Hotel in Flammen
durch die Doppeldeckung,
war voller Empörung über Glattfeldts hinterhältigen Angriff und riß vor dem
Zusammenprall den Ellbogen hoch.
Der Empfangschef wurde von den Füßen
gefegt, als hätte ihn ein Wirbelsturm gepackt.
Auch er flog gegen die Kirche, die
heute wirklich was aushalten mußte, taumelte gegen Florian, der sofort wie am
Spieß steckend brüllte, torkelte dann auf Puddingbeinen an der Mauer entlang.
„Vielleicht erklären Sie mir, was das
soll, Glattfeldt!“ rief Tim.
Verblüfft sah er dann in Florians
Richtung.
Der Penner war nicht mehr dort, wo er
eben noch gestanden hatte, sondern rannte nach links die Straße hinunter — offenbar
dem Polizeiwagen nach.
„Heh!“ rief Tim. „Du brauchst keine
Angst mehr zu haben.“
Den Penner interessierte das nicht. Er
beschleunigte.
Tim sah davon ab, ihn zu verfolgen,
denn Glattfeldt kam jetzt zurückgetorkelt, wirkte aber einigermaßen erholt.
Und da handelte er auch schon, der
tückische Typ, stürzte sich im Hechtsprung zu dem Schuhkarton.
Tim war schneller.
Ein Schritt — und er stand zwischen
Glattfeldt und dem Karton. Worauf der Hechtsprung auf halber Strecke
unterbrochen wurde.
Glattfeldt driftete zur Seite, warf
sich herum, stieß einen Fluch durch die Zähne und begann zu rennen.
Nicht in Florians Richtung, sondern
entgegengesetzt.
Zwischen Sakristei und Pfarrhaus
zwängte er sich durch — dann war er Tims Blick entschwunden.
„Sie!“ brüllte Tim. „Hiergeblieben!“
Völlig sinnlos war das. Aber ihm fiel
nichts anderes ein; und den Mann zu verfolgen, stand nicht auf dem Programm.
Jetzt bin ich gebügelt, dachte Tim.
Null Durchblick kann weh tun. Der eine flieht, der andere flieht. Vorher der
Hinterrücks-Überfall. Wo ist da der Sinn?
Vielleicht versteckte sich der im
Karton.
Tim hob ihn auf und sah hinein.
Dann feuchtete er die Lippen an und
pfiff schrill.
Drei dicke Geldbündel rutschten ihm in
die Hand. Gummibänder hielten die Scheine zusammen. Es war nicht DM-Geld,
sondern italienisches. Echtes — wie es schien.
Tim überdachte die Szene. Er dachte in
alle Richtungen. Aber das Rätsel wurde nicht kleiner.
Woher hatte Florian Speck, der
mittellose Penner, die Kohle? Wieso wurde er polizeilich chauffiert — hierher?
Weshalb lauerte Glattfeldt ihm auf? War sein Faust-Angriff ein echter
Raubüberfall? Offenbar.
Jedenfalls schienen beide bis obenhin
angefüllt zu sein mit rabenschwarzem Gewissen.
Weshalb sonst ergriffen sie in
panischem Schrecken die Flucht? Hieß das: Keinem von beiden gehörte das Geld,
sondern einem dritten?
Der wird sich schon melden, dachte Tim.
Er legte das Geld in den Karton,
drückte den Deckel drauf und klemmte sich den seltsamen Geldbehälter unter den
Arm.
Um Florians Plunder kümmerte er sich
nicht weiter, schob nur, was herumlag, mit dem Fuß an die Kirchenmauer.
Dann eilte er weiter auf seiner
Abkürzung zum WEEKEND.
20. Mafia im Kurort?
In der Halle der Super-Hütte summten
Gespräche. Gäste wandelten umher. Pagen stürzten sich aufs Gepäck der
Ankommenden wie Freilandhühner aufs Streufutter.
Hier und da lag helles Meckern in der
Luft, was Tim, als er zur Rezeption schritt, als Lachen erkannte.
Am Portal tat jetzt ein anderer Portier
Dienst.
Figürlich unterschied er sich erheblich
von dem gestrigen, wie die TKKG-Bande vermutet hatte. Thm paßte die Uniform.
Ganz bestimmt war’s dieselbe.
Am Empfang ging es wild zu. Gäste
schrieben sich aufs Anmeldeformular. Abreisende, die früh die Zelte abbrachen,
beanstandeten die Rechnung. Einer schimpfte, weil seine — weltweit anerkannte —
Kreditkarte ausgerechnet hier keine Gültigkeit haben sollte.
Eine Dame beschwerte sich, in ihrem Bad
tropfte der Wasserhahn. Ein etwa 14jähriges Mädchen mit blondem Igelkopf - sie
wurde mit Fräulein Adamkowitz angeredet — fragte, wann der
Dachgarten-Swimmingpool endlich wieder geöffnet hätte.
„Ja, bitte?“ wurde Tim von einem der
Rezeptionsmenschen angesprochen.
„Ich möchte zu Graf Paletti. Es ist
dringend und muß sofort sein.“
„Wie ist der Name?“
„Graf Albert von Paletti. Sie werden
doch Ihren Manager kennen.“
Der Mann zuckte zusammen. „Ich meine
Ihren Namen.“
„Peter Carsten. Die Angelegenheit
betrifft die vermeintliche Front einheimischer Hoteliers, den erpresserischen
Druck und die angebliche Rädelsführerin Isabel Glockner. Sagen Sie ihm das.
Dann hat er garantiert Zeit für mich.“
Der Mann glotzte ihn an wie eins der
Weltwunder, zuckte nur
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