verstehen konnten, warum das Lokal, wo sie jeden Morgen ihren Kaffee tranken, geschlossen war.
»Das sind die Arbeiter«, sagte Flachsbarth.
»Du wirst sie doch nicht hereinlassen?« fragte Coleman fassungslos, als er Flachsbarth auf die Tür zugehen sah.
»Ich könnte ihnen Kaffee machen und dann wieder schließen.«
»Du bist jetzt Hotelbesitzer!« rief Coleman. »Du brauchst keinen Kaffee für andere Leute zu kochen.«
Widerwillig nahm Flachsbarth seinen Platz am Tisch ein. Zwischen den Tellern und Tassen lag noch immer der Vertrag.
»Ich habe auch Bilder mitgebracht«, sagte Coleman und reichte ein Päckchen über den Tisch.
Flachsbarth riß den Einband auf und betrachtete die dreidimensionalen Farbphotographien. Es waren Aufnahmen von ungewöhnlicher Schönheit. Bevor sich Flachsbarth jedoch näher mit ihnen befassen konnte, wurde er von klirrenden Geräuschen abgelenkt.
»Jemand ist unten im Lokal«, sagte Sylva alarmiert.
Flachsbarth warf die Bilder auf den Tisch und sprang auf.
»Quito«, sagte er. »Er hat die Arbeiter hereingelassen.« Er stürmte die Treppe hinab.
Nackt, in jeder Hand eine Flasche, tanzte Quito vor sechs grinsenden Männern auf der Theke. Jeder Tanzschritt führte Quito an einem Mann vorbei, und er benutzte die Gelegenheit, dabei die Gläser immer wieder zu füllen, die die Arbeiter ihm entgegenstreckten.
Für Flachsbarth war es ein schrecklicher Anblick, seinen Sohn wie einen Wahnsinnigen herumhüpfen zu sehen.
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