Hotel in Flammen
Wagen?“ sagte Isa.
„Nein. Äh... könntest du mich
hinbringen?“
„Selbstverständlich.“
Komisch! dachte Tim. Was der
zusammenfaselt! Einerseits scheint er recht genau zu wissen oder zu ahnen, wie
die Kopfverletzung entstanden ist. Andererseits marschiert er seelisch auf dem
Zahnfleisch.
Sie verließen die Hütte.
Valentin kauerte sich auf dem
Beifahrersitz zusammen. Er schien zu frösteln, hatte allerdings seinen Mantel
vergessen.
Tim war in den Fond geklettert.
Das Krankenhaus lag am anderen Ende der
Stadt auf einem Hügel: ein freundlicher Bau, den man von weitem für ein Hotel
halten konnte.
Während der Fahrt war kein Wort
gefallen.
Isabel hielt vor dem Portal.
Valentin stieg aus. Ohne sich zu
bedanken, lief er zum Eingang und verschwand hinter der Milchglastür.
14. Wegen Lebensgefahr geschlossen
Fetzige Musik quoll aus verborgenen
Lautsprechern. Aber dieser Hintergrundlärm war gedämpft genug, daß man sich
unterhalten konnte.
Das Band lief schon zum dritten Mal.
Doch das fiel nur dem Barkeeper auf.
Die Gäste im Weekend-Nightclub blieben durchschnittlich ein Stündchen,
vielleicht auch zwei, länger selten. Das reichte nicht für die gesamte Laufzeit
der Musik-Cassette.
Wieder schenkte der Keeper
italienischen Brandy aus.
Den tranken die beiden, die sich
Massimo und Gianni nannten, wie er mit einem Ohr gehört hatte.
Der dritte des Trios, das zur Zeit an
der Theke rumhing, war ein Glatzkopf mit bösartiger Ausstrahlung. Er wurde
,Hodi’ angeredet. Er bevorzugte Apfelschnaps, weil man in den — wie er grinsend
erklärte — so knackig reinbeißen könne.
Eben sah er auf die Uhr. Die Zeit
näherte sich Mitternacht.
„Dann mach dich mal auf die Laufwarzen,
Gianni“, meinte er. „Wir trinken aus und kommen nach.“
Gianni nickte, leerte sein Glas, sah
den Keeper an, deutete auf Hodi und sagte: „Der zahlt.“
„Heh, heh, heh!“ fluchte Hodi.
Aber Gianni war schon vom Hocker
geklettert und düste in Richtung Ausgang.
Bei der Rechnung gab’s dann noch
Streit. Weil Massimo meinte, er hätte nicht neun, sondern nur acht Brandys
geschluckt.
Der Keeper fühlte sich beleidigt und
holte seine Unschuldsmiene hervor.
Selbstverständlich waren es nur acht
gewesen. Aber woher sollte er denn wissen, daß dieser Spaghetti-Freak so gut
zählen konnte — noch dazu nach acht, Pardon, neun großen Brandys.
Sie einigten sich auf neun. Dafür fiel
das Trinkgeld popelig aus.
Bei Hodi getraute sich der Keeper
keinen Aufschlag, zumal der für zwei zahlen mußte.
Als die beiden dann grußlos absockten,
sah er ihnen nach. Gäste dieser Sorte konnten ihm manchmal den Beruf verleiten.
Und ausgerechnet diese drei wohnten im Haus. Sie hatten die Zimmerschlüssel bei
sich gehabt.
Hodi Eckmüller und Massimo Cozzalone,
die gewalttätigen Schutzgelderpresser, stiegen hinauf zur Hotelhalle.
Sie roch neu und nach Leder. An der
Rezeption beugten Empfangschef und Chefportier die Köpfe über irgendwelche
Bücher.
Ein älteres Paar, fein in Schale, stieg
draußen aus dem Taxi, kam herein, holte den Zimmerschlüssel ab und fuhr mit dem
Lift hinauf.
Auf der anderen Seite der Halle begann
eine Ladenstraße mit schicken Boutiquen.
Hodi und Massimo lungerten vor den
LADIES FIRST-Damenmoden herum und warteten auf Gianni.
„Und wenn das Schwimmbad geschlossen
ist?“ meinte Massimo.
„Hast du noch nie ‘ne Tür aufgebrochen?“
„Noch nie bei ‘nem Hallenbad. Was gibt’s
da zu klauen außer Wasser, hähähäh.“
Hodi Eckmüller stimmte in das Gelächter
ein. Sie waren schließlich ein lustiger Haufen. Außerdem hatten sie schon
kräftig gezecht.
Der Lift kam herunter. Gianni stieg
aus. Er trug eine Aktentasche unterm Arm.
„Habe Werkzeug mitgebracht“, meinte er,
als er zu seinen Komplizen trat. „Denn vielleicht ist die Tür verrammelt. Das
fiel mir eben noch ein.“
„Was ihr doch für weitblickende
Mitarbeiter seid“, grinste Hodi. „Massimo hatte die gleiche Befürchtung.“
Massimo, der Tango-Schleicher, streckte
schnuppernd die Nase in die Ladenstraße.
„Riecht ihr’s? Hier ist ‘ne Tussi mit
superstarkem Parfüm vorbeigekommen. Köstlich!“
Gianni, der nicht so dicht an der
Fluchtlinie stand, sondern mehr in Straßenmitte, grinste. Sah er doch, daß es
sich beim nächsten Geschäft um eine Parfümerie handelte.
„Wahrscheinlich war’s keine Tussi. Der
Laden selbst duftet. Hier kannst du dich morgen eindecken. Bestimmt kippt die
Verkäuferin um, wenn sie dich
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