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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Käufers, der seiner grotesken Last kaum Herr wurde; der Inbegriff der Respektabilität, wie die vertraute Maison-Blanche-Verpackung bezeugte; ein bereits erboster Gast, den man nicht weiter reizen durfte …
    Ehrerbietig händigte der Empfangsangestellte den Schlüssel von 973 aus.
    Während Keycase gemächlich zu den Fahrstühlen hinüberschlenderte, nahm der Betrieb vor dem Empfang wieder zu. Ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigte ihm, daß die Angestellten stark beschäftigt waren. Gut! Die Wahrscheinlichkeit, daß man den Vorfall besprach und womöglich Verdacht schöpfte, verringerte sich damit. Dennoch mußte er den Schlüssel möglichst schnell zurückbringen. Seine Abwesenheit konnte zu Fragen und Argwohn Anlaß geben, und das war besonders gefährlich, da das Hotel bereits alarmiert war.
    Zum Fahrstuhlführer sagte er: »Neun« – eine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, daß jemand gehört hatte, wie er den Schlüssel für ein Zimmer in der neunten Etage verlangte. Nach dem Aussteigen trödelte er, indem er Pakete zurechtschob, bis die Türen hinter ihm zugeglitten waren, und steuerte dann schleunigst die Personaltreppe an. Sein Zimmer befand sich nur ein Stockwerk tiefer. Auf einem Treppenabsatz, auf halbem Wege, stand eine Abfalltonne. Er stopfte die Azalee, die ihren Zweck erfüllt hatte, hinein. Einige Sekunden später war er in seinem Zimmer, der Nummer 830.
    Die Päckchen verstaute er hastig in einem Wandschrank. Morgen würde er sie in das Kaufhaus zurückbringen und sich das Geld rückerstatten lassen. Die Kosten waren zwar unbedeutend im Vergleich zu der Beute, die er zu erringen hoffte, aber bei der Abreise wären die Pakete eine hinderliche Last, und sie einfach im Hotel zurückzulassen, war zu riskant.
    Mit schnellen Handgriffen öffnete er den Reißverschluß eines Koffers und nahm einen kleinen lederbezogenen Kasten heraus. Er enthielt eine Anzahl weißer Karten, einige scharf gespitzte Bleistifte, Greifzirkel und ein Mikrometer. Keycase holte eine Karte heraus, legte den Schlüssel der Präsidentensuite darauf und zeichnete seinen Umriß sorgfältig nach. Dann maß er mit dem Mikrometer und den Greifzirkeln die Dicke des Schlüssels und die Ausdehnung der horizontalen Vertiefungen und vertikalen Einschnitte und notierte die Ergebnisse auf den Rand der Karte. In das Metall war eine aus Ziffern und Buchstaben zusammengesetzte Fabrikationschiffre eingestanzt. Er kopierte sie; die Chiffre konnte bei der Auswahl des Formlings von Nutzen sein. Schließlich, den Schlüssel gegen das Licht haltend, zeichnete er aus der freien Hand das Endstück des Schafts.
    Er besaß nun eine fachmännisch detaillierte Beschreibung, der ein geschickter Schlosser sicher folgen konnte. Keycase sann häufig belustigt darüber nach, daß seine Prozedur mit dem Wachsabdrucktrick, der bei Kriminalroman-Autoren so beliebt war, kaum etwas gemein hatte, dafür aber wesentlich wirksamer war.
    Nachdem er den lederbezogenen Kasten weggeschlossen und die Karte zu sich gesteckt hatte, begab er sich wieder hinunter in die Halle.
    Genau wie vorher wartete er, bis der Empfang alle Hände voll zu tun hatte. Dann schlenderte er gleichmütig hinüber und legte den Schlüssel von 973 unbemerkt auf den Empfangstisch.
    Wieder paßte er auf. Als der Betrieb abflaute, entdeckte ein Receptionist den Schlüssel. Teilnahmslos ergriff er ihn, warf einen Blick auf die Nummer und deponierte ihn in seinem Fach.
    Keycase wurde es warm uns Herz ob seiner Meisterleistung. Durch eine Kombination von Erfindungsgabe und Geschicklichkeit hatte er die Vorsichtsmaßregeln des Hotels überspielt und sein erstes Ziel erreicht.

 

    13
    Peter McDermott entnahm seinem Kleiderschrank eine dunkelblaue Schiarapelli-Krawatte und knüpfte sie gedankenvoll. Er befand sich in seinem kleinen, in der Stadtmitte gelegenen Appartement, unweit vom Hotel, das er vor einer Stunde verlassen hatte. In zwanzig Minuten wurde er bei Marsha Preyscotts Dinnergesellschaft erwartet. Er fragte sich, wer die anderen Gäste wohl sein mochten. Vermutlich würden außer Marshas Freunden, die – hoffentlich – ein anderes Kaliber hatten als das Dixon-Dumaire-Quartett, auch einige ältere Leute eingeladen sein, um seine Anwesenheit zu begründen.
    Nun, da der Zeitpunkt immer näher rückte, ertappte er sich dabei, daß er die Verpflichtung verwünschte. Viel lieber wäre er frei gewesen, um sich mit Christine zu treffen. Es verlangte ihn danach, Christine vor dem Weggehen

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