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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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in einem häßlichen modernen Bungalow wohnen, solange da ein bißchen Leben ist.«
    »Es sollte mich wundern, ob Sie das wirklich lieber hätten.«
    »Doch bestimmt«, sagte Marsha entschieden. »Falls ich mit jemandem zusammen wäre, den ich gern habe. Oder vielleicht ein Hotel – das würde mir genauso gut gefallen. Bekommen Hotelmanager nicht ein Appartement ganz für sich allein – im obersten Stockwerk des Hotels, direkt unterm Dach?«
    Erschrocken sah er auf und ertappte sie bei einem Lächeln.
    Einen Moment später meldete der Diener leise, es sei angerichtet.
    In einem angrenzenden Raum war ein kleiner runder Tisch für zwei gedeckt. Gläser, Tafelsilber und die paneelierten Wände schimmerten im Kerzenlicht. Über einem Kaminaufsatz aus schwarzem Marmor hing ein grimmig dreinblickender Patriarch, und Peter konnte sich des Gefühls nicht erwehren, als werde er einer kritischen Musterung unterzogen.
    »Lassen Sie sich von Urgroßvater nicht die Laune verderben«, sagte Marsha, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Seine grimmige Miene gilt mir. Sehen Sie, er schrieb mal in sein Tagebuch, daß er eine Dynastie gründen wolle, und ich bin seine letzte verzweifelte Hoffnung.«
    Beim Essen plauderten sie ungezwungen, während der Diener unaufdringlich servierte. Das Dinner war exquisit – der Hauptgang ein hervorragend gewürztes Jambalaya, gefolgt von einer ebenso delikaten Crème Brûlée. Peter, dem die Einladung gewisse Befürchtungen eingejagt hatte, entdeckte, daß er sich wirklich wohl fühlte. Mit jeder verstreichenden Minute wirkte Marsha munterer und charmanter, und er selbst wurde in ihrer Gegenwart immer aufgeschlossener. Darin lag letzten Endes nichts Erstaunliches, fand er, da der Altersunterschied zwischen ihnen keineswegs groß war. Und im sanften Schimmer des Kerzenlichtes, das den alten Raum um sie herum in Schatten tauchte, fiel ihm wieder auf, wie wunderschön sie war.
    Er fragte sich, ob der französische Adlige, der das große Haus gebaut hatte, und seine Mätresse früher hier auch so intim miteinander gespeist hatten. Entsprang der Gedanke einem Zauber, den die Umgebung und der Anlaß auf ihn ausübten?
    Nach dem Essen sagte Marsha: »Wir wollen den Kaffee auf der Galerie trinken.«
    Als er ihren Stuhl zurückzog, sprang sie rasch auf und nahm, wie schon vorhin, impulsiv seinen Arm. Belustigt ließ er sich in die Halle hinaus- und eine breite geschwungene Treppe hinaufführen. Oben mündete ein breiter Korridor, dessen mit Fresken bemalte Wände matt erleuchtet waren, in die offene Galerie, die sie von dem nun im Dunkeln daliegenden Garten aus betrachtet hatten.
    Mokkatassen und ein silbernes Kaffeeservice standen auf einem Korbtisch. Eine Gaslaterne verbreitete flackerndes Licht. Sie nahmen mit ihren Kaffeetassen auf einer Hollywoodschaukel Platz, die träge hin- und herschwang, als sie sich setzten. Die Nachtluft war angenehm kühl und von einer kaum spürbaren Brise bewegt. Aus dem Garten tönte das tiefe Summen von Insekten herauf; und von der zwei Blocks entfernten St. Charles Avenue drang gedämpfter Verkehrslärm herüber. Peter wurde sich plötzlich bewußt, daß Marsha neben ihm sehr still geworden war.
    »Sie sind ja auf einmal so wortkarg«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Ich weiß. Ich überlege, wie ich Ihnen etwas sagen soll.«
    »Warum kommen Sie nicht offen mit der Sprache heraus? Das ist meistens das beste.«
    »Na schön.« Ihre Stimme klang atemlos. »Ich hab’ festgestellt, daß ich Sie heiraten möchte.«
    Für eine Zeitspanne, die ihm endlos vorkam, die aber vermutlich nur einige Sekunden dauerte, blieb Peter reglos sitzen; auch die Schaukel bewegte sich nicht mehr. Dann stellte er mit bedachtsamer Sorgfalt seine Kaffeetasse ab.
    Marsha lachte nervös. »Falls Sie davonlaufen möchten, die Treppe ist da drüben.«
    »Nein«, antwortete er. »Wenn ich das täte, würde ich nie erfahren, warum Sie das eben gesagt haben.«
    »Ich bin mir nicht ganz sic her.« Sie sah in die Nacht hinaus, das Gesicht halb abgewandt. Er spürte, daß sie zitterte.
    Was immer er auch als nächstes zu diesem impulsiven Mädchen sagte, so kam es vor allem darauf an, daß er den richtigen Ton fand, daß er sanft und taktvoll zu ihr sprach. Dabei schnürte sich ihm vor lauter Nervosität die Kehle zusammen. Widersinnigerweise erinnerte er sich in diesem Moment einer Bemerkung, die Christine heute morgen geäußert hatte: Die kleine Miss Preyscott ist einem Kind so ähnlich wie eine Katze einem

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