Hotel in Flammen
Rezeption.
Poldemar Plöckl trommelte nervös auf
den Tresen.
Seine goldgefärbten Locken leuchteten.
Er trug einen rosefarbenen Blazer zur dunkelblauen Hose, hatte an beiden
Handgelenken Gold hängen und das lindgrüne Hemd bis zur Brustmitte geöffnet.
Er sieht aus wie eine Tüte Bonbons,
dachte Tim.
„Bitte sehr, Herr Plöckl?“ fragte er
höflich.
Der musterte ihn aus harten Augen,
„Ah, ich weiß schon. Dieser Glattfeldt
ist nicht da. Vertrittst du ihn?“
Mal einer, der mich auf Anhieb duzt,
dachte Tim. Er nickte.
„Ich bin die Vertretung.“
„Gestern habe ich einen Umschlag im
Tresor deponiert ( hinterlegt)“, sagte Plöckl. „Mein Name steht drauf.
Hier ist die Quittung.“
Er legte sie vor.
Glattfeldt hatte abgezeichnet.
„Sofort, Herr Plöckl“, sagte Tim und
schlurfte ins Büro.
Als er mit dem Umschlag zurückkam,
hatte sich Gunilde von Weyerpitz-Riehl eingefunden und lehnte — als sei sie
total übermüdet — an ihrem bunten Begleiter.
„...werde ich dann also ein bißchen
spazieren“, flötete sie, „bis du mit deinen Geschäften fertig bist. Weil mich
das — igittigitt - langweilt.“
„Bleib nicht zu lange, Mausi-Liebling“,
meinte er und sah ihr nach, als sie zum Portal stöckelte.
Die hellroten Tupfer in ihrer
blauschwarzen Herrenschnitt-Frisur wirkten heute, als hätte man sie mit
Himbeeren beworfen — und etliche Kopftreffer erzielt.
Poldemar Plöckls Blick glänzte.
Ist sie nicht ein Prachtweib! schien er
zu denken.
Dann schnappte er sich sein gefülltes
Kuvert und schob ab.
Da ist offenbar massenhaft Geld drin,
dachte Tim. Fühlt man leicht. Die Kohle, von der er geredet hat — gestern
abend, als er bei dem Trio im Wagen saß? Richtig! Um 10.10 Uhr sollen die
antanzen. Dann will er löhnen — für den vorletzten, den letzten Auftrag — und
als Vorschuß für die neue Aktion.
Tim stutzte.
In seinen grauen Zellen blinkte ein
Alarmsignal auf.
Dieser Plöckl, der zwar mehr nach Halb-
als nach Unterwelt aussah! Aber trotzdem... Dazu das Mercedes-Trio — jeder
einzelne wie ein Galgenvogel... Überhaupt: Bei zweien handelte es sich um
Italiener der weniger sympathischen Sorge. Und die wenigen Worte, die er — Tim
— und seine Freunde aufgeschnappt hatten...
Gedankensplitter. Aber sie splitterten
in eine einzige Richtung.
Die Typen, überlegte er, könnte man
leicht in die Nähe der Mafia rücken. Schutzgelderpressung, Giftanschlag aufs
Hallenschwimmbad — das mit denen in Verbindung zu bringen, ist kein bißchen
abwegig.
Natürlich war das bis jetzt nur eine
vage Vermutung mit null Beweis. Aber er beschloß, den Verdacht und die Typen im
Auge zu behalten.
Als sein Blick durch die Halle
wanderte, stellte er fest, daß sich der gaulgesichtige Grimp verdrückt hatte.
Gunilde spazierte noch im Park.
Karl kam zurück, brachte zwei Tassen
Kaffee mit und stellte Tim eine hin.
Ziemlich weit entfernt, versteckt
hinter Palmen, hatte sich Nadine niedergelassen.
Sie hielt sich ein Buch vor die Nase.
Aber Tim merkte, daß sie nicht las, vielmehr unter gesenkten Wimpern
herüberlinste.
Durch irgendwas, dachte er, bin ich
seit vorhin interessanter geworden. Verwunderlich! Sie krümmt sich vor
Verlegenheit. Aber sie beobachtet mich. Will sie nun doch schwimmen lernen?
Oder was ist der Knackpunkt?
So stark ihr Interesse entbrannt war — er
hatte keins.
Statt dessen zog er die Uhr zu Rate.
10.09 Uhr.
Gleich mußte das Mercedes-Trio...
Und da kamen sie auch schon.
Der Glatzkopf walzte voran. Der
untersetzte Italiener trug einen lilafarbenen Blouson. Der andere, der wie ein
Tanzlehrer von 1929 aussah, hatte sich in Duftwolken gehüllt.
Ob das unsere Zimmerpalmen aushalten?
überlegte Tim. Himmel, hat der mit Eau de toilette rangeklotzt! Gleich muß ich
niesen.
Der Glatzkopf trat zu ihm.
„Tag! Wir wollen zu Poldemar Plöckl.“
Weiß ich doch, dachte Tim. „Herr Plöckl
ist im Hause. Wahrscheinlich in seinem Zimmer. Nummer 312. Sie können den Lift
nehmen. Ist bequemer als die Treppe.“
Als die drei zum Lift stiefelten,
dachte er: Eigentlich müßte ich sie telefonisch anmelden. Aber ich weiß ja, daß
er sie erwartet. Lassen wir’s!
22. Raubüberfall
Hinter den Palmen versteckt, hatte
Gaulgesicht Grimp in der Halle gewartet.
Und richtig! Punkt zehn Uhr erschien
dieser beknackte Flippi-Typ Plöckl an der Rezeption und holte sein Kuvert ab.
Oswald Grimp hatte vermutet, der
Goldgelockte werde nun den ERLENHOF verlassen.
Darauf war er
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