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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Fenstern.
    Im Restaurant war jetzt Feierabend, in
der Küche herrschte Ruhe. Aber oben unterm Dach war man noch auf.
    Er schlich über den Hof.
    Da stand ja Isas Wagen, ein
italienisches Coupé.
    Er beugte sich zum Beifahrerfenster.
    Natürlich! Sie hatte den Wagen nicht
abgeschlossen.
    Kopfschüttelnd stellte er fest, daß
Isabels Handtasche auf dem Nebensitz lag.
    Das war ja geradezu ein Angebot des
Schicksals.
    Nein, aber nein! Sowas durfte man nicht
zurückweisen.
    Leise öffnete er die Tür — und nahm die
Handtasche heraus.
    Kurzer Blick hinein.
    Da war die Brieftasche mit Isas
Führerschein, die Geldbörse, Make up-Utensilien, Taschentuch, Schlüsselbund.
    Das wird dir eine Lehre sein, du
Kanaille! dachte er und tappte zurück in die Dunkelheit.

13. Unverschämtheiten
     
    Todmüde waren sie — und das
rechtschaffendermaßen.
    Jedenfalls traf die Gliederschwere und
Gehirndösigkeit zu auf Gaby, Karl und Klößchen.
    Sie zogen sich auf die Matratzen
zurück, wo sie absegelten ins Traumland.
    Tim, der ja hart im Nehmen ist aufgrund
sportlicher Hochform rund ums Jahr, spürte noch keinen Verschleiß seiner
Munterkeit.
    Um seine Freunde nicht zu stören mit
dem Licht der Nachttischlampe, hatte er sie nebens Bett auf den Teppich
gestellt, sozusagen in den toten — nämlich abgewandten — Winkel.
    Bäuchlings lag er daneben und las
weiter in dem Buch über Satelliten- und Weltraumraketen-Technik. Faszinierend!
Diese Möglichkeiten! Er verstand auch alles, weil er Physik und technisches
Know how (gewußt wie) sowieso gut drauf hat.
    Um 22.50 Uhr verspürte er Durst.
    Ein gewisser Salzgeschmack breitete
sich auf der Zunge aus. Offenbar hatte das Abendessen etwas zuviel von der
weißkristallinen Substanz enthalten — woran Klößchen Schuld sein konnte. Hatte
er doch mit eigenen linken Händen den Schmaus für seine Freunde gewürzt.
    Vielleicht ist noch wer auf, dachte
Tim, und ich kann mir ein Mineralwasser reinzischen.
    Er erhob sich. Angekleidet war er noch.
    Klößchen schnarchte. Karl rieb die
Zähne aufeinander. Offenbar setzte ihm im Traum ein buchhalterisches Problem
zu.
    Tim schnappte sich seinen
Jogging-Pullover, der nicht so fein war wie der silbergraue und deshalb privat
getragen wurde.
    Indem er ihn über den Kopf zog, trat er
hinaus auf den Flur.
    Dort wäre er, da er für einen Moment
nur Baumwolle und sonst nichts sah, beinahe gegen Isabel geprallt.
    „Huch!“ sagte sie. „Du schleichst ja
wie ein Gespenst.“
    „Karl und Willi schlafen schon.“ Er
schloß leise die Tür.
    „Und du?“
    „Ich schlafe noch nicht“, grinste er. „Will
was trinken.“
    „In dem kleinen Schrank in eurem Zimmer
sind Fruchtsäfte, Cola und Wasser“, sagte Isa.
    „Haben wir noch gar nicht bemerkt. Ist
ja toll. Vielen Dank!“
    Aber er machte nicht kehrt, sondern
hatte längst festgestellt, daß sie ausgehfertig angezogen war: leichter Mantel
und Stiefel. Um diese Zeit?
    „Willst du noch weg?“ fragte er.
    „Ja. Ich bin zur Überzeugung gekommen,
daß ich’s hinter mich bringen muß. Sonst kann ich heute nacht nicht schlafen.
Aber wohl ist mir nicht dabei. Bestimmt gibt’s einen fürchterlichen Knatsch.“
    Er wußte sofort, was sie meinte.
    „Du willst deinem Ex-Mann die Meinung
geigen?“
    „Ihm vor allem verbieten, daß er auf
meinen Namen Schulden macht.“ Sie seufzte. „Hoffentlich rastet er nicht aus. Er
neigt zu Handgreiflichkeiten. Mich haßt er seit unserer Scheidung. Ich
überlege, ob ich Glattfeldt mitnehme. Aber wer ist dann an der Rezeption?“
    „Jetzt könnte ich dir anbieten, den
Rezeptions-Job für die nächste Stunde zu übernehmen“, grinste Tim. „Aber ich
denke nicht daran.“
    „Ist doch klar. Du bist müde.“
    „Bin putzmunter. Aber wir lassen Glattfeldt
dort, wo er hingehört. Bei ‘ner Keilerei würde dir dieses Würstchen nichts
nützen. Ich komme mit.“
    „Du willst mich begleiten?“ Sie war
erstaunt.
    „Als Leibwächter. Und damit garantiere
ich dir: Dein Ex-Mann wird seine Handgreiflichkeiten nicht in deine Richtung
loslassen. Daß er sich selbst ohrfeigt, sei ihm gestattet. Mehr nicht. Gehen
wir, ja? Meinen Durst stille ich später.“
    Sie machte noch ein paar Bedenken
geltend gegen sein großherziges Angebot. Es sei ja schon spät — und so.
    Aber er merkte, daß sie im Grunde sehr
froh war.
    Sie fuhren hinunter.
    Isas Wagen stand auf dem Hof.
    Als sie eingestiegen waren, suchte sie
auf den Rücksitzen herum, sah auch ins Handschuhfach und seufzte

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