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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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City durchaus etwas von der Werbebranche versteht. Mehr Besonnenheit und weniger Wunschdenken wären also angebracht.«
    »So eine Scheiße!« Simon knallte den Hörer auf die Gabel, dabei fiel Zigarrenasche auf seine Hose. Er ging zum Fenster und starrte hinaus auf den goldflirrenden Platz, wo die niedrige Abendsonne das sich gelb färbende Blattwerk der Bäume umfing. Doch als er sich zu erinnern versuchte, wie der Platz im Frühling und im Sommer aussah, fiel ihm auf, daß er ihn nie wahrgenommen hatte. Überhaupt hatte er schon lange nicht mehr aus Fenstern hinausgesehen. Sein Leben bestand darin, Menschen in geschlossenen Räumen gegenüberzusitzen, Angestellte zu hätscheln, Kunden zu schmeicheln, die Wilkinsons und Vorstandssitzungen und Wirtschaftsjournalisten zu ertragen. Eigentlich kein Wunder, daß Caroline das nicht hatte mitmachen wollen. Aber zumindest hatte sie das Vergnügen gehabt, sein Geld auszugeben.
    Seit offensichtlich geworden war, daß seine Ehe ein Fehler gewesen war, hatte er es in seinem Bemühen, nicht allzuviel darüber nachzudenken, zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Die Metamorphose von der Sekretärin zur Gattin eines reichen Mannes hatte Caroline verändert. Vielleicht hatte sich unter ihrer hübschen Schale auch schon immer eine Ziege verborgen. Nun, es war auf jeden Fall vorbei, ausgenommen die Unterhaltszahlungen, und wieder einmal war er, wie Ernest in einem seiner weniger steifen Momente bemerkt hatte, ein flotter Junggeselle.
    Simon ging durch die Diele und rauchte seine Zigarre im Wohnzimmer zu Ende. Irgend jemand hatte ihm einmal erzählt, daß man ohne weiteres ein paar Tausender draufschlagen konnte, wenn es in einem zum Verkauf stehenden, leeren Haus nach einer guten Havanna roch. Unterschwellige Werbung. Er ließ den Stummel im Kamin verglühen und ging wieder in die Küche.
    Nachdem er die Flasche Petrus gefunden hatte, stellte er sie vorsichtig auf den Tisch und genoß das bedächtige Zeremoniell des Öffnens; zuerst wurde die äußere Kapsel sauber abgeschnitten und dann der lange Korken behutsam und gleichmäßig herausgezogen. Was für ein Wein! Tausend Pfund pro Kiste, wenn man überhaupt das Glück hatte, einen angeboten zu bekommen. Weinbergbesitzer, das wäre eine lohnende Beschäftigung. Keine Kundenpräsentationen, nicht diese Idioten aus der City, keine Vorstandssitzungen — einfach nur ein paar Quadratmeter Kies und Lehm zu beackern, und Nektar am Ende eines jeden Jahres. Er hielt die Flasche gegen das Licht und goß den dunklen, schweren Wein in eine Karaffe, bis er die ersten Anzeichen von Weinstein im Flaschenhals entdeckte. Selbst auf eine Armlänge Entfernung stieg ihm das kräftige, samtig süße Aroma in die Nase.
    Er hatte die Karaffe gerade auf dem Tisch abgestellt, als er die Eingangstür hörte, und dann Ernest, der mit seinem hellen Tenor »The Teddy Bears’ Picnic« sang. Simon lächelte. Die Scheidung bekam Ernest offensichtlich ausgezeichnet; er war sichtlich fröhlicher, seit Caroline das Haus verlassen hatte.
    »Nun denn«, meinte Ernest, als er die Einkaufstüte abstellte. »Die Lebensmittelabteilung bei Harrods ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Der reinste Zoo. Leute in Turnschuhen und Trainingsanzügen mit ausgebeulten Hosen, kaum einer spricht Englisch, und die armen Burschen hinter den Theken laufen sich die Hacken ab. Ich frage mich, wo die Zeiten von Anstand und Muße geblieben sind. Aber was soll’s? Ich bin entkommen und habe genug für ein schlichtes, ländliches Mahl erbeutet.«
    Mit diesen Worten zog er sein Jackett aus, streifte eine lange Küchenschürze über und begann, die Tüte auszupacken. »Zu Beginn eine salade tiède, dachte ich mir, mit ein paar Streifen foie gras, und dann Ihr Leibgericht.« Er zog eine wohlgeformte Lammkeule heraus. »Mit Knoblauch und grünen Bohnen. Und zum Abschluß...«, er wickelte zwei Päckchen aus und streckte sie ihm entgegen, »...ein Häppchen Brillat-Savarin und ein scharfer, kleiner Cheddar.«
    »Großartig«, sagte Simon. Er öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Champagner heraus. »Brechen Sie mit einer lebenslangen Gewohnheit, ja?«
    Ernest blickte von den Knoblauchzehen auf, die er gerade schälte. »Nur ein Glas, um dem Koch Mut zu machen.« Als Simon den Korken herausdrehte und zwei Gläser füllte, legte er das Messer weg.
    » Cheers, Ern. Danke, daß Sie sich um all das gekümmert haben.« Mit einer Handbewegung deutete er auf die Umzugskartons, die sich

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