Hotel Galactic
Flachsbarths Sitz leuchtete ein Schriftbild auf, das ihn zum Aussteigen aufforderte. Er nahm seine Tasche und verließ das Abteil. Der Bahnsteig war überfüllt. Flachsbarth las die Wegweiser über den verschiedenen Aufgängen und folgte dann einer Gruppe uniformierter Männer, die offenbar das gleiche Ziel hatten wie er. Ein Lift brachte ihn nach oben.
Es war Nacht, als er auf die Straße trat, aber Straßenbeleuchtung und Reklamelichter sorgten für Helligkeit. Flachsbarth blickte auf die Uhr. Er hätte sich ein Taxi nehmen können, doch er hatte bis zum Start seines Raumschiffs noch ein paar Stunden Zeit. Er bog auf die Hauptstraße ein, die zum Raumhafen führte. In der Mitte der Straße bewegten sich zwei vollbesetzte Gleitbänder in verschiedene Richtungen. Zu beiden Seiten davon waren vollklimatisierte Gehsteige angebracht, auf denen sich die Masse der Schaulustigen an den Geschäften vorbeibewegte.
Brutusk war eine junge Stadt, deren Aufstieg in schwindelnder Eile erfolgt war. Hunderttausende junger Menschen waren von ihrem Glanz angelockt worden, aber nur wenige, die voller Hoffnung hierher gekommen waren, hatten ihr Ziel erreicht. Hinter dem Glanz und der Pracht der Hauptstraße verbarg sich Armut und Unglück. Dort, wo die Lichter spärlicher und der Lärm geringer wurden, lebten die Gescheiterten.
Plötzlich wurde Flachsbarth von einem Gefühl wilder Freude durchdrungen; er war dankbar, daß er die Erde hinter sich lassen konnte. Vor Geschäften, in deren Auslagen Handelsgüter fremder Planeten gezeigt wurden, blieb er stehen. Er kam an einem kleinen Reisebüro vorbei, das ein Bild eines Sees auf Cradi ausgestellt hatte. Die Fotografie zeigte ein Ufer mit hellbraunem Sand, das von Bäumen mit weitausladenden Ästen umsäumt war. Im Hintergrund, dicht an eine Felsengruppe geschmiegt, leuchtete ein weißer Pavillon, in dem eine Gruppe Eingeborener musizierte. Weit draußen auf dem See waren ein paar Segelboote zu erkennen. Im Vordergrund lag ein Mensch im Sand und schlief. Frei und unbeschwert lag er da, eine Hand weit nach hinten gestreckt, die andere auf der Brust. Am Himmel hing ein farbenprächtiger Flirrdrachen.
Flachsbarth zögerte. Alles in ihm drängte danach, das Büro zu betreten und sich Unterlagen geben zu lassen. Doch er ging weiter, ohne sein Vorhaben zu verwirklichen.
Die Straße nahm kein Ende, und Flachsbarth, für den es allmählich Zeit wurde, drängte sich auf ein Gleitband, um schneller sein Ziel zu erreichen.
Der Himmel im Westen über der Stadt war taghell. Dort lag der Raumhafen.
Flachsbarth stand am Rand des Gleitbands. Er hatte das unerträgliche Gefühl, daß er von allen Menschen in seiner Umgebung angestarrt wurde. Sie waren ausnahmslos modern gekleidet; viele trugen sogar nur Ultrafarben und einen Wärmeschild. Flachsbarth dagegen trug die Kleidung, die Sylva ihm für diese Reise zurechtgelegt hatte: Hose, Riemensandalen, Pin-Hemd und Jacke.
Flachsbarth war froh, als das Randgebiet des Raumhafens erreicht wurde, und er das Band verlassen konnte.
Angestrahlt von Tausenden von Leuchtkugeln lag das riesige Landefeld mit seinen unzähligen Kontrolltürmen und Verwaltungsgebäuden vor Flachsbarth. Auf den Straßen und in der Luft wimmelte es von Fahrzeugen und Gleitern. Flachsbarth hielt sich inmitten einer beleuchteten Fußgängerschneise. Immer wieder wurde er von Menschen angestoßen, die an ihm vorbeihasteten. Er orientierte sich. Große Leuchttafeln wiesen ihm den Weg zu Block F, wo das Raumschiff wartete, das ihn nach Cradi bringen sollte.
Am Eingang zu Block F stand ein Zubringerwagen. Ein Robotkontrolleur wies Flachsbarth an seinen Platz. Vier Männer und eine Frau blickten Flachsbarth neugierig entgegen. Die Männer ähnelten sich; wie vier Brüder trugen sie kurze bestickte Umhänge und Shorts, auf denen das Emblem einer Raumfahrtgesellschaft leuchtete. Die Frau saß still in ihrem bequemen Sessel, ihre Augen jedoch glitten unablässig über Flachsbarths ländlich wirkende Erscheinung.
Flachsbarth fiel ein, daß diese Menschen vielleicht mit ihm an Bord des gleichen Raumschiffs gehen konnten, und er grüßte verlegen. Die Männer nickten ihm zu; auch in ihren Bewegungen ähnelten sie sich, während die Frau erschrocken die Augen aufriß, als hätte sie Flachsbarths Gruß aus irgendwelchen Überlegungen gerissen.
Flachsbarth wandte sich ab und blickte aus dem Fenster. Ein Verwaltungsgebäude versperrte ihm die Sicht auf den eigentlichen Raumhafen.
Etwa zwanzig
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