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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Jahrhundert serviert werden, paßten zusammen. Wir wurden Freunde, zum Teil aus gemeinsamer Verachtung für die Schlecker aus dem Norden, zum Teil aus der gemeinsamen Sehnsucht nach Dauer, nach solider Vergangenheit. Wir saßen bei ihm zu Hause und redeten und hörten Blues und Gospel. Potts Lieblingslied war eine Ballade von Mississippi-John Hurt über das Sterben:
    When my earthly trials are over, cast my body down the sea; save all the undertaker’s bills, let the mermaids flirt with me.
    Einmal sprachen wir auch darüber, wie wir zur Medizin gekommen waren.
    »Ich erinnere mich an einen Sommer auf Pawley’s Island, ich war vielleicht zwölf. Mutter hatte Daddy rausgeschmissen, und mein Bruder, meine Mutter und ich verlebten den Sommer an der Küste. Da habe ich mir eines Tages heißes Öl über die Hand gegossen, wirklich üble Verbrennungen, und Mutter brachte mich sofort zurück nach Charleston zu unserem Hausarzt. Seine Praxis bestand nur aus zwei großen Räumen, Mahagonitäfelung, Messingbeschläge, Apothekenschränke, Gefäße, du weißt schon. Er verband meine verbrannte Hand und sagte: ›Junge, du gehst gern zum Fischen, oder?‹ ›Yessir.‹ ›Was fängst du am liebsten?‹ ›Seebarsch und Bluefish, Sir.‹ ›Wandert der Bluefish schon?‹ ›Nein, Sir.‹ ›Nun, wir wollen sehen, ob du nicht wieder fischen kannst, wenn der Bluefish wandert.‹ Ich ging alle paar Tage zu ihm, um den Verband wechseln zu lassen. Er benutzte eine spezielle Salbe, und ich erinnere mich, daß er nach ungefähr einer Woche zu mir sagte: ›Die Salbe ist alle, und ich habe die Fabrik angerufen, die sie herstellt, New Jersey. Sie sagen, irgendeine Regierungsstelle hat ihre Anwendung am Menschen verboten, weil sie bei irgendwelchen weißen Mäusen Schäden hervorruft. Nun, an der Salbe ist nichts verkehrt. Junge, ich weiß das, ich benutze sie seit zwanzig Jahren. Ich bin also auf meine Farm gefahren und habe mir welche von der geholt, die ich für meine Pferde benutze. Sie hilft bei ihnen, und ich denke, sie wird auch bei dir helfen.‹ Natürlich hat sie geholfen, meine Hand heilte wunderbar. In dem Sommer habe ich Bluefish gefangen, genau wie er es gesagt hatte. Ich fing an, bei ihm herumzuhängen, mit ihm Hausbesuche zu machen. Was ich da gesehen habe! Wohin er kam, öffneten die Menschen ihm die Türen. Er saß die ganze Nacht in einer Hütte von Schwarzen, um Zwillinge zu entbinden, und danach wurde er ins Herrenhaus an der East Battery gerufen, wo er sich die Hände mit duftender Seife wusch und auf der Bahama-Veranda, wo sich die Seeluft von Fort Sumter mit dem Duft des Geißblatts im Garten mischte, von einem Buttler Zichorien-Kaffee serviert bekam. Ich habe viel mit ihm gemacht, habe viel gesehen und wünschte mir mehr als alles andere, so zu werden wie er.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Oh, er ist immer noch da. Er wartet darauf, daß ich hier fertig werde und zu ihm runterkomme, eine Weile mit ihm zusammenarbeite, bis er sich zur Ruhe setzen und ich die Praxis übernehmen kann. Ich denke, das könnte nächstes Jahr sein.«
    »Hört sich gut an. Ist es das, was du gerne machen möchtest?«
    »Ja, aber ich denke, es ist nur ein Traum.«
    »Warum nur ein Traum?«
    »Es ist nicht die Art Medizin, die ich hier lerne, oder? Ich hätte keine Ahnung von einer Zwillingsentbindung. Und meine Frau möchte ihr Chirurgieprogramm an der MBH nicht verlassen. Sie möchte überhaupt nicht in den Süden.«
    Auf der Party beim Leggo hatte Berry mich nach Potts gefragt, und ich hatte ihn ihr gezeigt. Er war der einzige ohne Namensschild, und Berry fragte mich warum.
    »Er hat es verloren.«
    »Hat er sich kein neues besorgt?«
    »Nein.«
    »Das hört sich nicht sehr gesund an. Es ist auffällig.«
    »Potts und auffällig? Unsinn.«
    »Es sieht aus, als kümmere er sich nicht viel um sich selbst.«
    »Du analysierst viel zuviel«, sagte ich irritiert.
    »Vielleicht, aber ich würde mir an deiner Stelle Sorgen um ihn machen, Roy.«
    »Danke für deine sachkundige Diagnose. Ich habe keine schlaflosen Nächte wegen Potts.«
    Das war nicht richtig. Eines Nachts lag ich wach und dachte an ihn. Ich dachte an seine Enttäuschungen: seine Frau, sein zu akademisch ausgerichtetes
Internship,
sein welkender Traum, zurück nach Charleston zu gehen und dort Arzt zu sein, sein trauriger Hund. Ich wurde unruhig. Ein paar Tage vorher hatten Potts und ich uns in seinem Schlafzimmer angesehen, wie die Crimson Tide aus Alabama die Georgia Tech

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