Hotel in Flammen
ausreichend veränderte.
„Geben Sie mir Graf Paletti. Es ist
dringend.“
„Tut mir leid, mein Herr. Mit Graf
Paletti kann ich Sie im Moment nicht verbinden. Wenn Sie morgen früh ab acht
Uhr...“
„Ich sagte, es ist dringend!“
unterbrach Hodi ihn lautstark. „Holen Sie ihn aus dem Bett — oder wo er sonst
ist. Glauben Sie, ich verlange ihn zum Spaß um diese Zeit?“
„Ich werde es probieren. Augenblick!“
Sekunden später meldete sich der
Weekend-Manager. Seine Stimme klang nasal, obwohl er nicht auf die Idee kam,
seinem Riechorgan die Luftzufuhr abzuklemmen. Der Tonfall war ein Überbleibsel
seiner vornehmen Erziehung.
„Sperren Sie die Ohren auf, Paletti“,
sagte Hodi, „damit Sie alles mitkriegen — auch wenn’s wehtut. Ich spreche im
Auftrag der Mafia. Was das heißt, muß ich nicht erklären. Sie haben das große
Glück, daß wir Ihr Hotel für würdig erachten, von uns geschützt zu werden.
Jetzt dürfen Sie sich freuen. Ab sofort, Paletti, stehen Sie und Ihr Laden unter
unserem Schutz. Das ist ein Vorteil von internationaler Reichweite. Klar?
Natürlich können wir unseren 24-Stunden-Service, tagein — tagaus, jahrein — jahraus,
nicht umsonst ausführen. Sie kommen noch in den Genuß unseres Vorzugsangebots.
Denn für spätere Kunden — ab Juli dieses Jahres — wird’s teurer. Mit 20 000
Mark monatlich sind Sie dabei. Morgen mittag ist die erste Zahlung fällig.
Selbstverständlich in bar. Quittungen stellen wir nicht aus. Wie Sie sicherlich
wissen, tätigen wir unsere Geschäfte als Vertrauenssache.“
Paletti hatte Zeit gehabt, seine
Gedanken zu ordnen.
„Und wegen diesem Blödsinn“, schnaubte
er, „holen Sie mich aus dem Bett. Unverschämtheit! Wenn Sie noch mal anrufen,
Sie Spinner, verständige ich die Polizei.“
„Täte ich nicht“, sagte Hodi. „Es ist
doch Ihre Gesundheit, mit der wir uns dann befassen müßten. Wollen Sie Ihre
Zukunft als Pflegefall verbringen? Im übrigen liefere ich Ihnen gleich einen
Beweis unserer Fähigkeiten. Irgendein neidvoller Konkurrent — oder jemand, der
Sie nicht mag — oder ein Verrückter — jedenfalls ein gefährlicher Mensch hat
Gift in Ihren Dachgarten-Pool geschüttet. Sie können ja mal einen Finger ins
Wasser halten — und dann zusehen, wie er abfällt. Doch, wie gesagt, unser
wachsames Auge ist überall. Wir entdeckten den Anschlag und haben gleich für
Warnung gesorgt. Ein entsprechender Hinweis hängt an der Schwimmhallentür. Sie
sollten dort abschließen und dann das Becken reinigen lassen — sonst häuten
sich Ihre Gäste. Klar? Und noch mal, Paletti: Ein Wort zur Polizei — und Sie
sind arm dran. Halten Sie morgen mittag das Geld bereit. Wir melden uns wieder.“
„Glauben Sie nicht“, rief der Manager, „daß
Sie mich einschüchtern können. Mich nicht! Schon mein Altvorderer Graf
Rülpskehlen hat sich niemals... Aber was erzähle ich Ihnen. Das sind ja
Naturperlen vor Zuchtsäue. Ich weiß genau, wer dahinter steckt. Mit der Mafia —
hah! — habt ihr nichts zu tun. Ihr Gelichter. Blanker Futterneid ist es, der
euch zu solchen Anschlägen treibt. Aber ich werde mich zu wehren wissen gegen
einheimisches Geschmeiß. Und wenn ich der einzige Hotelier sein sollte, der
diesem Ort seinen Stempel aufdrückt. Mit mir nicht, ihr... ihr
Einheimischen-Mafia.“
Peng! Er legte auf.
„Na, ist er kirre (gefügig)?“ fragte Gianni.
„Von wegen! Dieser Idiot denkt, wir
wären die einheimische Konkurrenz.“
„Und?“
„Was heißt und?“ fauchte Hodi. „Stecke
ich in seinem Kopf? Vielleicht besinnt er sich, wenn er das Ätz-Wasser sieht.
Daß die Hiesigen sowas anstellen, glaubt doch keiner.“
„Also will er nicht zahlen“, meinte
Massimo. „Das war ja auch nicht zu erwarten. Wenn ich daran denke, wie lange
sich die andern gewunden haben, bevor sie die Kohle lockermachten!
Wahrscheinlich müssen wir hier schweres Geschütz auffahren.“
Hodi nickte. „Wahrscheinlich.“
„Wen drehen wir durch die Mangel?“
fragte Gianni. „Ihn selbst? Einen leitenden Angestellten?“
„Ich halte ein Feuerchen für
wirkungsvoller“, sagte Hodi, einen begrenzten Brand. Wenn er nicht behämmert
ist, der Paletti, wird er dann merken, daß es billiger kommt, monatlich 20 000
zu zahlen. Viel billiger sogar.“
15. Die linke Tour des Nachtportiers
Während der Rückfahrt zum ERLENHOF saß
Tim wieder vorn.
Mehrmals sah er Isabel von der Seite
an, unauffällig. Sie wirkte bedrückt, auf traurige Weise
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