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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nachdenklich.
    Klar! dachte er. Rückblickend muß sie
sich sagen: Und dieser Typ war mein Mann. Jetzt chauffiert sie ihn, und der
kriegt nicht mal ein Danke raus. Aber ablinken will er sie — mit seinen
Besäufnis-Rechnungen.
    Sie erreichten das Hotel.
    Isabel fuhr auf den Hof, wo es dunkel
und still war.
    Als sie ins Haus traten, sagte sie: „Von
Glattfeldt werde ich mich schon mal verabschieden. Er macht um halb sieben
Schluß. Sein Fahrplan erfordert das. Aber um die Zeit bin ich noch nicht auf.“
    „Also stehe ich ab halb sieben hinter
der Rezeption“, sagte Tim.
    „Ab acht. Das reicht völlig. Zu so
früher Stunde fällt nichts an. Notfalls hilft Trill aus. Er muß sowieso hier
sein, um die Frühstücksgäste zu versorgen.“
    Glattfeldt war im Rezeptions-Büro, hing
in einem Sessel und hatte die Füße ausgestreckt.
    Als die beiden eintraten, wandte er
ihnen rasch den Blick zu. Vorher hatte er recht intensiv in die Ecke gestarrt,
wo der Tresor stand.
    Der Abschied fiel kühl aus, stellte Tim
fest. Offenbar hatte Glattfeldt in den 16 Monaten, die er hier angestellt war,
wenig Sympathie erweckt.
    Immerhin gab er sich mitteilsam. Er
habe, sagte er, seine Zelte schon abgebrochen, die Wohnung gekündigt, den Wagen
verkauft. Der erste Zug morgen früh bringe ihn zur nächsten Großstadt, wo er
die Mittagsmaschine nehme, um in sonnige Ferne zu jetten. Dort, im Ausland,
werde er seinen neuen Job antreten.
    „Dazu wünsche ich Ihnen viel Glück“,
sagte Isa abschließend und gab ihm die Hand.
    „Gute Fahrt und guten Flug!“ wünschte
Tim.
     
    *
     
    In der ERLENHOF-Halle brannte nur noch eine
Lampe.
    Überall herrschte Stille. Das Haus
schlief.
    Glattfeldt tupfte sich Schweiß von der
Stirn. Das machte die Aufregung.
    Auf den Tresen gestützt, lauschte er
eine Weile. Niemand kam. Niemand war in der Nähe.
    Er ging ins Büro zurück und öffnete den
Tresor.
    Dort lag’s, das dicke Geldkuvert, das
ihm dieser Poldemar Plöckl anvertraut hatte. Anvertraut? Aufgeführt hatte sich
der, als wären es die Kronjuwelen.

    Glattfeldt legte den Umschlag auf den
Schreibtisch.
    Ungefähr eine halbe Stunde benötigte
er, um die Lasche zu öffnen. Nichts riß ein, nichts wurde beschädigt.
    Mit gierigen Händen nahm er das Geld
heraus.
    Was er sah, enttäuschte ihn etwas. Die
drei dicken Geldbündel wären in deutscher Währung ein Vermögen gewesen. Aber es
handelte sich um italienische Zahlungsmittel. Um Lire also, und da ist ja die
Kaufkraft sehr schwachbrüstig. In diesem Fall bedeutete das: viele, viele
Banknoten, aber-verhältnismäßig-geringer Wert.
    Nun ja! Etwa 60 000 DM waren es — umgerechnet,
wie er überschlägig schätzte.
    Er legte das Geld in einen Karton, den
er mit Tesafilm zuklebte. Aus Briefpapier schnitt er Zettel von Banknoten-Größe
zurecht. Er schichtete drei Bündel von entsprechender Höhe, spannte die
Gummibänder drum, die das echte Geld zusammengehalten hatten, und schob alles
in den Umschlag.
    Phantastisch! Kein Unterschied zu
vorher. Es sah genauso aus, fühlte sich genauso an, hatte vermutlich dasselbe
Gewicht.
    Er schloß die Lasche, indem er etwas
Klebstoff verwendete. Noch einmal überprüfte er alles — und war mit sich
zufrieden. Dann schloß er das Kuvert wieder im Tresor ein.
    Die Schnipselreste des Briefpapiers
spülte er in der Toilette runter. Die Klebstofftube landete in der Mülltonne.
    So — nun sollte man ihm erstmal
beweisen, daß er sich an dem Geld vergriffen hatte. Außerdem war er ja morgen
über alle Berge. Und wegen dieser Lappalie (Belanglosigkeit) würde kein
Land ihn ausliefern.
     
    *
     
    Tim fühlte sich als Kavalier.
Selbstverständlich brachte er Isabel bis zu ihrer Wohnungstür. Außerdem war das
nur zweieinhalb Schritte vom Apartment der Jungs entfernt.
    „Vielen Dank, Tim, daß du mich
begleitet hast. Das war eine große Hilfe und...“
    Sie hielt inne.
    Auch Tim hörte, daß sich jemand in Isas
Wohnung befand.
    Jörg? Eine Stimme brummelte. Ja, es war
Jörg. Aber mit wem, zum Teufel, redete er?
    Isa öffnete die Tür.
    Jörg war im Schlafanzug. Er stand beim
Telefon und hielt den Hörer ans Ohr. Jetzt drehte er sich um.
    „...Moment!“ maulte er in die
Sprechmuschel. „Da kommt sie. Ich übergebe.“
    Er deckte eine Hand über die Muschel.
    „Hörte dein Telefon und habe
abgenommen. Es ist der Paletti.“
    Nanu! dachte Tim. Was will denn der
Weekend-Manager zu mitternächtlicher Stunde? Hat er zuwenig Frühstücksbutter
gebunkert und hofft jetzt auf

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