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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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»daß Sie Ihr ganzes Leben mit zarten Pflänzchen vergeuden, die zu Anfällen neigen. Der geheiligte Vorstand, die Kunden, die Würstchen aus der City, der gräßliche ewig Jugendliche, der die Kreativabteilung leiten soll — wie er nur glauben kann, daß es niemandem auffällt, wenn er alle halbe Stunde aufs Klo geht und mit laufender Nase zurückkommt, ist mir ein Rätsel — , alle machen mehr Ärger, als sie wert sind, wenn Sie mich fragen.« Er vollbrachte das Kunststück, an seinem Champagner zu nippen und gleichzeitig herablassend dreinzublicken. »Was Sie natürlich tunlichst vermeiden.«
    Damit stellte Ernest sein Glas ab und mischte die Salatsauce, als wollte er sie strafen; er schlug das Olivenöl und den Weinessig, bis sich fast Schaum bildete. Dann stippte er den kleinen Finger in die Schüssel und leckte ihn ab. »Köstlich.«
    »So ist nun mal das Berufsleben, Ern. Man kann nicht erwarten, daß alle liebenswert sind, mit denen man zusammenarbeiten muß.«
    Ernest schnitt die Gänseleberpastete in dünne, rosafarbene Streifen und legte sie in eine bereits vorgewärmte, vom Gebrauch schon schwarz gewordene gußeiserne Pfanne.
    »Ich werde jedenfalls nicht zulassen, daß sie uns unser Abendessen verderben.« Er goß das Dressing über den Salat und mischte ihn mit schnellen, geübten Händen, bevor er sich die öligen Finger abwischte, hinüberging und einen Blick in die Pfanne warf. »Die foie gras darf auf keinen Fall zu heiß werden. Sie schmilzt dann einfach weg und ist fort.« Dann verteilte er den Salat auf zwei Teller, und sobald die ersten kleinen Bläschen am Rand der Pastete sichtbar wurden, nahm er die Pfanne vom Herd und ließ die weichen Streifen auf ihr Salatbett gleiten.
    Der erste Bissen, den Simon zu sich nahm, war knackig und kühl — der Salat — , und zugleich würzig und warm — die foie gras. Ihm gegenüber am Tisch erforschte Ernest gerade mit halbgeschlossenen Augen den Wein, indem er respektvoll daran schnüffelte.
    »Wird er dazu passen?« erkundigte sich Simon. »Der Fachliteratur nach sollten wir hierzu einen Sauternes trinken.«
    Ernest behielt den Wein noch einen Moment lang im Mund, bevor er antwortete. »Absolut himmlisch. Wir sollten ihn nicht wieder zurückgehen lassen.«
    Sie aßen schweigend, bis nichts mehr von dem Salat übrig war. Simon wischte seinen Teller noch mit einem Stück Brot sauber und lehnte sich dann auf dem Stuhl zurück. »Ich habe seit Monaten nichts mehr so sehr genossen.« Dann nahm er bedächtig einen Schluck Wein und ließ ihn über die Zunge rollen, bevor er ihn hinunterschluckte. »Wie ist die Küche in dem neuen Unterschlupf?«
    »Fürchterlich«, erwiderte Ernest, der gerade mit dem Tranchieren der Lammkeule begann. »Eng und aus Plastik. Genau das Richtige für einen Zwerg ohne jeden Geschmack, der Kochen zutiefst verabscheut. Die Mäklerin war ungeheuer stolz darauf. Zweckmäßig gebaut, hat sie gesagt. Für welchen Zweck, habe ich zurückgefragt. Um belegte Brote für einen einsamen Fernsehabend zu schmieren?«
    Simon hatte kurzfristig eine Wohnung in der Rutland Gate gemietet, in erster Linie, weil sein Büro direkt um die Ecke lag. Er hatte sie sich kaum angeschaut; der Wagen hatte unten auf ihn gewartet, um ihn zum Flughafen zu bringen. Was zum Teufel machte das schon? Es war ein Platz zum Schlafen, bis er etwas gefunden hatte, wo er leben wollte.
    »Es ist ja nicht für lange, Ern. Sobald ich etwas Zeit habe, sehen wir uns nach einer richtigen Wohnung um.«
    Der Lammbraten, den Ernest jetzt servierte, war rosig und triefte vor Saft. »Darauf würde ich nicht wetten. Ich kenne Sie. Alle fünf Minuten unterwegs nach New York oder Paris oder Düsseldorf. Immer nur in Eile, Probleme mit der Zeitumstellung und schlechte Laune. Und wenn Sie in London sind, jagt eine langweilige Sitzung die nächste.« Ernest leerte sein Glas und schenkte sich Wein nach. Seine Wangen glühten, als er sich im Kerzenlicht nach vorne beugte. »Dabei sind Sie denen in der Firma reichlich egal, wissen Sie das?«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Sie selbst sind ihnen piepegal. Es geht ihnen nur darum, was Sie für sie tun können. Ihre neuen Autos, ihre Prämien, ihre blöden kleinen Spielchen um die Statussymbole — ich habe gehört, wie Jordan gestern eine halbe Stunde lang gezetert hat, weil ein Kunde auf seinem Garagenplatz parkte. Man hätte meinen können, jemand habe sich an seiner Sekretärin vergriffen.
    >Ich — werde das Simon zur Kenntnis bringen

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