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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Bechtle
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zentimetergenaue Luftaufnahmen bekannt. Der einzige Zugang führt über die Rue des Gords, für die Polizei also kein besonderes logistisches Problem.
    Rampal unterstehen drei Hundertschaften Polizei und Sicherheitsbeamte. Im Schutze der Dunkelheit haben die Mannschaften am Eingang der Rue des Gords Position bezogen. Weitere Einheiten sind während der Nacht in der Nähe anderer bekannter Stützpunkte der Terroristen im Oise-Tal aufgefahren.
    Im ersten Morgendämmern zieht sich ein zartes Rosa über den wolkenlosen Himmel. Rampal bespricht letzte Einzelheiten mit seinen Offizieren. Die Truppen stehen schwer bewaffnet bereit. Spätestens seit dem 11. September weiß jeder, dass ein solcher Einsatz gegen Terroristen lebensgefährlich ist.
    Kurz vor dem verabredeten Zeitpunkt meint Rampal einen Schuss zu hören, aus entgegengesetzter Richtung von der Zentrale der Iraner. Ob eine der anderen Einheiten zu früh losgeschlagen hat und auf Widerstand gestoßen ist? Eigentlich undenkbar. Er muss sich geirrt haben, denn sofort herrscht wieder geisterhafte Stille.
    Rampal schaut auf seine Uhr, um Punkt fünf gibt er den Befehl zum Sturm auf die Containeranlage. Gleichzeitig greifen andere Truppen ihre Ziele in der Umgebung an. Angriffshubschrauber der Terrorabwehr schweben dröhnend über dem Dorf.
    Rampals Einsatztruppen brechen das hohe Eingangstor zum Hauptquartier der Volksmudschahedin auf. Wie Ameisen überziehen die Polizisten in ihren schwarzen Sturmuniformen und Schutzhelmen das Gelände, dringen in die Wohnungen und Büros ein, Gewehr im Anschlag, auf jeden Widerstand vorbereitet. Aber es gibt keinen Widerstand. Die wachgerüttelten Bewohner werden in kürzester Zeit überwältigt, abgeführt und in die bereitstehenden Militärtransporter verfrachtet. Eine alte Frau, von einem Polizisten angerempelt, ist gefallen und blutet am Knie. Sonst gibt es keine Verletzten. Unter den Verhafteten befindet sich auch die selbsternannte Präsidentin des iranischen Widerstandsrats, Maryam Radjavi.
    Noch vor dem ersten Sonnnenstrahl ist die planmäßig abrollende Aktion vorüber. Jean-Louis Bruguière, der für sein unerbittliches Vorgehen gegen Terroristen bekannte Anti-Terror-Richter, berichtet kurz darauf über den Einsatz vor der Presse:
    »Der Eingriff heute Morgen kam unmittelbar bevorstehenden Anschlägen der Terroristen gegen iranische Ziele auf französischem Boden zuvor. 160 Verdächtige wurden in und um Auvers-sur-Oise gefasst, ohne dass ein einziger Schuss gefallen ist.«
    Kommandant Rampal verfolgt die Ausführungen im Rundfunk. Er wendet sich seinen Kollegen zu: »Hat einer von euch nicht auch einen Schuss gehört?«
    Immer neue Informationen über die Volksmudschahedin werden bekannt. Die Gruppe MEK, Mujahedin-e Khalq, ist den Amerikanern ein Dorn im Auge, seit sie an der Besetzung der amerikanischen Botschaft nach dem Sturz des Schahs im Iran beteiligt war. Sie hat den Tod einiger Amerikaner zu verantworten. Im Jahr 1997 setzten die USA sie auf die Liste der terroristischen Vereinigungen. Im vergangenen Herbst tat die EU dasselbe. Seitdem werden ihre Aktivitäten vom französischen Sicherheitsdienst beobachtet.
    Später am Vormittag informiert ein sichtlich zufriedener Innenminister Sarkozy die Bevölkerung über die Aktion. Die gesamte Führungsspitze sei festgenommen worden, außerdem habe man Bargeld im Wert von zehn Millionen Dollar konfisziert. Pläne für ein mutmaßliches Attentat in Paris würden momentan ausgewertet werden.
    Der iranische Präsident Chatami lobt den französischen Schlag gegen die Terroristen. Er lässt durchblicken, dass man den kürzlich beim Besuch von Außenminister Villepin in Teheran von französischer Seite geäußerten Wunsch nach engerer wirtschaftlicher Zusammenarbeit wohlwollend prüfen werde, und fordert die sofortige Auslieferung aller Verhafteten an den Iran.
    Anerkennung für das entschlossene Vorgehen Frankreichs kommt auch aus Washington. Selbst wenn man in der Frage des Irakkriegs unterschiedlicher Meinung sei, so stünden Frankreich und die USA in der Terrorbekämpfung doch Seite an Seite. Bei der MEK handle es sich um eine im Kern marxistisch-islamistische Gruppe, die mit Khomeini am Sturz des Schah-Regimes zusammengearbeitet habe.
    Der Bürgermeister von Auvers, Jean-Pierre Béquet, widerspricht den Darstellungen aus Paris und Washington aufs Heftigste. Maryam Radjavi und ihr seit einigen Monaten im Irak verschollener Ehemann Massoud lebten seit zwanzig Jahren mit ihren

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