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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Falle entdecken...« Seine Stimme wurde heiser. Er hatte einen merkwürdigen Geschmack im Mund, trocken und unangenehm, und er fragte sich, ob es die vielen Zigaretten waren oder die Angst.
     
    Der Zollbeamte gähnte und wünschte sich, er könne endlich seine enge Kabine verlassen und nach Hause gehen. Heute abend war fast gar nichts los, nur die übliche Lkw-Prozession, sonst nichts. Wenn dieser schwarze Mercedes mit dem Kennzeichen vom Departement Bouches-du-Rhône kam, würden sie ihn sofort erkennen. Wenn er kam. Er gähnte erneut und wandte sich dem Mann neben ihm zu, der vor einer Stunde gekommen war.
    »Woher wollen Sie wissen, daß es nicht nur ein emmerdeur war, der nichts zu tun hat?«
    Der andere zuckte die Achseln. Er hielt den Blick auf die Straße gerichtet und beobachtete den Verkehr, der in das Flutlicht eintauchte, das das Ende Frankreichs und den Beginn Italiens markierte. »Weiß der Himmel«, sagte er, »ich habe keine Ahnung. Jedenfalls haben die in Avignon es ernst genommen. Und die in Nizza auch. Es könne ein Racheakt sein. Der mec, der ihnen den Tip gegeben hat, sagte, es handle sich um Steuerflucht und Bargeldschmuggel. Ein dicker Fisch aus Marseille. Offensichtlich sind sie schon seit Jahren hinter ihm her.« Der Zollbeamte reckte sich. Wenigstens eine kleine Abwechslung von den tagtäglichen Gewichtskontrollen, die er bei den Lkws durchführen mußte. »Normalerweise lassen wir Personenwagen einfach durchfahren«, erklärte er, »sonst wäre die Straße von hier bis Menton dicht.«
    »Wahrscheinlich rechnet er genau damit. Vielleicht ist er aber auch einfach unvorsichtig. Haben Sie eine Zigarette?«
    »Hab’s aufgegeben.«
    »Ich auch.«
    Die beiden Männer starrten weiterhin auf die Reihe der Abblendlichter, die ihnen auf der autoroute entgegenkamen, bevor sich die Wagen auf die einzelnen Spuren verteilten und die Geschwindigkeit drosselten, um durch die Schranken zu fahren, an denen die Gebühr entrichtet werden mußte. Ein Laster aus Turin, der heimwärts fuhr. Ein VW-Wohnmobil mit auf dem Dach befestigten Surfbrettern. Zwei Motorräder, die hintereinanderfuhren.
    Sie sahen ihn beide gleichzeitig. Er rollte langsam in den Bereich der Flutlichter, ein schwarzer Mercedes 500, getönte Scheiben, Bouches-du-Rhône-Kennzeichen.
    »Da ist er ja.« Der Zollbeamte stand auf. »Sagen Sie den anderen Bescheid. Ich erledige die üblichen Formalitäten.«
    Er trat aus seiner Kabine und ging hinüber zu der Stelle, wo der Mercedes hinter einem Wohnwagen wartete. Er tippte an die Scheibe an der Fahrerseite, die lautlos hinunterglitt. Über die Schulter des Chauffeurs hinweg sah er im Fond einen Mann sitzen, der schlief und dessen eine Hand auf dem Diplomatenkoffer neben ihm ruhte.
    »Bon soir, monsieur. Vous êtes français?«
    Der Chauffeur nickte.
    »Haben Sie etwas zu verzollen?«
    Der Chauffeur schüttelte den Kopf.
    »Fahren Sie doch bitte dort hinüber, ja?«
    Das Weiße im Auge des Chauffeurs stach von seiner dunklen Haut ab, als er zum Straßenrand hinüberblickte. Dort warteten vier Männer in Anzügen im grellen Schein der Laternen. Einer von ihnen stand mit dem Rücken zum Mercedes. Enrico schnarchte leise weiter.
     
    Simon warf einen Blick auf seine Armbanduhr, stand auf und zog die Tüte unter dem Tisch hervor. »Ich mache mich jetzt wohl besser auf den Weg. Zwischen zwölf und eins soll ich dort sein.« Er nahm eine Taschenlampe und die Autoschlüssel und wandte sich noch einmal den Kriminalbeamten zu. »Keine Spielchen, klar?«
    »Monsieur Shaw, wenn Sie die Möglichkeit haben sollten, sich eins der Gesichter anzusehen...«
    Simon nickte. Natürlich, dachte er. Und sobald ich ihnen das Geld überreicht habe, werde ich sie alle bitten, auf einen Drink herzukommen, dann können wir zusammen feiern. Merkwürdigerweise fühlte er sich ganz ruhig, fast ein wenig fatalistisch, irgendwo zwischen Lähmung und Panik. War er verrückt, eine Million Pfund in einer Plastiktüte mitten in diesen verdammten Wald zu bringen und einem Haufen gefährlicher Irrer gegenüberzutreten? Ja, er war verrückt. Er nahm die Tüte und trat aus dem Büro, wo Nicole und Ernest beruhigend auf die ängstliche Françoise einredeten. Sie begleiteten ihn zum Auto, und als er davonfuhr, sah er im Rückspiegel ein hilfloses Trio, das mitten auf der dunklen Straße stand.
    Er hielt an der Kreuzung unterhalb von Ménerbes, wo die D3 in das Tal nach Bonnieux abzweigte. Plötzlich hörte er durch das Brummen des Motors

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