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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Mercedes-Trio aus dem Lift trat. Mit finsterer Miene
stampfte der Glatzkopf heran. Die andern blieben zurück.
    „Daß wir zu Poldemar Plöckl wollen,
habe ich gesagt“, fauchte er Tim an. „Aber er wohnt nicht in 312.“
    „Doch!“ sagte Tim. „Er hat 312. Hatte
es gestern und hat es heute. Zusammen mit Frau von Weyerpitz-Riehl. Sie macht
einen Spaziergang. Vielleicht ist auch Herr Plöckl irgendwo unterwegs.“
    „Er hat nicht 312. Wenn ich Ihnen das
sage! In dem Zimmer wohnt so ein Typ mit... äh... Pferdegesicht.“
    „Das muß ein Irrtum sein.“
    „Der Mann kam aus 312, als wir
anklopfen wollten. Sei sein Zimmer, sagt er.“
    „Moment mal!“ In Tims Hirn blitzte
Erkenntnis auf. „Pferdegesicht? Große Zähne und stechender Blick? Brauner
Anzug, Rohseide, mit schreiend gelber Krawatte?“
    Glatzkopf nickte.
    Er meint Grimp, dachte Tim. Aber der
hat 202 — und will sofort abreisen. Da riecht doch was faul.
    „Möglicherweise ist was nicht in
Ordnung“, sagte er. „Sehen wir mal nach.“
    Er nahm den Generalschlüssel an sich.
Mit dem ließ sich jede Tür im Hause öffnen — einschließlich der Klos.
    Tim flitzte zum Lift, kaum daß der
Glatzkopf ihm folgen konnte. Zu viert fuhren sie hoch. Tim las Unheil in allen
Mienen. Dem Trio schien zu dämmern, daß die Ordnung gestört war.
    312 war abgeschlossen. Tim öffnete. Aus
dem Bad drang dumpfes Stöhnen. Sie fanden Poldemar Plöckl.
    Alles klar, dachte Tim. Es geht um das
Geld-Kuvert.
    Der Glatzkopf ließ einen Wutschrei ab
und riß Plöckl den zum Knebel verwendeten Waschlappen aus dem Mund.
    „Meine Zähne!“ japste Plöckl. „Du Idiot
reißt mir die Zähne mit raus.“
    „War das Pferdegesicht?“ schrie
Glatzkopf.
    „Weiß ich nicht, Hodi. Er war maskiert.
Das Geld! Mensch, binde mich los!“
    Tim zückte bereits sein Taschenmesser
und schnitt die Fessel durch.
    Taumelnd kam Plöckl auf die Füße.
    Er stolperte zum Kleiderschrank und
suchte im obersten Fach unter einer Anti-Rheuma-Decke.
    „Es ist weg“, heulte er. „Das Schwein
bringt mich fast um und stiehlt auch noch das Geld.“
    Mehr hörte Tim nicht. Er sauste hinaus
und zur Treppe.
    Vielleicht befand sich Grimp noch in
Nr. 202.
    Raubüberfall im Erlenhof, dachte er,
während er den Flur entlangpreschte. Arme Isa! Das wird keine gute Werbung.
    Die Tür von 202 war nicht verschlossen.
    Tim stürmte hinein.
    Nein, hier war niemand mehr. Trotzdem
sah er ins Bad.
    Schon wollte er abschwirren, als sein
Blick aufs Bett fiel.
    Verwundert beäugte er das aufgerissene
Kuvert aus der Nähe. Daneben lagen drei dicke Bündel — Papier. Offensichtlich
hatte jemand die Papierstücke auf Geldschein-Größe zugeschnitten. Aber warum?
Was sollte das?
    Egal! Erstmal ging’s um Grimp.
    Als Tim zur Rezeption sauste, stützte
Karl dort die Ellbogen auf — und schwatzte mit Nadine Brenner.
    Tim sah sie von hinten, was ihn so
wenig interessierte wie die Frontal-Ansicht.
    „Karl, wo ist er?“ schrie er.
    Das Mädchen fuhr herum und errötete
wieder mal.
    „Wer?“ fragte Karl. „Grimp? Der ist
eben raus. Hat ein Taxi bestellt.“
    Tim flitzte durchs Portal, sah, wie
Grimp mit dem Koffer zur Ausfahrt eilte und daß dort ein Taxi hielt.
    Grimp warf den Koffer auf den Rücksitz
und war mit Kopf und Armen schon drin, als er hinterrücks gepackt wurde.
    „So schnell reisen wir heute nicht,
Verehrter!“ sagte Tim und zog ihn aus dem Wagen.
    „Wohl verrückt geworden!“ Grimp
wirbelte herum und schlug mit der Faust zu.
    Er traf nur Frühlingsluft und fühlte
noch, daß er irgendwie gepackt wurde. Er krachte gegen den Kofferraum, wobei er
sich drei Rippen anknackte, und landete auf dem Asphalt, was — da er
ungeschickt stürzte — seiner rechten Schulter schadete und hernach auch dem
Hinterkopf.
    Er blieb liegen.
    Der Taxifahrer stieg aus.
    „Hat er die Rechnung nicht bezahlt?“
fragte er in aller Gemütsruhe.
    „Das wäre ja noch harmlos“, sagte Tim. „Aber
dieser Kerl ist ein Raubtäter.“

23. Rote und grüne Gummibänder
     
    Kommissar Dräger war ein gemütlicher
Onkeltyp mit Weihnachtsmann-Wangen. Er und Isabel kannten sich seit 20 Jahren.
Sie gehörten auch demselben Tennis-Club an und duzten sich.
    In Isas Büro hatte sich der Hotelarzt
um den total lädierten Grimp gekümmert. Dem hatten die Frühschäden von Tims
kampfsportlicher Selbstverteidigung Mut und Schneid abgekauft, kleinlaut und
geständig war er jetzt.
    Er gab den Überfall zu. Mit Leugnen
ging da sowieso nichts.

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