Hotel Pastis
längst auf dem Weg nach Barcelona sein — als reiche Männer. Wie wohl Enrico mit den fiscs fertig wurde? Jedenfalls würde er heute wohl auf seinen Schönheitsschlaf verzichten müssen.
Jojo und Bachir tauchten allmählich aus der Dunkelheit auf, und der General spürte förmlich, wie sie grinsten.
»Hier«, meinte Jojo. »Fang auf.«
Zehn Millionen Francs schlugen gegen seine Brust, und er wiegte die Plastiktüte wie ein Baby. Sie stiegen in den Lieferwagen und fuhren los, um die anderen von der Scheune abzuholen.
Die Hotellobby sah allmählich aus wie der Wartesaal im Bahnhof von Avignon — überall auf Stühlen kauernde Gestalten, leere Kaffeetassen und Gläser, volle Aschenbecher. Die Gesichter der Männer waren grau vor Bartstoppeln und Müdigkeit. Nichts passierte, aber keiner wollte etwas verpassen.
Als es klingelte, sprangen alle gleichzeitig wie elektrisiert auf. Simon stürzte zum Telefon und nahm den Hörer ab.
»Was gibt es Neues?«
Simon sah kopfschüttelnd in die ihm zugewandten Gesichter. Es war nur Ziegler.
»Ich habe das Geld hinterlegt. Jetzt warten wir. Sonst können wir nichts tun.«
»Ist Parker da?«
»Ja, er ist hier. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
Ziegler überlegte. »Vielleicht ist der Augenblick nicht besonders günstig.«
»Was meinen Sie damit?«
»Nun, zwei Millionen Dollar sind zwei Millionen Dollar, Kumpel. Ich versuche schließlich, ein Geschäft zu führen.«
Simon senkte die Stimme. »Bob, wollen Sie mir einen Gefallen tun?«
»Kommt drauf an.«
»Rutschen Sie mir den Buckel runter.«
Simon legte den Hörer auf und ging durch das Foyer zu Hampton Parker, der mit dem Kopf zwischen den Händen dasaß. »Es war Bob Ziegler. Er... nun, er wollte nur wissen, ob Boone schon da ist.« Parker nickte. Er sah aus wie betäubt. »Wollen Sie nicht versuchen, ein bißchen zu schlafen?«
Der Texaner lockerte seine Krawatte und öffnete den Kragenknopf, so daß Simon die von der Anspannung roten Streifen an seinem Hals sehen konnte. »Ich glaube, ich muß bis zum Ende durchhalten«, erwiderte er. »Ein Bourbon würde mir guttun, wenn Sie einen haben.«
Sie gingen hinunter in die Bar, und Simon brachte eine Flasche und zwei Gläser auf die Terrasse. Dann saßen sie schweigend da, tranken und betrachteten den langen, dunklen Buckel des Lubéron, der allmählich deutlichere Konturen annahm. Die Nacht wich schon der Morgendämmerung. Simon fielen unzählige unfreundliche Dinge ein, die er Ziegler am liebsten antun würde. »Zwei Millionen Dollar sind zwei Millionen Dollar, Kumpel.« Dieser Dreckskerl.
Der lange orange-braune Bus, dessen Dieselmotor dunkle Wolken in die Morgenluft blies, parkte am Rande der Place de la Bouquerie in Apt. Gonzales voyages, apt/Barcelone, tout confort/wc stand bereit, um die Passagiere einzulassen, die in kleinen Grüppchen in der Sonne standen. Sie schwatzten und lachten und waren gut gelaunt angesichts der bevorstehenden Ferien in Spanien und der billigen Pesetas.
Der General hatte ihnen gesagt, sie sollten nicht alle in einer Gruppe zusammen stehen und sich im Bus auf getrennte Plätze setzen. So standen er und Jojo noch abseits, während die anderen sich einreihten, um einzusteigen. Mit ihren vollgestopften Rucksäcken und den nichtssagenden blauen Jeans waren sie von den anderen Reisenden nicht zu unterscheiden. Nur Jojo war etwas auffälliger gekleidet und trug einen Strohhut und ein neues T-Shirt mit dem Aufdruck Vivent les Vacances! auf der Vorderseite. Er hatte sich ziemlich darüber gefreut, es war ein kleiner Wink; typisch für den General.
Jojo spürte die Riemen seines Rucksacks, der angenehm schwer auf seine Schultern drückte. Gutes Geld. Sie waren alle, zumindest in französischen Francs gerechnet, Millionäre. Er blickte um sich, um sich zu vergewissern, daß ihn niemand hören konnte.
»Warum hast du dich für den Bus entschieden?«
Der General strich sich lächelnd über den Bart. »Wonach würdest dn Ausschau halten, wenn du ein flic wärst? Doch wohl nach einem schnellen Wagen, wahrscheinlich gestohlen, oder nach ein paar Männern, die in letzter Minute am Flughafen ein Ticket kaufen, etwas in der Richtung, non? Aber werden sie nach einem schrottreifen Bus voller Touristen suchen? Außerdem gibt es keine Gepäckkontrolle. Und wahrscheinlich kümmern sie sich an der Grenze noch nicht mal um die Pässe.« Der General klopfte Jojo auf die Brust. »Manchmal ist es eben am besten, sich langsam aus dem Staub zu
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