Hotel in Flammen
riecht.“
„Nur kein Neid!“ meinte Massimo. „Ihr
habt ja eure Nasen nur, damit der Schnupfen nicht die Ohren befällt. Aber
Nasenmenschen oder gar Duftexperten seid ihr nicht.“
„Trotzdem merke ich genau“, sagte Hodi,
„wenn ich jemanden nicht riechen kann. Oder wenn die Sache umgekehrt läuft. Der
Keeper zum Beispiel, hatte null Bock auf uns. Ich wette, Massimo, es waren
wirklich nur acht Brandys.“
„Neun!“ Der Tango-Schleicher schüttelte
den schmalen Schädel. „Ich weiß doch, was ich kippe. Ich wollte ihn nur ärgern,
den Affen. Habe nämlich gemerkt, wie er uns anglotzte.“
„Und doch waren es acht!“ beharrte
Hodi.
Gianni wechselte seine Aktentasche in
die andere Hand. Dann stiefelten sie zur Treppe.
Sie stiegen in den zweiten Stock hinauf
und gingen zum Lift. Hodi drückte den „Hol-Knopf“. Die Kabine kam.
Da der Aufzug auch im Parterre
Stockwerkanzeiger, erleuchtete, hatte — vermieden sie mit ihrem Umweg eine
mögliche Auffälligkeit.
Wären sie unten eingestiegen, hätten
die beiden Angestellten hinter der Rezeption vielleicht durch zufälligen Blick
festgestellt, wohin das Trio fuhr, nämlich hinauf zur Dachterrasse.
Aus solchen Kleinigkeiten ergibt sich
bisweilen ein Verdacht, eine Spur. Das wußten die drei aus Erfahrung.
Im Dachgeschoß, wo der Lift Endstation
hatte, zeigte ein Schild die Richtung an: ZUM DACHGARTEN-POOL.
Es waren nur ein paar Schritte. Dann
standen sie vor der gläsernen Doppeltür.
Auch die Schwimmhalle war rundum
verglast, was einen grandiosen Blick freimachte — über Stadt und Land.
Selbst dem Mond fühlte man sich hier
näher, und der schien zur Zeit mit aller Kraft. Sein Silberlicht fiel in
schräger Bahn herein und spiegelte sich auf dem Wasser des Beckens.
Nur einige schwache Lichter ringsum
waren in Betrieb.
Gianni drückte gegen den rechten Flügel
der Tür. Er gab nach.
„Ist offen“, verkündete er, als hätten
seine Kumpane Klappen auf den Glotzern. „Der totale Service. Könnte ja sein, es
überkommt diesen und jene, noch nachts in die Brühe zu hüpfen.“
Sie traten in die Schwimmhalle.
Massimo blieb an der Tür und
beobachtete den Flur. Aber dort herrschte Mitternachtsruhe.
In nächster Nähe befanden sich Sauna,
Massage- und Fitneßraum. Daran an schlossen sich die — noch unfertigen — Gemächer
einer Schönheitsfarm, die demnächst hier einziehen sollte. Also alles keine
Räume mit Nachtbetrieb.
Die nächsten Gästezimmer lagen jenseits
des Lifts, von hier aus gesehen, und waren vermutlich zur Zeit nicht belegt.
Gianni stellte seine Aktentasche an den
Beckenrand. Plätschernd schlugen kleine Wellen an die Kacheln. Irgendwo
gurgelte eine Umwälzanlage.
Vorsichtig nahm Gianni einen kleinen
Kanister aus der Tasche. Er zog Gummihandschuhe an. Dann schraubte er den
Verschlußdeckel des Einfüllstutzens ab.
Während er sich vorbeugte, goß er die
ätzende Flüssigkeit ins Becken.
Das Wasser zischte und brodelte für
einen Moment. Beißender Geruch stieg auf.
„Hört sich gut an“, meinte Hodi.
„Vielleicht kriegen die Kacheln Risse.
Das Gift zerätzt alles. Eine Schildkröte würde nach einmal Durchschwimmen ohne
Panzer an Land krabbeln.
„Falls sie noch krabbelt.“
„Hast recht. Wahrscheinlicher ist, sie
löst sich auf in Schildkrötensuppe.“
Sie gingen zurück.
Gianni holte ein Din-A-4-großes
Kartonstück aus der Tasche hervor.
Mit schwarzen Druckbuchstaben war
geschrieben: WEGEN LEBENSGEFAHR ZUR ZEIT GESCHLOSSEN
Das Schild wurde außen an die Glastür
geklebt. Dann sockten sie zwei Treppen hinunter, holten sich den Lift und
fuhren in die erste Etage, wo Gianni ausstieg, um für den Rest des Weges die
Treppe zu benutzen.
Seine Komplizen fuhren ins Parterre.
Die Vorsichtsmaßnahme war überflüssig.
Niemand befand sich hinter der Rezeption.
Sie gingen hinaus. Der Türsteher hatte
schon vor einer Stunde seinen Dienst beendet.
Gianni legte die Aktentasche in den
Kofferraum. Einige Leute spazierten noch. Zwei Straßen entfernt quietschten
Reifen unter einer Vollbremsung. Aber es reichte nicht. Crash... Man hörte, wie
Glas splitterte und Blech gefaltet wurde.
Die drei fuhren zum Postamt.
Die beiden Italiener blieben vor der
Telefonzelle.
Hodi Eckmüller hielt einen Fuß in die
Tür. Seine Komplizen sollten mithören. Sonst war niemand in der Nähe.
Er wählte die Weekend-Nummer. Artig
meldete sich eine Männerstimme. Mit Daumen und Zeigefinger hielt sich Hodi die
Nase zu, was die Stimme
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