Hotel in Flammen
auszustellen. Ein älteres Paar und eine verwitwete Dame reisten
nachher ab.
Grimp, der gaulgesichtige Typ, kam an
die Rezeption.
Endlich was zu tun, dachte Tim.
Freundlich zahnte er ihn an.
Aber Grimp gab nur seinen
Zimmerschlüssel ab. Nr. 202.
„Will vor dem Frühstück noch einen
kleinen Spaziergang machen“, knarrte er durch die Zähne.
„Ist gesund“, nickte Tim. „Zimmer 202.
Jawohl!“ Er lächelte. „Gestern sind Sie versehentlich in den dritten Stock
gefahren. Nicht wahr? Ich hatte den zweiten noch gedrückt. Aber Sie sind dann
doch erst im dritten ausgestiegen.“
So ist es richtig, dachte er. Ein
bißchen Konversation (Plauderei) — damit die Gäste merken, wie man sie
beachtet. Wohlfühlen soll sich ein jeder.
Aber Grimp schob die Brauen zusammen. „Was?
Ach so! Stimmt! Ich habe das Schwimmbad gesucht.“
„Das ist ganz unten. Hinten links. Sie
können schwimmen?“
„Selbstverständlich.“
„Ich frage nur, weil ich hier auch als
Schwimmlehrer tätig bin. Außerdem machen wir abends Gymnastik.“
„Nichts für mich“, murmelte Grimp und
wandte sich ab.
Karl rief Tim ins Büro.
„Du! Ich habe eben nachgesehen.
Poldemar Plöckl und Gunilde von Weyerpitz-Riehl kommen aus — du wirst es nicht
glauben — unserer Stadt. Genau wie die drei Typen aus dem Mercedes.“
„Aber das Mercedes-Trio wohnt im
Weekend. Hast du den Grimp eben gehört? Dem ist meine Bemerkung sauer
aufgestoßen. Offenbar hätte ich nicht bemerken dürfen, daß er im dritten Stock
ausstieg. Sagt er doch, er hätte das Schwimmbad gesucht. Ist faustdick gelogen.“
„Wieso?“
„Bevor Grimp in den Lift stieg, sah
ich, aus welcher Richtung er kam. Nämlich aus dem Gang, der zum Hallenbad führt
— nur dorthin. Zusätzlich hängen Schilder im Gang: Zum Schwimmbad — steht
riesengroß drauf. Lesen kann er ja“.
Karl hob die Achseln. „Entweder haben
wir komische Gäste. Oder sie sind gar nicht komisch, sondern nur wir Anfänger
wundern uns.“
„Was ist komisch daran, wenn einer
wegen nichts eine Lüge rausläßt? Eher vermute ich, ihn zwickt das schlechte
Gewissen.“ ‘
„Lieber ein schlechtes als gar keins“,
meinte Karl und tippte auf dem Zahlenrechner.
„Bist du bald fertig?“
„Drei Minuten noch.“
Tim ging an den Tresen zurück.
Die ausgelegten Tageszeitungen
interessierten ihn. Aber in der örtlichen Presse stand heute nichts vom Bad
Neuzeller Hotelkrieg.
*
Dr. Brenner — derzeitiger
Erlenhof-Hotelgast und Freund des TKKG-Schulleiters Dr. Freund —, seine Frau Helga
und Nadine, die überspannte Schnecke, die noch nicht schwimmen konnte — die
Brenner-Familie also kam heute spät zum Frühstück.
Kaum daß man saß, wurden sie von Gaby
bedient.
Zweimal Tee, einmal Kaffee — sehr gern.
Und zum Normal-Frühstück je noch ein Ei.
Gaby und Nadine, die ja fast
gleichaltrig waren, hatten bereits mit gegenseitigem Lächeln Sympathie gezeigt.
Als Gaby zu Oberkellner Trill eilte,
hörte Nadine, wie dieser sagte: „An Tisch vier noch eine Schinkenplatte, Gaby.
Sag Klößchen in der Küche Bescheid, er soll den Knochenschinken aufschneiden.“
Nadine saß eine Weile ganz ruhig.
Aber in ihrem hübschen Kopf läuteten
zwei Dutzend Glocken Sturm.
Gaby! Klößchen! Gaby! Klößchen! Das das
das... war aber seltsam!
Sie beobachtete Gaby.
Eben kam sie zurück, schleppte schwer
an einem Tablett.
„Haben Karl und Tim schon gefrühstückt?“
fragte Trill in seiner biederen Ahnungslosigkeit.
„Haben sie“, nickte Gaby. „Sehen Sie
mal, wie Willi den Schinken schneidet! Sind die Scheiben dick genug?“
Nadine hörte die Antwort nicht.
Eine Art Betäubung breitete sich in
ihrem Gehirn aus.
Karl! dachte sie. Karl! Computer-Karl?
Gaby, Klößchen, Karl und... Tarzan wäre richtig. Aber dieser sture Elch mit
seinen eisernen Grundsätzen heißt Tim.
Gaby brachte die gekochten Eier.
„Genau fünf Minuten“, sagte sie
lächelnd. „Hoffentlich sind sie richtig. Man weiß ja nicht, wie lange die Henne
drauf saß.“
Dr. Brenner lachte.
Nadine nahm allen Mut zusammen.
„Gaby, sag mal: Arbeitest du immer
hier?“
„Aber nein“, kam lachend die Antwort. „Ich
gehe noch aufs Gymnasium. Neunte Klasse. Bin zu Besuch hier und helfe meiner
Tante — Frau Glockner — ein bißchen.“
„Bist du in der Internatsschule, wo Dr.
Freund der Direx ist?“
Gaby nickte erstaunt.
„Kennst du die TKKG-Bande?“ fragte
Nadine.
Gaby lächelte. Sie war ja nicht dabei
gewesen, als Tim
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