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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Bechtle
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Anhängern gesetzestreu und unbescholten in ihrem Ort. Eine solche militärische Aktion gegen die Bevölkerung sei unvertretbar. Viele der Iraner seien in Auvers zum Teil schon in zweiter Generation ansässig, ihre Kinder gingen hier zur Schule, sie beteiligten sich am öffentlichen Leben.
    »Bei diesen Leuten handelt es sich nicht um engstirnige Islamisten, sondern um Muslime, die in ihrer Politik für eine Trennung von Staat und Religion eintreten. Warum hat mich niemand vorher gefragt? Was heute Morgen hier ablief, ist ein katastrophaler Fehler und eine Schande für Frankreich und unsere Ausländerpolitik«, erklärt der Bürgermeister vor der Presse.
    Ein Bäcker von Auvers erwähnt gegenüber einem Reporter, er habe am frühen Morgen entgegen der Angaben der Polizei Schüsse gehört, zumindest einen. Aber niemand sonst bestätigt dies. Der Bäcker sei bekannt für seine Erfindungen. Und überhaupt, was bedeutet ein Schuss beim Umfang der Aktion.

3.
    Sabine Bucher greift verschlafen zum Telefon auf dem Nachttisch. Dabei streift ihr Blick den Wecker, es ist kurz nach acht. Vergangene Nacht ist es spät geworden und heute, an ihrem ersten Urlaubstag, wollte sie erst einmal gründlich ausschlafen. Sie hat gleich ein ungutes Gefühl.
    »Madame Bucher?«
    Der Mann spricht Französisch. Büscher. Einer ihrer Mandanten hat wohl Probleme in Frankreich, denkt sie, während sie sich im Bett aufrichtet. Als ob man damit nicht bis zu einer christlicheren Zeit warten könnte! Als Anwältin ist man ja schließlich auch noch Mensch.
    »Hier ist die Polizei von Auvers-sur-Oise, Gendarm Crosnier. Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Kennen Sie einen Arthur Heller?«
    »Ja, mein Onkel. Aber warum rufen Sie mich an?«
    Sie hat mit ihm jeden Kontakt verloren, seit er vor zehn Jahren in eine Lebenskrise geriet und sein Unternehmen verkauft hat, um Schriftsteller zu werden.
    Er lebt in Paris, soviel sie weiß.
    »Er wurde hier heute Morgen tot aufgefunden. Es tut uns leid, Ihnen diese Mitteilung zu machen. Er trug Ihre Anschrift bei sich. Wir bräuchten möglichst schnell einige Hinweise zur Person. Ja und könnten Sie bitte nach Auvers-sur-Oise kommen, um ihn zu identifizieren, am besten noch vor der Obduktion.«
    Sabine ist plötzlich hellwach.
    »Das kommt etwas unerwartet, entschuldigen Sie, aber woran ist er gestorben?«
    »Wie es aussieht, hat er Selbstmord begangen. Die Untersuchungen laufen erst an.«
    »Und wo in Frankreich liegt denn dieser Ort, und warum rufen Sie nicht seine Frau an?«
    »Wir haben nur Ihren Namen bei ihm gefunden. Natürlich können wir auch seine Frau anrufen, wenn Sie uns freundlicherweise ihre Adresse geben.«
    »Sie sind seit langem geschieden, ich weiß nicht, wo sie wohnt und ob sie überhaupt noch lebt.«
    »Dann müssen Sie uns weiterhelfen: Auvers liegt in der Nähe von Paris. Die Sache ist ungewöhnlich, weil Ihr Onkel im Sterbezimmer von Vincent van Gogh gefunden wurde. Wir haben deshalb ein Interesse, den Fall schnell aufzuklären. Das Restaurant und das Museum im Van-Gogh-Haus bleiben bis auf weiteres geschlossen. Außerdem benötigen wir die Entscheidung der Angehörigen, was mit dem Leichnam zu geschehen hat.«
    »Er wollte eingeäschert werden, jedenfalls hatte er das erwähnt, als er mich vor Jahren zu einigen testamentarischen Angelegenheiten um Rat gefragt hat. Allerdings war das, bevor er nach Paris umsiedelte. Also, äschern Sie ihn ein. Das geht ohne mich.«
    »Ein Angehöriger muss ihn identifizieren.«
    »Und wenn Sie mich nicht gefunden hätten?«
    »Wir haben Sie gefunden. Madame Bucher. Und bitte, es geht um einen Toten, das ist ihre Pflicht als nahe Angehörige.«
    Aber was habe ich mit ihm zu tun?, denkt sie verzweifelt. Wenn es morgen passiert wäre, wäre ich auf Sylt gewesen und dann hätten sie dies auch ohne mich erledigen müssen.
    »Wie kommt denn mein Onkel in das Sterbezimmer van Goghs?«
    »Er ist vor einem Jahr Mitglied der Stiftung des Van-Gogh-Hauses geworden. Wenn man einen bestimmten Betrag stiftet, erhält man die Schlüssel zum Haus und zu dem Zimmer. Es stand zu befürchten, dass früher oder später jemand dem Beispiel van Goghs zum Selbstmord an dieser Stätte folgen würde. Was war Ihr Onkel von Beruf?«
    »Unternehmer.«
    »Von einem Unternehmer hätten wir das zu allerletzt erwartet.«
    »Eigentlich war er Schriftsteller. Obwohl mir nicht bekannt ist, dass er jemals etwas veröffentlicht hätte.«
    »Also doch, ein erfolgloser Nachahmer, der auf diese Weise

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