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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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ein knappes, eng anliegendes Kleid, zu dem ihr rabenschwarzes Haar einen beinahe bestürzenden Kontrast bildete. Mehr denn je war er sich ihres aufreizenden kindlich-fraulichen Wesens bewußt.
    Marsha sagte fröhlich: »Willkommen!«
    »Danke.« Er machte eine umfassende Handbewegung. »Im Moment bin ich noch ein bißchen überwältigt.«
    »So geht’s allen.« Sie hängte sich bei ihm ein. »Wir wollen die offizielle Besichtigungstour machen, bevor es zu dunkel wird.«
    Sie stiegen die Terrassenstufen hinunter und schritten quer über den Rasen, der sich unter den Füßen wie ein weiches Polster anfühlte. Marsha hielt sich dicht an seiner Seite. Durch den Rockärmel hindurch konnte er ihr warmes festes Fleisch spüren. Mit den Fingerspitzen berührte sie leicht sein Handgelenk. Außer dem Duft der Olivenblüten lag nun noch ein anderer zarter Wohlgeruch in der Luft.
    »Hier!« Marsha schwenkte unvermittelt herum. »Von hier aus sehen Sie alles am besten. Von hier aus werden immer Fotos gemacht.«
    Von dieser Seite des Rasens aus war der Anblick sogar noch eindrucksvoller.
    »Ein vergnügungssüchtiger französischer Adliger hat das Haus gebaut«, sagte Marsha. »Um 1840 herum. Er hatte eine Vorliebe für klassizistische Architektur und glücklich lachende Sklaven und wollte außerdem seine Mätresse in Reichweite haben; daher der Extraflügel. Den anderen Flügel ließ mein Vater anbauen. Bei ihm soll immer alles ausgewogen sein – Menschen, Konten und Häuser.«
    »Ist das der neue Fremdenführerstil – Philosophie plus Tatsachen?«
    »Oh, ich bin randvoll mit beidem. Sie wünschen Tatsachen? – Schauen Sie sich das Dach an.« Beider Augen schweiften nach oben. »Wie Sie sehen, ragte es über die obere Galerie hinaus. Das ist typisch für den Klassizismus von Louisiana – die meisten alten Häuser hier sind so gebaut, und das ist auch ganz einleuchtend, weil sie auf die Art Schatten und Luft hatten. Die Galerie war der Lieblingsaufenthalt der Hausbewohner, der Mittelpunkt des Familienlebens, wo man sich die Zeit mit Plaudern und allen möglichen Beschäftigungen vertrieb.«
    Er zitierte: »Haushalt und Familie, Teilhabe am guten Leben in einer Form, die zugleich vollkommen und selbstgenügsam ist.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Aristoteles.«
    Marsha nickte. »Er hätte das mit den Galerien verstanden.« Sie hielt inne und überlegte. »Mein Vater hat eine Menge restaurieren lassen. Das Haus ist jetzt besser, aber nicht der Gebrauch, den wir von ihm machen.«
    »Sie müssen dies alles sehr lieben.«
    »Ich hasse es«, sagte Marsha. »Ich habe das Haus gehaßt, solange ich denken kann.«
    Er blickte sie forschend an.
    »Oh, ich würde es nicht hassen, wenn ich bloß zur Besichtigung hier wäre – als Besucher unter vielen, die fünfzig Cent bezahlen, damit man sie herumführt, wie wir’s zur Frühlingsfiesta immer machen. Dann würde ich’s bewundern, weil ich alte Dinge liebe. Aber es ist gräßlich immer darin zu wohnen, zumal allein und nach Einbruch der Dunkelheit.«
    »Es wird dunkel«, sagte er mahnend.
    »Ich weiß. Aber Sie sind da, und das ist was anderes.«
    Gemächlich schlenderten sie über den Rasen aufs Haus zu. Zum erstenmal fiel ihm auf, wie still es war.
    »Werden Ihre anderen Gäste Sie nicht vermissen?«
    Sie streifte ihn mit einem mutwilligen Blick. »Welche anderen Gäste?«
    »Sagten Sie nicht …«
    »Ich sagte, ich würde eine Dinnerparty geben, und das tu ich auch. Für Sie. Falls Sie sich wegen einer Anstandsdame Sorgen machen, so ist ja immer noch Anna da.« Sie betraten das Haus. Es war schattig und kühl mit hohen Räumen. Im Hintergrund stand ein kleines ältliches Frauchen in schwarzer Seide und nickte ihnen lächelnd zu. »Ich hab’ Anna von Ihnen erzählt«, sagte Marsha, »und sie war ganz einverstanden. Mein Vater vertraut ihr unbedingt; folglich ist alles in Ordnung. Dann haben wir auch noch Ben.«
    Ein farbiger Diener folgte ihnen auf weichen Sohlen in ein kleines Studio, dessen Wände mit Büchern bedeckt waren. Von einer Anrichte brachte er ein Tablett mit einer Karaffe und Sherrygläsern herüber. Marsha schüttelte den Kopf. Peter akzeptierte einen Sherry und nippte nachdenklich daran. Marsha setzte sich auf ein Sofa und forderte ihn auf, neben ihr Platz zu nehmen.
    »Sie sind oft allein«, fragte er.
    »Mein Vater kommt zwischen seinen Reisen immer nach Haus. Nur werden die Reisen ständig länger und die Zeit dazwischen immer kürzer. Ich würde viel lieber

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