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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vorbereitet.
    Ein Überfall irgendwo draußen, in
verschwiegener Ecke, wäre ganz nach seiner Nase gewesen.
    Aber Plöckl ging zum Lift zurück und
fuhr in den dritten Stock. Zimmer 312 — wie Grimp wußte.
    Gestern hatte er dort die Lage gepeilt.
    Er überließ nichts dem Zufall. Auf
alles mußte man vorbereitet sein.
    Nr. 312 lag am Ende des Flurs.
    Daß da jemand vorbeikam, war nicht
anzunehmen.
    Das überlastete Zimmermädchen rotierte (in
hektischer Eile handeln ) noch in der ersten Etage.
    Um 10.04 Uhr stand Grimp vor Nr. 312.
    Wie erwartet: Der Flur war leer.
    Er klopfte.
    „Wer ist da?“ fragte Plöckl durch die
Tür.
    „Zimmerservice, mein Herr“, sagte Grimp
und zog sich die Seidenstrumpf-Maske über den Kopf bis ans Kinn. „Kann ich die
Mini-Bar auffüllen?“
    Plöckl öffnete.
    Grimp schlug sofort zu.
    Der lederüberzogene Totschläger traf
Plöckl seitlich am Schädel.
    Die Goldlocken dämpften den Hieb. Aber
es reichte.
    Er gluckste einen Wehlaut, verdrehte
die Augen und fiel um.
    Grimp trat über ihn, zerrte ihn von der
Schwelle und schloß die Tür.
    Im schwachen Licht des Vorraums wirkte
Plöckls Gesicht fahl.
    Grimp tastete nach dem Puls.
    Der schlug kräftig. Also war alles in
Ordnung. Abgesehen von den Kopfschmerzen, die sich bald einstellen würden — und
der Beule am Vorderhaupt.
    Grimp tastete Plöckls Taschen ab.
    Nichts.
    Er blickte ins Zimmer.
    Nichts.
    Also würde er suchen müssen.
    Er trug eine Nylonschnur bei sich,
fesselte den Bewußtlosen und schleifte ihn ins Bad, wo Gunilde massenhaft
Make-up-Utensilien aufgebaut hatte.
    Einen feuchten Waschlappen zwängte er
ihm als Knebel zwischen die Zähne. Für alle Fälle.
    Er begann zu suchen.
    Unter einer Anti-Rheuma-Decke im
obersten Fach des eingebauten Kleiderschranks entdeckte er das Kuvert.
    Es war noch verschlossen.
    Das Geld zählen?
    Nicht hier, entschied er.
    Er schob den Umschlag unter die Jacke,
trat zur Tür, nahm seine Maske ab, verstaute sie — ebenso den Totschläger — und
horchte.
    Draußen war alles still.
    Er öffnete.
    Sie waren zu dritt und standen auf
Armlänge vor ihm: ein brutal aussehender Glatzkopf und zwei Südländer.
    Der Glatzkopf hatte die Hand mit
gekrümmtem Zeigefinger ausgestreckt, um an die Tür zu klopfen.
    Jetzt ließ er den Arm sinken.
    Grimp beherrschte sich meisterlich.
    „Wollen Sie zu mir?“ fragte er.
    „Zu Poldemar Plöckl“, erwiderte Hodi
Eckmüller.
    „Tut mir leid. Kenne ich nicht.“
    „Er hat Zimmer 312.“
    Grimp schüttelte den Kopf. „Das hier
ist mein Zimmer. Jedenfalls seit zwei Tagen.“
    Lässig zog er den innen steckenden
Schlüssel ab und trat auf den Flur.
    Hodi wich ihm aus, aber keinen
Zentimeter mehr als unbedingt nötig.
    „Verstehe ich nicht“, wandte er sich an
seine Begleiter. „Ihr habt doch auch 312 verstanden?“
    „312 hat Poldemar gesagt“, nickte
Gianni.
    „Und der Nachwuchstyp am Empfang auch“,
sagte Massimo, der Tango-Schleicher.
    Gelangweilt sah Grimp die drei an. „Vielleicht
wohnt Ihr Herr Stöckl in 212“, meinte er. „Wenn man nicht ganz deutlich
spricht, klingt es gleich.“
    Hodi schob die Zeigefingerspitze ins
rechte Ohr und rührte heftig.
    Vielleicht glaubte er, der Gehörgang
sei verstopft.
    „Wir gehen noch mal an die Rezeption“,
sagte er zu den beiden, „und fragen.“
    Ohne sich um Grimp zu kümmern,
schlurften sie ab.
    Er ließ ihnen Vorsprung, bis sie sich
in den Lift verfrachtet hatten. Dann sauste er wie angestochen zur Treppe und
in die zweite Etage hinab; zu seinem Zimmer. Jetzt gab’s nur eins: Flucht. Die
drei kannten sein Gesicht. Schlimmeres konnte nicht passieren.
    Er riß den Hörer ans Ohr und wählte die
Nummer der Rezeption.
    Tim meldete sich.
    „Hier Grimp, Zimmer 202. Muß sofort
abreisen. Machen Sie meine Rechnung fertig. Bin in einer Minute unten.“
    Er legte auf, warf seine Klamotten in
den Koffer, ließ die Hälfte zurück, fluchte lästerlich und spürte dann das
Kuvert unter der Jacke.
    Nur einen Blick! dachte er. Das ist
noch drin.
    Er riß den Umschlag auf und schüttete
den Inhalt aufs Bett.

    Für einen Moment blieb sein Herz
stehen. Er glaubte, ohnmächtig zu werden.
    Entsetzt starrte er auf das gebündelte
Papier.
    Papier! Zu Banknoten-Größe geschnitten.
Aber es war Papier, kein Geld.
     
    *
     
    „Das hätte ihm eher einfallen können,
dem Affen!“ schimpfte Karl — und machte sich daran, Grimps Rechnung
auszufertigen.
    Ziemlich überstürzte Abreise, dachte
Tim. Dann sah er, wie das

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